Psychologe erklärt: „Der HSV hat seit Jahren das gleiche Problem“
Sechs Wochen ist es her, da war die Welt des HSV rosarot. Nacheinander hatte das Team von Trainer Tim Walter Köln, St. Pauli, Darmstadt und Heidenheim besiegt. In der Tabelle hatte der HSV zumindest den dritten Platz erklommen. Die Brust schien so breit wie die Elbe zu sein. Was folgte, war ein kaum vorherzusehender Schiffbruch. Sportpsychologe Matthias Herzog erklärt, warum es dem HSV dennoch immer wieder in dieser Phase der Saison passiert.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Sechs Wochen ist es her, da war die Welt des HSV rosarot. Nacheinander hatte das Team von Trainer Tim Walter Köln, St. Pauli, Darmstadt und Heidenheim besiegt. In der Tabelle hatte der HSV zumindest den dritten Platz erklommen. Die Brust schien so breit wie die Elbe zu sein. Was folgte, war ein kaum vorherzusehender Schiffbruch. Sportpsychologe Matthias Herzog erklärt, warum es dem HSV dennoch immer wieder in dieser Phase der Saison passiert.
Zwei Punkte aus vier Spielen holte der HSV zuletzt. Die Leistungen wurden kontinuierlich schlechter. Der alljährliche Rückrunden-Absturz scheint in vollem Gange. Wie aber ist es möglich, dass sich die Szenarien trotz großer personeller Fluktuation stetig wiederholen?
HSV: Psychologe Matthias Herzog erklärt Hamburger Problem
„Normalerweise“, sagt Sportpsychologe Matthias Herzog, „wäre es angebracht, dass Spieler, die so etwas schon mal erlebt haben, Strategien entwickeln und sich fragen: Wie gehen wir dieses Jahr damit um? Ich zweifle an, dass das beim HSV vernünftig gemacht wird, dass das aufgearbeitet wird.“ Das sei das Kernproblem, auch neue Spieler würden dadurch nicht vor Negativspiralen geschützt. „Die Spieler, die neu dazukommen, sollten eigentlich neutral sein – aber das sind sie in der Regel nicht, weil sie es durch die Medien, die Fans oder die anderen Spieler mitbekommen haben. Dann hängt man selbst mittendrin im Studel.“
Was ist in dieser Woche im Volkspark passiert? Jeden Freitag liefert Ihnen die Rautenpost Analysen, Updates und Transfer-Gerüchte – pünktlich zum Wochenende alle aktuellen HSV-News der Woche kurz zusammengefasst und direkt per Mail in Ihrem Postfach. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Der 45-Jährige vermisst Kommunikationsstrategien innerhalb des Teams, das sich nicht hinreichend auf krisenhafte Situationen vorbereite. „Man wartet immer, bis das Kind in den Brunnen gefallen ist“, sagt Herzog. Seine ernüchternde Erkenntnis: „Der HSV hat seit Jahren das gleiche Problem, dass er mit dem Druck nicht umgehen kann.“
HSV kann im Angstzustand „nur 60 Prozent der Leistung abrufen“
Bei einem Zustand der Angst können man „nur 60 Prozent der Leistung abrufen“, erklärt der Psychologe. „Man verkrampft und sieht ziemlich alt aus, verliert unnötig Spiele und dann kommt dieses Déjà-vu.“
Beachtlich sei, dass der Klub dennoch auf eine enorm große Fanbasis bauen kann. „Normalerweise müssten sich die Spieler gar keine Sorgen machen, weil sie wissen, dass die Fans immer hinter ihnen stehen“, sagt Herzog, der die Kulisse im Volkspark niemals als Bürde betrachten würde. „Aber die Spieler nutzen den zwölften Mann nicht für sich und haben trotzdem eher Sorge.“
Das könnte Sie auch interessieren: Doyle blüht auf und hat eine Botschaft für Walter
Trainer Tim Walter könne die Profis nicht allein von dieser psychischen Last befreien. „Wenn ein Spieler Angst hat, erzählt er das nicht demjenigen, der darüber entscheidet, ob er aufgestellt wird oder nicht“, sagt Herzog. Dafür brauche es einen Mentaltrainer.