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Wikileaks-Gründer Julian Assange
  • Wikileaks-Gründer Julian Assange 2020
  • Foto: Dominic Lipinski/PA Wire/dpa

Bittere Niederlage für Julian Assange: „Die Gefahr ist so real wie nie“

Ob er noch glaubt, dass ihm eine Auslieferung in die USA erspart bleibt? Ob er noch Hoffnung hat, seine Frau und seine Kinder irgendwann befreit zu umarmen? Schwer zu sagen, Julian Assange sitzt isoliert und weggesperrt im britischen Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh. Und es könnte sogar noch schlimmer kommen: Ihm droht weiter die Auslieferung an die USA. Seine Anwälte, seine Frau und Unterstützer kämpfen dagegen. Vor dem High Court gab es jetzt eine weitere bittere Niederlage.

Ein Richter des Londoner Gerichts lehnte zwei von den Anwälten des gebürtigen Australiers eingereichte Anträge auf Berufung ab. Assange wollte gegen die Gerichtsentscheidung über seine Auslieferung und gegen den Auslieferungsbescheid der britischen Regierung in Berufung gehen. Beide Anträge schmetterte der Richter als unzulässig ab.

„Die Gefahr ist so real wie nie zuvor“

„Reporter ohne Grenzen“, abgekürzt RSF („Reporter sans Frontières“), reagierte alarmiert auf die Niederlage: „Die Gefahr, dass er tatsächlich ausgeliefert wird, ist nun so real wie nie zuvor“, erklärte die Organisation. RSF-Geschäftsführer Christian Mihr erklärte: „Die historische Dimension dessen, was als Nächstes geschieht, könnte größer nicht sein. Es ist an der Zeit, diesem unerbittlichen Feldzug gegen Assange ein Ende zu setzen.“

Seine Frau Stella kämpft unbeirrt weiter für ihren Mann. Seine Anwälte werden noch einen Antrag einreichen. Noch ein Versuch. Der wird dann bei einer öffentlichen Anhörung von zwei Richtern geprüft. „Wir sind weiter optimistisch, dass wir uns durchsetzen werden und Julian nicht an die USA ausgeliefert wird“, twittert die Menschenrechtsanwältin.

Der Kampf um die Freilassung von Julian Assange dauert seit 2019. Das Verfahren geht zurück auf einen Auslieferungsantrag der USA – dort ist er im Zusammenhang mit Wikileaks und der Veröffentlichung hunderttausender Geheimdokumente in 18 Punkten angeklagt, unter anderem nach dem US-Spionagegesetz. Ihm drohen dort 175 Jahre Haft.

Ein Leben hinter Gittern führt der einstige Aktivist und Hacker bereits seit vier Jahren in London. Physisch und psychisch bringt ihn die Haft an seine Grenzen: „Er kämpft ums Überleben“, sagte Stella Assange im „taz“-Interview. Die Anwältin ist seit einem Jahr seine Ehefrau, die beiden haben zwei Kinder (vier und fünf). „Er muss mindestens 20 Stunden pro Tag in der Zelle bleiben“, sagt sie, ein bis zwei Mal pro Woche darf er seine Familie sehen. Das wäre in den USA anders: „Dort wird er in extremer Isolation leben“, so Stella Assange.

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Als letzte Option bliebe Assange, den Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu bringen. Der Erfolg: fraglich. Und wenn das Schlimmste passieren würde und ihr Mann ausgeliefert wird? Stella Assange befürchtet, dass er seinem Leben dann selbst ein Ende setzen würde.

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