Das Werk „Drei Gemälde“

„Drei Bardamen“ (1933) von Paul Kleinschmidt Foto: Paul Kleinschmidt/Privat

Das bunte pralle Leben: „Prachtstücke“ von Paul Kleinschmidt zu sehen

Das Ernst-Barlach-Haus ist DIE Hamburger Adresse für Entdeckungen im Bereich der Klassischen Moderne. Das elegante weiße Kunstmuseum des Architekten Werner Kallmorgen aus dem Jahr 1962 liegt mitten im Jenischpark und lohnt immer einen Besuch. Derzeit gibt es dort wahre „Prachtstücke“ zu bestaunen.

Im Barlach-Haus kann man nicht nur Werke des namensgebenden Expressionisten Ernst Barlach sehen, sondern vor allem auch Wechselausstellungen von Künstlerinnen und Künstlern, die ein wenig vergessen sind – „kleine feine Projekte für Entdecker, Genießer, Hingucker und Sinnsucher“, schreiben die Ausstellungsmacher.

„Prachtstücke“-Ausstellung im Ernst-Barlach-Haus

Und so ist es auch jetzt wieder: Die Schau „Prachtstücke“ versammelt Werke von Paul Kleinschmidt aus den 1920er und 1930er Jahren. Und betrachtet man diese Malerei, dann ist man verdutzt. Diese Bilder sollen wirklich 100 Jahre alt sein? Der Berliner Maler, gestorben 1949, hat eine hinreißende Aktualität! Seine „Drei Bardamen“ von 1933 etwa, seine Bilder aus Varietés, Theatern, Zirkusarenen und Bars: Da steckt eine Lebenslust drin, eine Originalität, die uns auch heute noch schwer begeistert.

Kleinschmidt hätte das Zeug zum Superstar gehabt. Er hatte 1933 und 1934 Einzelausstellungen im Art Institute Chicago und im Philadelphia Museum of Art – dennoch zog es ihn nicht  in die USA, er blieb erst einmal in Deutschland.

Doch seine üppigen genussvollen Bilder, die ein ganz und gar emanzipiertes Frauenbild zeigen, waren den Nazis ein Dorn im Auge. Bald galt seine Kunst in der Diktatur als „entartet“, er musste emigrieren, lebt in der Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Frankreich. Viele seiner Bilder wurden im Krieg zerstört, bei einem Bombenangriff 1945 – Kleinschmidt war wieder in Deutschland – verbrannte sein gesamter Besitz. Er starb 1949 verarmt im hessischen Bensheim an der Bergstraße.

Öffentliche Führungen jeden Sonntag

Heute ist Paul Kleinschmidt bekannt für seine Landschaften, er malte sie in Oberschwaben, Südfrankreich oder auch im Central Park. Und er malte umwerfende Stillleben. Doch am prächtigsten sind seine satt kolorierten Darstellungen von Menschen, seine Kusshand werfenden Zirkus-Tänzerinnen, Bardamen und Kellnerinnen aus dem Berliner Nachtleben der Zwanziger. Echte „Prachtstücke“, die uns auch in verfinsterten Zeiten daran erinnern sollen, was Leben bedeutet: Genuss, Schönheit, Opulenz, Mitmenschlichkeit und Lebensfreude.

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Übrigens finden jeden Sonntag um 12 Uhr öffentliche Führungen durch die „Prachtstücke“ statt (lediglich Museumseintritt, ohne Anmeldung). Früh da zu sein lohnt sich!

Ernst-Barlach-Haus: bis 15.6., Di-So 11-18 Uhr, Baron-Voght-Straße 50a, 9 Euro, barlach-haus.de

Der Plan7 vom 7. März 2025 MOPO
Der Plan7 vom 7. März 2025
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