Der Kiez ist zu laut – jetzt gibt’s neue Regeln: Das sagen die Clubs dazu
Blinkende Neonröhren und wummernde Musik: So kennen viele Nachtschwärmer die Große Freiheit auf St. Pauli. Doch immer häufiger gab es zuletzt Beschwerden über Lärm. Jetzt plant der Bezirk neue Regeln für die Partymeile. Die MOPO erklärt, was geschehen soll und hat die Clubs um Reaktionen gebeten. Drag-Queen Olivia Jones, die mehrere Lokale in der Straße betreibt, hat eine eindeutige Meinung dazu.
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Blinkende Neonröhren und wummernde Musik: So kennen viele Nachtschwärmer die Große Freiheit auf St. Pauli. Doch immer häufiger gab es zuletzt Beschwerden über Lärm. Jetzt plant der Bezirk neue Regeln für die Partymeile. Die MOPO erklärt, was geschehen soll und hat die Clubs um Reaktionen gebeten. Drag-Queen Olivia Jones, die mehrere Lokale in der Straße betreibt, hat eine eindeutige Meinung dazu.
„St. Pauli und insbesondere die Große Freiheit sind Synonyme für das Nachtleben bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Diesen Schatz möchten wir unbedingt erhalten und auch für die Zukunft sichern“, sagt Gordon Nelkner, Baudezernent im Bezirksamt Hamburg-Mitte. Gleichwohl habe die Lärmbelastung außerhalb der Bars und Clubs „zum Teil ein Maß erreicht, das wir nicht mehr tolerieren können“.
Außenlautsprecher und nach außen gerichtete Boxen direkt hinter geöffneten Fenstern und Türen würden es Passanten und Einsatzkräften schwer machen, sich zu verständigen. Nelkner spricht von einer „sehr negativen Entwicklung“.
Große Freiheit: So will der Bezirk den Lärm reduzieren
Jetzt will der Bezirk zeitnah neue Regeln für die Große Freiheit aufstellen: Der Außenbereich darf nicht mehr durch Lautsprecher beschallt werden. Lautsprecher im Inneren der Betriebe dürfen nicht nach außen schallen. Außerdem müssen Fenster und Türen ab 22 Uhr geschlossen werden.
Vorher hatte es dazu Gespräche mit Gewerbetreibenden gegeben. „Die Betreiberinnen und Betreiber der Bars und Clubs sind sich des Problems bewusst und zeigen sich in Gesprächen kooperativ, aber wir brauchen klare Regeln und Kontrollen vonseiten des Bezirksamtes, um die Situation zu verbessern“, so Nelkner. Das Ziel sei es, die „lebendige Atmosphäre von St. Pauli zu erhalten und gleichzeitig die zuletzt gestiegene Belastung für Anwohnende, Besucherinnen und Besucher und Einsatzkräfte zu reduzieren.“
Olivia Jones: „Damit werden auch die bestraft, die verantwortungsvoll waren“
Die MOPO hat mehrere Bars und Clubs um ihre Meinung zu den Maßnahmen gebeten. Drag-Queen Olivia Jones, die unter anderem die „Olivia Jones Bar” und „Olivias Show Club“ auf der Großen Freiheit betreibt, hat zur Außenbeschallung mit Musikboxen eine eindeutige Meinung. „Das wäre das Ende der großen Freiheit auf der Großen Freiheit. Tragisch, dass die Behörden jetzt zu diesem Mittel greifen müssen. Damit werden auch die bestraft, die verantwortungsvoll waren“, sagt sie. „Ich hoffe immer noch auf eine Lösung, die schwarze Schafe bestraft, anstatt die ganze Große Freiheit zum Verstummen zu bringen.“
Die Große Freiheit ohne Musik könne sich Jones einfach nicht vorstellen. Gerade jetzt, wo im Sommer das Leben endlich auch wieder draußen stattfindet. Allerdings findet sie auch, dass etwas passieren muss: „Es geht nicht, dass die Polizei ihre eigenen Funksprüche nicht verstehen kann und sich Gäste vor den Bars nicht mehr unterhalten können, weil in puncto Lautstärke immer wieder eine Art Wettrüsten entsteht, sobald einer die Boxen lauter dreht.“
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Für Benjamin Steinicke, Geschäftsführer des Musikclubs Große Freiheit 36 und der Colibiri Karaoke Bar, ist das Thema mit den Außenlautsprechern in der Großen Freiheit auch nicht neu. Seine Clubs haben zwar keine Lautsprecher, aber die Beschwerden über Lärm würden insgesamt zunehmen. Zum einen, weil die Anwohner sensibler geworden seien, zum anderen, weil es manche mit der Außenbeschallung übertreiben. „Man muss immer schauen, dass man miteinander einen Weg findet“, sagt er. „Wir werden auch in Zukunft noch mehr darauf achten, aber bei uns speziell sehe ich es aktuell nicht, dass wir jetzt den Betriebsablauf ändern müssen.“
Neben den Gesprächen mit den Clubs und Bars an der Großen Freiheit soll es laut des Bezirksamts auch ein Anhörungsverfahren geben. Alle Betroffenen werden über die geplante Maßnahmen schriftlich informiert und haben dabei die Möglichkeit, auf Besonderheiten ihres Geschäftsbetriebs hinzuweisen. So lassen sich für manche Läden vielleicht doch noch passgenaue Regelungen finden, mit denen alle gut leben können.