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Boot mit Geflüchteten
  • Geflüchtete kommen auf Lampedusa an.
  • Foto: IMAGO/ABACAPRESS

Extremer Ansturm: Flüchtlingslager auf Lampedusa überfüllt

Lampedusa, das ist das Tor zu einer besseren Welt. Wer es bis dorthin schafft, darf ein neues Leben beginnen. Daran glauben die Flüchtlinge, die an der tunesischen Küste in viel zu kleine Boote steigen – mit dramatischen Folgen: Allein am Dienstag erreichten mehr als 2500 Menschen die kleine Mittelmeer-Insel. So viele wie selten zuvor. Das Aufnahmelager ist überfüllt, die Lage chaotisch, die Behörden verlieren den Überblick. Und ein kleines Baby ertrank direkt vor der Ankunft.

Der Säugling fiel in der Dunkelheit ins Wasser, als die Küstenwache nachts 46 Migranten von einem Boot an Land bringen wollte. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet von chaotischen Szenen. Auch andere Menschen stürzten in dem Gedränge ins Wasser, konnten sich aber retten. Für das Baby kam jede Hilfe zu spät. Die minderjährige Mutter, sie kommt aus Guinea, musste die Insel ohne ihr Kind betreten. Sie wird psychologisch betreut.

Mehr als 2500 Migranten an einem Tag

Die junge Frau hatte ihre Überfahrt, wie die meisten Menschen hier, von der tunesischen Küstenstadt Sfax aus gestartet. Auch sie hat Schleusern zwischen 1000 und 5000 Tunesische Dinar, das sind 300 bis zu 1500 Euro, für die Flucht nach Europa bezahlt.

Auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa treffen tausende dieser Menschen zusammen – und es werden jeden Tag mehr: Am Montag hatten rund 1900 Migranten auf 51 Booten angelegt, am Dienstag dann waren es mehr als 2500. Man benötige dringend „ein Aufnahmesystem für die Boote im Hafen und eine schnelle Überstellung der Migranten auf das Festland“, sagte der Bürgermeister von Lampedusa, Filippo Mannino.

Das Aufnahmelager in Lampedusa ist überfüllt

Die meisten Menschen werden von Schiffen der Küstenwache, Finanzpolizei und Carabinieri im Meer aufgelesen und an Land gebracht. Einige erreichen aber auch selbstständig die Insel. Gestern bildete sich vor der Mole des Hafens schon am Vormittag eine Art Warteschlange von kleinen Metallbooten, die anlegen wollten.

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Das Erstaufnahmelager auf Lampedusa ist dramatisch überbelegt: Es ist nur für 400 Menschen ausgelegt, momentan halten sich dort aber fast 6800 auf. Oder mehr: Die Ex-Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, berichtet, dass so viele Menschen angekommen sind, dass es unmöglich erscheint, sie zu zählen. Insgesamt wurden laut dem italienischen Innenministerium seit Beginn des Jahres mehr als 118.000 Menschen verzeichnet, die übers Mittelmeer ins Land kamen. 2022 waren es bis Mitte September etwa 64.000.

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