Hier können Sie ein ganzes Amtsgericht kaufen – doch die Sache hat ‘nen kleinen Haken
Für ein paar Millionen gibts vor den Toren Hamburgs gerade ein Gerichtsgebäude zu kaufen. Jawohl, Sie haben richtig gelesen: Der Besitzer des über 1000 Quadratmeter großen Amtsgerichts in Reinbek will das Objekt loswerden. Der Makler verspricht ein „einzigartiges Top-Investment“. Doch die ganze Sache hat einen Haken ...
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Für ein paar Millionen gibt‘s vor den Toren Hamburgs gerade ein Gerichtsgebäude zu kaufen. Jawohl, Sie haben richtig gelesen: Der Besitzer des über 1000 Quadratmeter großen Amtsgerichts in Reinbek will das Objekt loswerden. Der Makler verspricht ein „einzigartiges Top-Investment“. Doch die ganze Sache hat einen Haken …
Drei Etagen, 1315 Quadratmeter Wohnfläche, 56 Zimmer: Das sind die Eckdaten des Amtsgerichts in Reinbek (Kreis Stormarn) im Süden Schleswig-Holsteins. Der Makler Kai Busse ist mit dem Verkauf des besonderen Objekts beauftragt. Derzeit ist ein Privatier der Eigentümer – warum dieser das Amtsgericht jetzt zum Preis von 5,49 Millionen Euro loswerden will, möchte Busse nicht sagen.
Reinbek: Land will Haus nicht kaufen
„Wir haben zuerst mit dem Land Schleswig-Holstein gesprochen, da es natürlich naheliegt, dass man hier über einen Kauf der Immobilie nachdenkt“, so der Makler. Trotz ausführlicher Gespräche hätte das Land das Angebot aber letztendlich abgelehnt.
Warum will Schleswig-Holstein das Amtsgericht nicht haben? „Ein Erwerb der Liegenschaft wäre möglich gewesen, kommt aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage“, teilt das Justizministerium der MOPO mit.
Auch wenn das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht, hat es eine spannende Historie: 1858 wurde es von einem Privatmann als „Sophienbad“ direkt beim Schloss gebaut. Rund 60 Jahre lang diente das Anwesen dann als sogenannte „Kaltwasser-Heilanstalt“ – danach war es mal ein Sanatorium, ein Krankenhaus, eine Militärunterkunft und ein Kinderheim.
Seit 1999 befindet sich in dem Objekt nun das Amtsgericht. Und das ist auch der Haken an der Geschichte: Denn dass hier Prozesse stattfinden, wird vermutlich auch noch ein paar Jahre so bleiben: Der Vertrag mit dem Land Schleswig-Holstein gilt nämlich noch bis Ende 2024 – und bis Mai kann das Land entscheiden, ob es den Vertrag bis 2029 verlängern will. Und da das Land derzeit keine neue Immobilie sucht, in der das Amtsgericht unterkommen kann, liegt die Vermutung nahe, dass es die Verlängerungsoption bis 2029 nutzen wird.
Der neue Eigentümer muss also aller Voraussicht nach noch ein paar Jahre warten, bis er die Immobilie nach seinen Vorstellungen umgestalten kann. Der Makler sieht es positiv: „Einen verlässlicheren Mieter kann man sich kaum wünschen“, sagt er im Hinblick auf das Land Schleswig-Holstein.
Wenn das Amtsgericht dann mal irgendwann raus ist, gibt es laut Busse verschiedene Nutzungsmöglichkeiten: „In dem Gebäudekomplex lassen sich ohne Weiteres über 25 Wohneinheiten realisieren, ebenso ist ein Umbau in eine gehobene Seniorenresidenz oder ein Boutique-Hotel denkbar“, heißt es im Exposé.
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Das Amtsgericht sei demnach in einem „außergewöhnlich gepflegten Allgemeinzustand“. Das Gebäude sei kontinuierlich modernisiert und mit neuen Bädern, neuen Einbauküchen, einer modernen Brandschutzanlage und Kamerasystemen ausgestattet worden.
Wie Busse der MOPO sagte, gebe es schon mehrere Interessenten – einige könnten sich vorstellen, ein Hotel in den alten Mauern zu eröffnen. Zum Verkauf kam es jedoch bislang noch nicht.