Waren die Pfiffe gegen den HSV berechtigt? Schiri-Experte klärt auf
Er stand im Mittelpunkt der Diskussionen nach dem Derby zwischen dem HSV und Werder Bremen (2:3): Schiedsrichter Daniel Siebert. Der 37-Jährige hatte mit vielen kniffligen Entscheidungen zu kämpfen, zog gleich mehrfach seinen Video-Assistenten Pascal Müller zu Rate – unter anderem bei den beiden Bremer Handelfmetern. Sieberts Entscheidungen sorgten für viel Unmut bei einigen HSV-Fans.
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Er stand im Mittelpunkt der Diskussionen nach dem Derby zwischen dem HSV und Werder Bremen (2:3): Schiedsrichter Daniel Siebert. Der 37-Jährige hatte mit vielen kniffligen Entscheidungen zu kämpfen, zog gleich mehrfach seinen Video-Assistenten Pascal Müller zu Rate – unter anderem bei den beiden Bremer Handelfmetern. Sieberts Entscheidungen sorgten für viel Unmut bei einigen HSV-Fans.
Regeltechnisch lag er dabei aber zu einhundert Prozent richtig. Vor allem der Entschluss Sieberts, in der zehnten Minute nach einem Handspiel von Jonas Meffert auf den Punkt zu zeigen, gefiel manch einem HSV-Anhänger nicht. Meffert hatte einen Schuss von Ömer Toprak mit dem Arm abgefälscht, von wo aus der Ball bei Leonardo Bittencourt landete – der ihn wiederum aus einer Abseitsposition heraus im Tor unterbrachte. Eine regeltechnisch höchst komplexe Situation.
HSV gegen Werder: Schiedsrichter Siebert lag bei Elfmeter richtig
„Der Schiedsrichter und sein Gespann haben zunächst einmal das Handspiel von Jonas Meffert als strafbar bewertet“, erklärt Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt von „Collinas Erben“ der MOPO und bezeichnet diese Bewertung als „absolut richtig, weil der Arm nach draußen geht“.
In Fußball-Regel 12 „Fouls und sonstige Fehlverhalten“ ist ein Handspiel unter anderem dann als strafbar zu ahnden, wenn der Spieler „seinen Körper aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrößert“, insbesondere dann, wenn ein Spieler durch seine Bewegung „das Risiko eingeht, dass der Ball an seine Hand/seinen Arm springt und er dafür bestraft wird“. Eine solche Vergrößerung lag bei der Abwehr-Aktion von Meffert vor. Das Wegdrehen ist dabei nicht entscheidend.
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„Das Problem für den Verteidiger ist, dass nur das Handspiel die Flanke blockt“, sagte auch der Unparteiische Siebert selbst im Anschluss an die Partie bei Sky. Ohne die Vergrößerung der Körperfläche hätte Meffert die Flanke nicht abblocken können. Dass Müller als Video-Schiedsrichter eingriff, war in diesem Fall also alternativlos. „Sowohl der Eingriff als auch der Strafstoß waren korrekt“, stellt Feuerherdt klar.
HSV: Alex Feuerherdt von Collinas Erben erklärt Handelfmeter
Warum aber hätte man in diesem Fall nicht auf Vorteil entscheiden und den Treffer von Bittencourt zählen lassen können? „Auch bei einem absichtlichen Handspiel könnte das sogenannte ‚Deliberate Play‘ zum Einsatz kommen“, erklärt Feuerherdt. „Dann wäre das Abseits aufgehoben und der Treffer regelkonform. In diesem Fall wurde der Ball von dem Verteidiger aber abgeblockt und es lag kein Spielen des Balls im eigentlichen Sinne vor, sondern nur ein Blocken.“
Diese Unterscheidung sei bei der Szene besonders entscheidend. „Das ‚Deliberate Play‘ hätte durch das schlichte Blocken hier keine Anwendung gefunden“, erklärt Feuerherdt. „Dadurch wäre das Abseits nicht aufgehoben gewesen und deshalb hätte man das Tor auch nicht geben können. Entsprechend war die Entscheidung von Daniel Siebert, Handspiel und Strafstoß zu geben, korrekt.“
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Auch beim zweiten Elfmeter, den Bakery Jatta durch ein Handspiel bei einem Schuss von Mitchell Weiser in der 51. Minute verursacht hatte, lag dasselbe Kriterium vor wie beim ersten Strafstoß: die „Vergrößerung der Körperfläche“ laut Regel 12. Nur durch den ausgestreckten Arm hatte Jatta den Torschuss blocken können, ohne die vergrößerte Körperfläche wäre er nicht an den Ball gekommen. „Deshalb ist es strafbar“, hatte Siebert am Sky-Mikrofon erklärt. Und er lag – auch wenn manche HSV-Fans das anders vernommen hatten – auch bei dieser Entscheidung richtig.