Amsel
  • Eine Amsel im Zierapfelbaum: Mit etwas Geschick wird der Garten zum ganzjährigen Vogel-Restaurant
  • Foto: picture alliance/dpa/Frank Rumpenhorst

Der eigene Garten als Vogel-Restaurant: So geht’s

Es müssen nicht immer die Meisenknödel aus dem Supermarkt sein: Viele Gärten bieten den Vögeln natürliches Futter. Man muss nur wissen, wo und wann es wächst, und schon wird der Garten zum ganzjährig beliebten Vogel-Restaurant.

Singvögel im Garten sorgen nicht nur für das morgendliche Open-Air-Konzert, sondern sie helfen auch dabei, Raupen, Läuse und andere unerwünschte Gäste im Zaum zu halten. Und: Der Anblick einer emsigen Vogelschar in Bäumen, Beeten und Sträuchern tut der Seele gut. Aber wie lockt man die gefiederten Gartenhelfer auf das Grundstück? Mit einem ganzjährig ausgewogenen Nahrungsangebot. Hamburgs häufigster Singvogel ist übrigens die Kohlmeise, es folgen Amsel und Blaumeise.

Die Kohlmeise ist der häufigste Vogel in Hamburgs Gärten Patrick Pleul/dpa-Zentralbild
Kohlmeise
Die Kohlmeise ist der häufigste Vogel in Hamburgs Gärten

„Vor allem im Winter ist das Bedürfnis der Vögel nach Nahrung groß,“ sagt Martin Rümmler, Referent für Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). Dann brauchen die Tiere energiereiches Futter – vor allem Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne, aber auch reife Früchte. Im Idealfall können Vögel an den Gartenpflanzen Beeren und Samen ernten – und nicht nur eine Sorte. Denn die verschiedenen gefiederten Mitbewohner haben ihre jeweilige Lieblingsspeise und das sind in der Regel heimische Pflanzenarten. Diese sind an die Bedürfnisse der Vogelwelt angepasst – und umgekehrt diese an die Pflanzen.

Ornithologen-Tipp: Niedriger Ehrenpreis

Ornithologe Peter Berthold empfiehlt den „Niedrigen Ehrenpreis“. Das ist eine kleine, krautige Pflanze, die bei milder Witterung ab Januar blüht. „Der Girlitz sammelt die kleinen Samen in der Milchreife, um sie im Frühling an die Jungen im Nest zu verfüttern“, erzählt der emeritierte Professor für Vogelkunde. Aber jede Regel hat Ausnahmen – so auch bei den nicht heimischen Pflanzenarten. So sind zum Beispiel die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Nachtkerzen mit ihren gelben Blüten durchaus eine Nahrungsquelle für heimische Vögel. Und eine ganz wertvolle dazu. Denn sie geben nicht all ihre Samen auf einmal frei, sondern öffnen ihre Kammern in Etappen, erklärt der Ornithologe. „Selbst im Juni des darauffolgenden Jahres können sich noch Schoten öffnen.“ Daher sind die Nachtkerzen eine Art immerwährende Streudose für Vogelfutter – wenn sie auch verblüht stehen blieben dürfen.

Sonnenblumen-Blüte stehen lassen


Auch die nicht heimischen, aber sehr imposanten Königskerzen, sowie Telekien und Alant (gehören zur großen Familie der Asternartigen) liefern dem Experten zufolge begehrte Samen. Genauso wie eine Pflanze, deren Kerne in fast allen Vogelfuttermischungen zu finden sind: die Sonnenblume. Stammt aus Nordamerika, ist bei uns aber seit Jahrhunderten eine der beliebtesten Gartenpflanzen – zur Begeisterung der Vögel, die im Herbst die ölhaltigen Samen direkt aus dem Blütenboden picken. Die welken Blüten bloß nicht abschneiden!

Vögel lieben verblühte Sonnenblumen. Hier: ein Kleiber Patrick Pleul/dpa
Kleiber
Vögel lieben verblühte Sonnenblumen. Hier: ein Kleiber

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Übrigens: Peter Berthold empfiehlt, während der Winterwochen alle Unkräuter in den Gemüsebeeten stehen zu lassen: Die Pflanzen schützen den Boden und gleichzeitig finden die Vögel dadurch ein abwechslungsreiches Buffet vor. Und

Vogelfreundliche Gärtner sollten sich gründlich damit beschäftigen, welche Pflanzen den großen und kleinen Flattermännern etwas bieten können. Denn: Selbst innerhalb einer Pflanzengruppe kann es Unterschiede geben. Ein Beispiel: die Disteln, dazu gehören die dekorativen, hohen Eselsdisteln, die wunderschöne Wollkopf-Kratzdistel und auch die pieksenden Karden. „Der Stieglitz pickt mit großer Vorliebe an den Karden“, so Peter Berthold.

Ein Stieglitz an einer stacheligen Karde dpa-Bildfunk
Stieglitz
Ein Stieglitz an einer stacheligen Karde

Etwas Fallobst für die Vögel übrig lassen

Nicht alle gefiederten Gartenbewohner ernähren sich von Samen. Manche Vögel wie die Amsel und das zutrauliche Rotkehlchen sind Weichfutterfresser und schnabulieren im Herbst vorzugsweise Beeren und Früchte, die an Sträuchern und Bäumen reifen. Darunter sind die verschiedenen Arten der Vogelbeere quasi die begehrtesten Vogelrestaurants der Stadt: Die orangeroten Beeren leuchten nur kurz im herbstlichen Laub, dann sind sie auch schon vertilgt.
Auch Fallobst ist begehrt, von dem man daher den Vögeln etwas liegen lassen sollte, rät Nabu-Experte Martin Rümmler. Aber nur gesunde Früchte, damit die Vögel keine Krankheiten erleiden.

Rotkehlchen sind die zutraulichsten aller Gartenvögel dpa-Bildfunk
Rotkehlchen
Rotkehlchen sind die zutraulichsten aller Gartenvögel

Er empfiehlt außerdem die Wildgehölze Kornelkirschen, Holunder und Wildrosen für das heimische Vogelparadies. Und ein „Notnagel“ für die späten Wintertage ist der Efeu: Das Klettergehölz kommt im Spätsommer zur Blüte, so dass die Beeren erst im Winter reif werden. Dann sind andere Sträucher längst ratzekahl leer gepickt, so dass der Nachschub hochwillkommen ist.

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Finken möchten Birke, Kernbeißer Kirschen

Einheimische Vogelpflanzen versorgen die verschiedensten Spezialisten, weil ihre Früchte perfekt auf die unterschiedlichen Schnabelformen abgestimmt sind: Finken ernten ihre Nahrung gerne an Erlen, Birken und Haselstrauch, während der Kernbeißer mit seinem dicken Schnabel Kirschkerne öffnet und den Samen herauspickt. Und: Die Vögel brauchen ja nicht nur Futter im Garten, sondern auch Unterkünfte. Gerade eine dichte Aststruktur von Bäumen und Hecken bietet den Tieren einen guten Schutz. Pflanzen, die einen Schnitt vor dem nächsten Austrieb brauchen, erst nach dem Winter stutzen! So bleiben die Samen erhalten und Insekten können sich in den Stängeln der Stauden ein Plätzchen zum Überwintern suchen – und im nächsten Frühjahr die Insektenfressern unter den Vögeln satt machen. Zur Ausstattung eine Restaurants gehört natürlich auch ein Tresen, im Fall des Vogelrestaurants ist das die Tränke im Garten, die regelmäßig gesäubert und befüllt werden sollte – sogar im Winter. (dpa/mp)

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