Keine Container-Aufbrüche mehr: Hat die Mafia ihre Drogen wieder – oder aufgegeben?
Filmreif, anders kann man diese Serie nicht nennen: Über knapp zwei Wochen sind Männer täglich auf das Gelände des Container-Terminals Altenweder eingedrungen, haben dabei Container mit Bolzenschneidern aufgebrochen und teils mit Plomben wieder versiegelt. Die Polizei nahm Dutzende fest, auch der Zoll ist in der Sache involviert. Plötzlich riss die Serie. Hat die Mafia etwa ihre gesuchten Drogen wieder – oder aufgegeben?
Filmreif, anders kann man diese Einbruchs-Serie nicht nennen: Über knapp zwei Wochen sind täglich Männer auf das Gelände des Container-Terminals Altenweder eingedrungen, haben dabei Container mit Bolzenschneidern aufgebrochen und später teils mit Plomben wieder versiegelt. Die Polizei nahm Dutzende Personen fest. Und plötzlich ist Ruhe. Hat die Mafia ihre Drogen wiedergefunden – oder aufgegeben?
Mitte Juni fängt es an. Mehrere Männer klettern damals über den Zaun des Hafen-Terminals, einige schneiden sich ihren Weg hindurch. Andere gehen einfach ungeprüft durch die offiziellen Zugänge des Terminals. Sie scheinen das Areal mit den Tausenden Containern strukturiert zu scannen – auf der Suche nach einer großen, aber nicht auffindbaren Ladung Kokain?
Container-Terminal Altenwerder: 13 Taten, 46 Festgenommene
Dieser Verdacht hält sich bis heute. Auch an anderen Tagen versuchen diverse Männer – immer sind es Niederländer – aufs Gelände zu kommen. Einige von ihnen schaffen es auch. Die Sicherheitsmaßnahmen werden zwar wiederholt verstärkt, trotzdem gelingen die Ein- und Aufbrüche.
46 Männer nimmt die Polizei fest, sie erfasst 13 Taten. Viele Einbrecher entkommen den Beamten, die teils zu zehnt unterwegs sind. Am 30. Juni ereignet sich die letzte Tat, danach reißt die Serie plötzlich ab.
Die Beamten können bisher nur mutmaßen, warum es zur Einbruchsserie kam und weshalb diese plötzlich endete: Möglich, dass die Männer nach einer größeren Kokain-Lieferung suchten, die verloren gegangen war. Der Zoll soll, ohne dass dies bis heute bestätigt wurde, eine große Menge Koks in einem anderen Hafen-Terminal sichergestellt haben. Doch die Einbrüche in Altenwerder gingen danach weiter.

Einige Männer hatten neben ihrem Aufbruchswerkzeug auch Powerbanks und GPS-Tracker dabei. Vielleicht wollten sie Container für andere Straftaten (wie etwa Menschenschmuggel) präparieren. Vielleicht sollten die Ein- und Aufbrüche nur Teil eines großen Ablenkungsmanövers sein.
Der Drogen-Verdacht liegt nahe, weil alle Tatverdächtigen – denen man immer nur den Einbruch, nicht aber die Suche nach Drogen nachweisen konnte, weshalb man sie wieder entlassen musste – aus den Niederlanden kommen: Dort floriert das Drogengeschäft. Es wird von südamerikanischen Kartellen kontrolliert, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Und die auf eine Vielzahl an Handlangern zurückgreifen können.
Handlanger, die auch nach Hamburg fahren und nach Drogen suchen würden. Handlanger, die schweigen, wenn sie festgenommen werden. Wie die 46 im Hamburger Hafen gefassten Männer.
Niederländische und belgische Häfen wie Rotterdam und Antwerpen galten lange Zeit als die Anlaufstelle für große Drogenlieferungen aus Südamerika. Doch weil dort die Sicherheitstechnik für teils dreistellige Millionenbeträge verbessert wurde – unter anderem sichern automatische Drohnen das Hafen-Gebiet ab – verlagert sich der Fokus der Schmuggler zunehmend auf Hamburg als Umschlaghafen.
„Man muss da mit ganz großem Besteck ran“
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert seit langem auch für Hamburg eine bessere Hafensicherung – Drohnen und ein neues Überwachungskamera-System, das Gesichter von Hafenarbeitern erkennt, wären beispielsweise sinnvoll, so BDK-Landeschef Jan Reinecke. Es erfordere grundsätzlich Millionen-Investitionen, sagt Reinecke: „Man muss da mit ganz großem Besteck ran, sonst klettern Mitglieder der Organisierten Kriminalität bald nicht nur über Hafenzäune, sondern werden hier ansässig und tragen ihre Streitigkeiten mit Waffengewalt auf offener Straße aus.“