„Nur an die Decke gestarrt“: Bayern-Boss Eberl gibt Einblicke in seine Erkrankung
Drei Jahre nach seinem überraschenden Ausstieg bei Borussia Mönchengladbach als Sportdirektor hat Max Eberl offen von der für ihn gesundheitlich und menschlich schwierigen Zeit erzählt. „Was mich wirklich sehr getroffen hat, war im Nachgang irgendwann in diesem ganzen Reigen, was ich denn in Zukunft machen werde, dass die Menschen mir Schauspielerei und Theater unterstellt haben“, sagte der heutige Sportvorstand des FC Bayern München bei der Sportbusiness-Konferenz SpoBis in Hamburg. Das sei auch das, was viele Menschen in unserer Gesellschaft hindere zu sagen, wie es ihnen denn wirklich geht.
Im Januar 2022 war er von seinem Posten in Gladbach zurückgetreten. „Es ging einfach nicht mehr. Und ich habe gespürt, das war der einzige Schritt, den ich gehen konnte, um nicht völlig vor die Hunde zu gehen“, sagte Eberl.
Max Eberl rät Betroffenen zu Hilfe
Er habe viele Ziele im Leben gehabt, „die ich wirklich mit ganz, ganz viel Herzblut und Akribie versucht habe, umzusetzen“, sagte der 51-Jährige weiter. Irgendwann sei ein Punkt gewesen, an dem er gemerkt habe, es falle ihm schwer, zur Arbeit zu gehen. „Ich bin ins Büro gegangen und bin um elf Uhr wieder nach Hause gefahren und habe mich auf die Couch gesetzt. Und ich saß auf meiner Couch und habe eigentlich nur an die Decke gestarrt. Irgendwann war es dunkel draußen und ich habe gedacht: Okay, jetzt muss ich doch irgendwas essen.“

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Er sei nicht mehr in der Lage gewesen, das Leben normal zu führen „und schon gar nicht einen Bundesliga-Verein zu führen, mit all den Ansprüchen, mit all den Herausforderungen, die dieser Klub hatte“.
Max Eberl war 23 Jahre bei Borussia Mönchengladbach
Betroffenen in einer ähnlichen Situation wie er damals rät er, sich Hilfe zu suchen. „Ich habe den Exit rechtzeitig für mich persönlich hinbekommen“, sagte Eberl. Er habe viel gelernt. Eberl sprach davon, „die spannendste Reise meines Lebens gemacht zu haben. Obwohl ich viel erleben durfte durch den Fußball, durch alles, was ich gemacht habe, waren diese sechs, sieben Monate so die spannendste Reise, schmerzhaft, schön, emotional“.

Heute mache er vieles bewusster, sagte er. Früher sei er beim Spaziergang mit dem Hund stets erreichbar gewesen. „Und heute ist es so: Ich gehe mit dem Hund, ich lasse mein Handy zu Hause. Kein Trainer kann mich erreichen, aber auch kein Journalist kann mich erreichen. Ich gehe einfach mit dem Hund, ich gehe spazieren und ich versuche, einfach Spaß zu haben mit einem Lebewesen, das mir sehr, sehr lieb ist.“
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Eberl war 23 Jahre bei Borussia Mönchengladbach. Erst als Spieler, dann als Nachwuchskoordinator und seit 2008 als Sportdirektor. Knapp zehn Monate nach seinem Abschied wurde Eberl Sportchef bei RB Leipzig. Nach etwas mehr als zehn Monaten beendeten die Leipziger und er ihre Zusammenarbeit. Seit März 2024 ist der frühere Bundesliga-Profi Sportvorstand des FC Bayern. (aw/dpa)
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