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  • Foto: imago images/Oliver Ruhnke

Kiel Favorit am Millerntor: Uwe Stöver: „St. Pauli gehört in den bezahlten Fußball“

Bis zur Rückkehr von Holstein Kiel nach 36 Jahren in den Profi-Fußball anno 2017 waren die Machtverhältnisse klar: Der FC St. Pauli war meist ein Vorbild für die „Störche“. Doch die sind den Hamburgern längst davon geflogen.

Während sie 2018 erst in der Relegation an Wolfsburg scheiterten, dürfen sie nun erneut von der Bundesliga träumen – und der Kiezklub kämpft ums Überleben. Eigentlich unfassbar, aber: Kiel kommt am Samstag als haushoher Favorit ans Millerntor.

Holstein Kiels Uwe Stöver: „Der FC St. Pauli gehört in den bezahlten Fußball“

Pikant: Der Mann, der von St. Pauli zusammen mit Trainer Markus Kauczinki am 10. April 2019 auf Platz sechs (!) gefeuert wurde, trägt viel zum Holstein-Höhenflug bei. Uwe Stöver (53) lenkt Kiel seit dem 7. Oktober 2019 als Sportchef mit Ruhe, Besonnenheit und Weitblick.

Über sein Ende am Millerntor sagt er rückblickend: „Ich war damals auch überrascht. Zwei Monate vorher hatte man noch meinen Vertrag, der noch eineinhalb Jahre lief, vorzeitig verlängert. Doch nach dem 0:4 im Derby gegen den HSV ist die Stimmung im Verein extrem gekippt und äußerst schwierig geworden.“

Holstein Kiel hat den FC St. Pauli abgehängt

St. Pauli wollte auf der Zielgeraden 2018/19 unbedingt nach oben, holte dafür „Aufstiegstrainer“ Jos Luhukay. Fakt ist: Seit dem Ende von Stöver und Kauczinski ging es nur noch bergab.

Genugtuung, dass St. Pauli wegen verfehlter Personalpolitik unten, Kiel wegen besserer Entscheidungen oben ist? „Nein, die spüre ich nicht. Im Sport geht es immer mal nach oben und mal nach unten. Ich bin einfach nur froh, dass wir mit Holstein so gut in die Runde reingekommen sind“, sagte Stöver.

Der Ex-Profi ist ganz Gentleman, will zum Absturz der Braun-Weißen nichts sagen. Das stehe ihm nicht nur wegen der fehlenden Nähe nicht zu. Zu einem möglichen Abstieg sagt er: „Natürlich würde mich das berühren und mir weh tun. St. Pauli gehört einfach in den bezahlten Fußball. Auch wenn ich nicht so lange bleiben durfte, hatte ich eine schöne Zeit, viel Spaß und Freude. Und natürlich interessiere ich mich auch – wie bei meinen anderen Vereinen – für die Entwicklung und die Perspektiven.“

Stöver: „Wir haben uns in der Breite und Spitze gut verstärkt“

Der Manager spricht lieber über den eigenen Klub, über dessen Weg zum Erfolg. Man habe aus der vergangenen Saison die richtigen Schlüsse gezogen und ein gut funktionierendes Gerüst erhalten: „Wir haben uns in der Spitze und in der Breite gut verstärkt.“ Und bis auf Joshua Mees alle Spieler am ersten Trainingstag zur Verfügung gehabt. Das sei der Harmonie auf dem Rasen zuträglich gewesen.

Einen prima Job machen auch drei weitere Ex-St. Paulianer: Fabian Boll (Assistent von Cheftrainer Ole Werner) und Torwarttrainer Patrik Borger gehören zu vielen Bausteinen, die zum Gerüst beigetragen haben. Sie alle bringen sich laut Stöver ein. Das macht auch Heimkehrer Fin Bartels trotz seiner 33 Jahre auf dem Platz: „Er ist nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein guter Typ. Durch seine Art und seinen Charakter ist er eine stabile Größe, die der Mannschaft sehr gut tut.“

Holstein Kiel: Für Stöver ist ein Aufstieg kein Thema

Trotz der jüngsten 1:2-Niederlage gegen Osnabrück wirkt die Holstein-Truppe überaus stabil. Nicht wenige trauen ihr die Eliteklasse des deutschen Fußballs zu. Doch Stöver wehrt ab: „Das ist für uns nur ein Thema nur bei der Lizenzierung. Wir setzen uns keine neuen Ziele. Es geht um eine weitere Etablierung in der 2. Liga.“

Was aber wenn es einen „Betriebsunfall“ gibt, der in der 1. Liga endet? Wäre Holstein bereit? Stöver entspannt: „Es gilt für alle: Wenn eine Saison mit einem sportlichen Erfolg gekrönt wird, dann ist es niemals zu früh.“

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Aber derlei Gedankenspiele hält der Macher angesichts von noch 20 ausstehenden Spieltagen für verfrüht. Stöver denkt ohnehin erstmal nur an das aktuelle Spiel. „An einem guten Tag kann jeder jeden schlagen. Wir werden nicht den Fehler machen, die unterschiedliche Tabellenregion als Maßstab zu nehmen. St. Pauli hat genügend Qualität“, sagte Stöver.

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