x
x
x
Hochwasser
  • Nachdem die Ems über die Ufer getreten ist, steht das Wasser auf vielen flachen Flächen im Landkreis Emsland.
  • Foto: dpa

Hochwasser im Norden: „Wir können nur abwarten“

Flüsse treten über die Ufer und überschwemmen große Gebiete. Mancherorts kommt das Wasser den Menschen bedrohlich nahe. Und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht.

„Wir können nur abwarten, dass das Wasser abzieht“ – So wie der Bremer Landwirt Carsten Schnakenberg dürften aktuell viele Menschen in Niedersachsen und Bremen denken. Seit Weihnachten hält das Hochwasser Teile der beiden Bundesländer in Atem. Mancherorts stehen mehr als nur Straßen und Felder unter Wasser.

So auch bei Schnakenberg im Bremer Ortsteil Timmersloh. Sein Hof stand zeitweise nahezu vollständig unter Wasser. Immerhin das Wohnhaus sei trocken geblieben; Kälber habe er rechtzeitig auf dem Hof umsiedeln können. Doch die Sorgen hören nicht auf – für die kommenden Tage ist neuer Regen angekündigt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnete bis Mittwoch gebietsweise mit Dauerregen in Niedersachsen. In den vom Hochwasser besonders stark betroffenen Landkreisen wie Celle, Verden und Oldenburg wurden Niederschläge zwischen 40 und 50 Liter pro Quadratmeter erwartet.

Nach einer Übersicht des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz überstiegen unverändert viele Pegelstände von Flüssen die höchste Meldestufe. Dort besteht also die Gefahr größerer Überschwemmungen, die auch Keller und Straßen von Wasser bedecken. Betroffen waren Orte an der Weser, Aller und Leine. In den Gebieten der Flüsse Hase und Hunte droht bei weiterem Regen eine Verschärfung der Hochwasserlage. Laut dem Niedersächsischen Innenministerium war die Situation vor allem in den Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz und Verden sowie im Heidekreis weiter angespannt.

Unterstützung aus der Luft

Ein Hubschrauber der Bundespolizei war mehrfach im Einsatz und transportierte bis Dienstag rund 36 Tonnen Sand, wie ein Sprecher mitteilte. Damit wurden demnach etwa Deiche gesichert. Wegen der Lage in Niedersachsen sind zudem zehn Hubschrauber der Bundeswehr in Bereitschaft, wie das Landeskommando Niedersachsen mitteilte. Sie könnten beispielsweise bei Evakuierungen oder dem Transport besonders schwerer Sandsäcke helfen.

Unterdessen hat Niedersachsen weitere Unterstützungsangebote erhalten. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bot Hilfe bei der Bekämpfung des Hochwassers an. Woidke habe Regierungschef Stephan Weil (SPD) in einem Telefonat zugesichert, bei Bedarf Helferinnen und Helfer des Katastrophenschutzes zu schicken, teilte die Staatskanzlei am Dienstag in Potsdam mit.

Das könnte Sie auch interessieren: Hochwasser im Norden: 15-Jährige holt Pony ins Wohnhaus

Notdeiche sollen schützen

Im Bremer Ortsteil Timmersloh, wo auch der Hof von Carsten Schnakenberg liegt, dürften angesichts des anhaltenden Regens die Sorgenfalten wieder größer werden. „Jeder Tropfen, der von oben kommt, ist zu viel“, sagte Hans-Lüder Behrens von der Freiwilligen Feuerwehr. Zuletzt sei der Pegelstand in dem Ort um etwa 40 Zentimeter gesunken. Einige Straßen seien aber nach wie vor nur in Gummistiefeln passierbar; die Deiche seien durchweicht. „Sie halten noch. Aber keiner weiß, wie lange.“

Auch in Lilienthal nördlich von Bremen seien Einsatzkräfte weiter rund um die Uhr im Einsatz, wie eine Gemeindesprecherin sagte. Knapp 100 Menschen können in der Gemeinde derzeit nicht in ihre Häuser oder Wohnungen, sie mussten ihr Zuhause in der Nacht zum 28. Dezember verlassen. 350 Menschen konnten inzwischen wieder zurück. Unter anderem wurden dort besonders große Sandsäcke und ein mobiler Deich zum Schutz vor dem Hochwasser aufgebaut.

Auch an weiteren Orten, wie in Braunschweig oder der Stadt Oldenburg wurden mobile Deiche aufgebaut. In Oldenburg hat der Notdeich eine Länge von zwei Kilometern. Aus Frankreich sollte am Dienstagabend der erste Teil eines 1,2 Kilometer langen Notdeiches nach Niedersachsen geliefert werden.

Schäden werden sichtbar

An manchen Orten werden durch die Regenpause über Silvester und die zumindest vorübergehend sinkenden Pegelstände erste Schäden sichtbar, wie etwa in Verden. Die Kreisfeuerwehr dort, betonte nun aber, dass Bürgerinnen und Bürger sich selbst um die Beseitigung der Schäden kümmern müssen. Nur in bestimmten Fällen könnten Einsatzkräfte helfen, etwa wenn Gebäude oder Straßen absacken oder Risse an ihnen sichtbar werden. Bei Schäden an der Gas- oder Elektroinstallation sei der zuständige Energieversorger zu informieren. In den meisten weiteren Fällen bittet die Feuerwehr darum, dass Bürger sich selbst helfen oder Mitmenschen Unterstützung anbieten.

Talsperren im Harz geben weniger Wasser ab

Die Talsperren im Harz sind weiterhin sehr voll. Es sei aber möglich, die Wasserabgabe zu reduzieren, um die Unterläufe der Flüsse zu entlasten, teilten die Harzwasserwerke am Dienstag mit. „Die Talsperren haben sich durch die höheren Abgaben in den letzten Tagen wieder erholt und können wieder mehr Wasser aufnehmen“, sagte der Kaufmännische Geschäftsführer der Wasserwerke, Lars Schmidt. An der Okertalsperre – am zweiten Weihnachtsfeiertag noch vollständig gefüllt – sei nun zum Beispiel wieder Platz für bis zu fünf Millionen Kubikmeter Wasser.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte für den Harz vor Unwettern und Dauerregen. Innerhalb von 48 Stunden könnten bis zu 70 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fallen, hieß es von den Harzwasserwerken.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp