Zehn Menschen in bunter Kleidung, teilweise mit Instrumenten in der Hand lächeln und gestikulieren

Kiki Sauer (untere Reihe, 3. v. l.) und Christopher Blenkinsop (untere Reihe, 4. v. l.) mit ihren 17 Hippies. Und ja, sie sind wirklich nur zu zehnt.  Foto: Schmidt Schliebener

„Die Leute flippen total aus!“: 17 Hippies kommen in die Fabrik

Sie sind zwar keine 17, aber immerhin zehn – und sie sind in allen erdenklichen Stilen zu Hause. Die 17 Hippies scharwenzeln spielerisch durch Chanson, osteuropäische Melodien, Americana, Pop, Jazz,  Rock und vieles mehr, sie singen auf Deutsch, Französisch, Englisch und Hessisch und stehen für Neugier und Weltoffenheit. 2025 feiern sie ihr 30-jähriges Bestehen – und kommen mit dem neuen Album „Clowns & Angels“ nach Hamburg. Wir haben die Kreativköpfe, Sängerin und Akkordeonspielerin Kristin „Kiki“ Sauer (59) sowie Multiinstrumentalist Christopher Blenkinsop (61), gesprochen.

MOPO: Wie schafft man es, 30 Jahre in so einer großen Gruppe zusammenzubleiben?
Kiki Sauer: Durch Leidenschaft und die unbändige Liebe zur Musik und zum gemeinsamen Musikmachen. Allerdings ändert sich auch bei uns manchmal die Besetzung. Einer unserer langjährigen Kernmusiker, Lüül, ist uns zum Beispiel während der Pandemie abhandengekommen. Er lehnte die ganzen Vorsichtsmaßnahmen ab, aber da ich mich um meine sehr alte Mutter kümmerte, konnten wir nicht weiter gemeinsam proben. Generell war die Coronazeit für die Hippies richtig hart.
Christopher Blenkinsop: Aber wir haben das Beste daraus gemacht und eine App entwickelt, die wirklich abgefahren ist und mit der man unser letztes Album „9000 Nächte“ hören kann. Wir können aus erster Hand behaupten, dass Not tatsächlich erfinderisch macht.

17 Hippies: Mit neuem Album „Clowns & Angels“ in Hamburg

„Clowns & Angels“ ist aber nun wieder ein klassischer Tonträger.
Sauer: Ja. Das war eine sehr bewusste, aber nicht unbedingt einfache Entscheidung. Wir hatten das Gefühl, eine richtige Platte mit tollen Illustrationen in der Hand zu halten, ist einfach etwas viel Schöneres, als wenn wir nur eine Handvoll Songs rausgebracht hätten.
Blenkinsop: Wobei man schon feststellen muss, dass so ein Album eigentlich ein Relikt ist in Zeiten, wo die Aufmerksamkeitsspanne im Netz auf ungefähr 15 Sekunden gesunken ist. Das ist wirklich absurd. Ein „Dark Side Of The Moon“ würde heute kein Mensch mehr hören. Da dauert es dreieinhalb Minuten, bis überhaupt mal irgendwas passiert.


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Einer Ihrer neuen Songs ist eine Coverversion von Kraftwerks „Das Model“. Was steckt dahinter?
Blenkinsop: Wir haben vor Jahren in Paris bei einem Radiosender gespielt, und man bat uns, doch irgendeine in Deutschland wie auch in Frankreich bekannte Nummer auf unsere Weise zu interpretieren. So gaben wir zum ersten und dann auch einzigen Mal „Das Model“ zum Besten. Und jetzt hatten wir Lust, den Song einmal richtig auf Platte aufzunehmen.
Sauer: Na ja, du hattest Lust, Christopher. Ich bin ehrlich: Mein Ding war „Das Model“ überhaupt nicht. Ich hatte keinen Bock auf diese Retro-Nummer. Und so singe ich sie jetzt auch, was das Ganze aber schon wieder charmant macht. (lacht)

17 Hippies covern „Das Model“ von Kraftwerk

Der neue Song „Fahnen und Parolen“ verbreitet Aufbruchstimmung und ruft zum Optimismus auf. Wie blicken Sie gerade auf die Gesellschaft als solche?
Blenkinsop: Ich bin gebürtiger Brite und unter anderem in Kairo groß geworden. Mir geht das Lamento in diesem Land unglaublich auf die Nerven.

Wie meinen Sie das?
Blenkinsop: Klar, es ist übel, dass der Berliner Senat die Unterstützungen für Künstlerinnen und Künstler kürzt, auch wir leiden darunter, weil wir hier einen Mietvertrag mit der Stadt haben, die Stadt aber jetzt das gesamte Gelände an einen zypriotischen Investor verkauft hat und unsere Miete sich spätestens Ende 2026 wohl verdoppeln wird. Aber trotzdem finde ich es nicht richtig, dass die Kunst sich stets darauf verlässt, dass es immer irgendwelche öffentlichen Gelder gibt. Und wenn du viel auf Reisen bist, so wie wir, dann merkst du: Uns geht es in Deutschland wirklich wahnsinnig gut. „Fahnen und Parolen“ und auch das Lied „Clowns & Angels“ sagen: „Mach mal das Fenster auf und guck raus, es ist okay draußen.“ Wenn wir immer nur im Schneckenhaus bleiben und warten, dass die anderen die Dinge für uns regeln, verpassen wir halt die wunderbare Parade des Lebens.

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Sie haben auf der ganzen Welt gespielt, auf Festivals in Australien, in Israel, Jordanien, China und den USA. Reagieren die Menschen international unterschiedlich auf Sie?
Sauer: Ach, im Grunde flippen die Leute überall, wo wir spielen, total aus. (lacht)

Fabrik: 20.2., 20 Uhr, 41,35 Euro

Platten zu gewinnen!

Wir verlosen drei Exemplare von „Clowns & Angels“. Schicken Sie bis 19.2. eine E-Mail mit Betreff „Hippies“ an plan7@mopo.de und beantworten Sie folgende Frage: Wie viele Menschen sind in der Band? Bitte geben Sie Postanschrift an.

Veranstalter des Gewinnspiels ist die Morgenpost Verlag GmbH. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie unter www.mopo.de/gewinnspiel-agb

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