„Jahrzehntelang vernachlässigt“: Was sich jetzt für Hamburgs Fußgänger ändern soll
Kaputte Gehwege, die im Sommer zu Stolperfallen und im Winter zu Eisbahnen werden. Parkende Autos, die kaum Platz zum Durchquetschen lassen. Fehlende Möglichkeiten zum Überqueren der Straße. All das gehört für Hamburgs Fußgänger zum Alltag. In der Politik sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer lange zu kurz gekommen, das soll sich jetzt ändern. Der MOPO liegt exklusiv der Antrag für ein stadtweites Fußverkehrskonzept vor.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Neukunden lesen die ersten 4 Wochen für nur 1 €!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen //
online kündbarMOPO+ Jahresabo
für 79,00 €Jetzt sichern!Spare 23 Prozent!Zugriff auf alle M+-ArtikelWeniger Werbung
Danach zum gleichen Preis lesen //
online kündbar
Kaputte Gehwege, die im Sommer zu Stolperfallen und im Winter zu Eisbahnen werden. Parkende Autos, die kaum Platz zum Durchquetschen lassen. Fehlende Möglichkeiten zum Überqueren der Straße. All das gehört für Hamburgs Fußgänger zum Alltag. In der Politik sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer lange zu kurz gekommen, das soll sich jetzt ändern. Der MOPO liegt exklusiv der Antrag für ein stadtweites Fußverkehrskonzept vor.
„Zufußgehen ist Basis-Mobilität“, heißt es in dem Antrag der rot-grünen Regierungsparteien. „Es ist die erste eigenständige Mobilität, die der Mensch lernt und die letzte, die er selbstbestimmt ausführen kann – und sei es mit Hilfsmitteln, wie Rollatoren oder Rollstühlen.“
Belange der Fußgänger wurden bislang vernachlässigt
Bislang wurden die Fußgänger und ihre Belange den einzelnen Bezirken überlassen. Selbst im explizit umbenannten „Hamburger Bündnis für den Rad- und Fußverkehr“ stehen sie hinten an: Auf dem 57-seitigen Papier bekommen die Fußgänger gerade einmal sechs Seiten gewidmet. Der Radverkehr hat im Vergleich 33 Seiten bekommen.
Jetzt soll der Fußverkehr ein eigenes, hamburgweites Konzept bekommen. „Zufußgehen ist nicht nur gesund, niedrigschwellig und klimafreundlich, es stärkt auch unser Erleben der Stadt und ermöglicht Begegnungen mit anderen Menschen“, sagt die Mobilitätssprecherin der Grünen, Rosa Domm. „Doch stadtweit sind Fußwege in den letzten Jahrzehnten vernachlässigt worden.“ Das solle sich jetzt ändern.
So soll das neue Hamburger Fußgängerkonzept aussehen
Der künftige Fußgänger-Superplan stützt sich auf zwei Säulen: Das sind zum einen bereits existierende Konzepte aus den einzelnen Bezirken, wie zum Beispiel Hamburg-Nord. Dort wurde bereits 2018 beschlossen, dass Passanten mehr Platz bekommen sollen – auch auf Kosten von Parkplätzen. Im Abendrothsweg in Hoheluft-Ost dürfen Autos seit kurzem zum Beispiel nicht mehr quer mit der Schnauze auf dem Gehweg parken, sondern nur noch längs, also parallel zum Bürgersteig. Querparken war zwar aufgrund der Tempo 30-Zone dort nie erlaubt, wurde aber bislang geduldet.
Das könnte Sie auch interessieren: Schönheitskur für Flaniermeile: So soll der Jungfernstieg bald aussehen
Zum anderen gibt es bereits ein entsprechendes Vorkonzept, das vom Braunschweiger Planungsbüro „plan & rat“ erstellt wurde. Unter anderem sollen die Gehwege barrierefrei werden, heißt es dort. Ein besonders Augenmerk liegt auf den Schulwegen. Dazu kommen eine bessere Beleuchtung, Reinigung und Winterdienst sowie spezielle Ampeln, an denen Fußgänger nicht so lange auf Grün warten müssen. Ampeln, an denen Radfahrer und Fußgänger erst drücken müssen, um grünes Licht zu bekommen, soll es künftig nicht mehr geben.
Erste Projekte oder sogar Straßennamen finden sich in diesem Vorkonzept noch nicht – das soll laut dem Antrag spätestens bis 2030 der Fall sein. Ole Thorben Buschhüter, Verkehrssprecher der SPD, kündigt zudem an, dass bis Ende 2024 ein Zehn-Punkte-Plan mit den wichtigsten Maßnahmen erstellt wird. „Schritt für Schritt schaffen wir so eine neue Grundlage für den Fußverkehr in unserer Stadt“, so Buschhüter. Über den Antrag entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft am 10. April.