Knast-Leiterin vergewaltigt: Als eine Geiselnahme ganz Norddeutschland in Atem hielt
Holger M. saß wegen Mordes und Vergewaltigung im Gefängnis Salinenmoor und galt als extrem gefährlich. Wie gefährlich der Verbrecher war, zeigte sich vor 26 Jahren. Damals nahm der Sicherungsverwahrte in der Haftanstalt erst eine Sozialarbeiterin, dann die Anstaltsleiterin als Geisel und missbrauchte beide Frauen.
Am 26. Februar 1996 erschien der damals 37 Jahre alte Holger M. in einem Dienstzimmer des heute leerstehenden Knastes. Angeblich wollte er sich bei einer Sozialarbeiterin ein Formular abholen. Doch dann setzte ihr der verurteilte Mörder ein Messer an den Hals, drohte sie umzubringen und vergewaltigte die Frau.
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Holger M. saß wegen Mordes und Vergewaltigung im Gefängnis Salinenmoor und galt als extrem gefährlich. Wie gefährlich der Verbrecher war, zeigte sich vor 26 Jahren. Damals nahm der Sicherungsverwahrte in der Haftanstalt erst eine Sozialarbeiterin, dann die Anstaltsleiterin als Geisel und missbrauchte beide Frauen.
Am 26. Februar 1996 erschien der damals 37 Jahre alte Holger M. in einem Dienstzimmer des heute leerstehenden Knastes. Angeblich wollte er sich bei einer Sozialarbeiterin ein Formular abholen. Doch dann setzte ihr der verurteilte Mörder ein Messer an den Hals, drohte sie umzubringen und vergewaltigte die Frau.
Es folgte eine stundenlange Geiselnahme. Die aufgrund der Tat außerplanmäßig in ihre Zellen gesperrten 200 Häftlinge trommelten an die Türen. Eine Spezialeinheit der Polizei umstelle den Knast und bereitete sich auf ein Eingreifen vor.
Gefängnis Salinenmoor: Anstaltsleiterin vergewaltigt
Da entschloss sich Anstaltsleiterin Katharina B. (49), den Täter anzurufen und sich als Austauschgeisel anzubieten. Die Psychologin glaubte, so die Kontrolle über die Situation zu erlangen und den Insassen im Gespräch zum Aufgeben überreden zu können. Ein Irrtum.
Zwar ließ Holger M. die Sozialarbeiterin wie abgesprochen frei, doch dann bedrohte er auch die Austauschgeisel, fesselte und vergewaltigte die Anstaltsleiterin in dem Dienstzimmer.
Der „Celleschen Zeitung“ sagte Katharina B. zehn Jahre nach dem Verbrechen bei einem Ortstermin in der ehemaligen JVA Salinenmoor: „Als langjährige Psychologin dachte ich, dass ich einen guten Zugang zu ihm habe. Wenn er allein war, konnte er sein Macho-Gehabe auch mal ablegen.“
Schließlich nahm der Geiselnehmer Kontakt mit der Polizei auf, forderte 200.000 Mark (100.000 Euro) und einen schnellen BMW als Fluchtwagen.
Schließlich gab der Täter auf
Nach vier Stunden gelang es der Anstaltsleiterin doch noch, Holger M. zu überreden, aufzugeben. Beamte des SEK nahmen den Mörder fest. In seiner Zelle wurden bei einer Durchsuchung 20 Bestecke entdeckt. Der Täter hatte sie 1995 bei einem sommerlichen Grillfest im Gefängnis unbemerkt einstecken können. Katharina B. war immer engagierte Verfechterin eines humanen und liberalen Strafvollzugs.
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Holger M. wurde wegen der Geiselnahmen und Vergewaltigungen zu weiteren 15 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Sein Opfer, die Anstaltsleiterin Katharina B., war schon drei Tage nach dem Verbrechen wieder zum Dienst erschienen. Später sagte sie: „Ich denke nur noch daran zurück, wenn mich jemand danach fragt. Die Geiselnahme und die Vergewaltigung gehören zu meinem Leben, aber sie sind nicht wichtig.“
1996 erhielt sie für ihre mutige Tat aus den Händen des damaligen Niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Justizbeamtin blieb noch bis 2002 Leiterin der JVA Celle-Salinenmoor, wechselte dann zum Bildungsinstitut des niedersächsischen Justizvollzugs. Katharina B. hat über die Tat ein Buch („Die Geisel“) geschrieben.