„Brutale Zeit, Existenz weg“: Der Notruf der Barkassen-Kapitäne
Hamburg ohne Hafenrundfahrt, das wäre wie Paris ohne Eiffelturm. Doch wie lange die Barkassen-Törns auf der Elbe noch angeboten werden können, ist ungewiss. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie sind die Betriebe an den Landungsbrücken am Rande ihrer Existenz. Nachdem nun auch noch der Hafengeburtstag abgesagt wurde, haben die Kapitäne einen Hilferuf abgesetzt: „Wir brauchen eine Perspektive!“
Es schüttet in Strömen, als Kapitän Gregor Mogi am Sonntag in die „Europa“ klettert, die noch nicht einmal vier Jahre alte und modernste seiner fünf Barkassen. Drinnen sind die Stühle hochgeklappt, die Polster liegen auf den Tischen. Mit Fahrgästen braucht der Unternehmer bei so einem Wetter nicht zu rechnen.
Doch es sind nicht nur der Regen und die Jahreszeit, die Gregor Mogi zu schaffen machen. Es ist vor allem die Corona-Pandemie. Seit bald zwei Jahren erlebt der Kapitän wie alle seine Kollegen an den Landungsbrücken ein einziges Auf und Ab aus Lockdown, Kurzarbeit, 2G+, Touristenflaute, Buchungen und kurzfristigen Stornierungen. Die Umsätze brachen ein – und zwar massiv.
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Hamburg ohne Hafenrundfahrt, das wäre wie Paris ohne Eiffelturm. Doch wie lange die Barkassen-Törns auf der Elbe noch angeboten werden können, ist ungewiss. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie sind die Betriebe an den Landungsbrücken am Rande ihrer Existenz. Nachdem nun auch noch der Hafengeburtstag abgesagt wurde, haben die Kapitäne einen Hilferuf abgesetzt: „Wir brauchen eine Perspektive!“
Es schüttet in Strömen, als Kapitän Gregor Mogi am Sonntag in die „Europa“ klettert, die noch nicht einmal vier Jahre alte und modernste seiner fünf Barkassen. Drinnen sind die Stühle hochgeklappt, die Polster liegen auf den Tischen. Mit Fahrgästen braucht der Unternehmer bei so einem Wetter nicht zu rechnen.
Barkassen-Kapitäne in Hamburg: Alle Reserven sind aufgebraucht
Doch es sind nicht nur der Regen und die Jahreszeit, die Gregor Mogi zu schaffen machen. Es ist vor allem die Corona-Pandemie. Seit bald zwei Jahren erlebt der Kapitän wie alle seine Kollegen an den Landungsbrücken ein einziges Auf und Ab aus Lockdown, Kurzarbeit, 2G+, Touristenflaute, Buchungen und kurzfristigen Stornierungen. Die Umsätze brachen um 40 bis 50 Prozent ein.
„Alles, was ich je zurückgelegt hatte für die Rente, ist aufgebraucht“, sagt Gregor Mogi. „Es ist eine ganz harte, brutale Zeit.“ Die staatlichen Subventionen und die Kurzarbeit würden zwar helfen, die Fixkosten zu decken. Eine langfristige Perspektive sei das aber nicht, meint auch Nico Berg, Chef der Rainer Abicht Elbreederei. „Es ist keine schöne Situation für unsere rund hundert Mitarbeiter, so lange zu Hause zu sein und nicht zu wissen, wann es jemals weiter geht.“
Absage des Hafengeburtstags – eine Katastrophe für die Hafenrundfahrtbetriebe
Alle Events, die Touristen normalerweise nach Hamburg locken, würden abgesagt, kritisiert Berg. Die „Cruise Days“, das Silvesterfeuerwerk – und jetzt auch noch das wichtigste Ereignis des Jahres für die Barkassen-Betriebe: der Hafengeburtstag.
„Die Absage des Hafengeburtstags hat die Branche auch deswegen enttäuscht, weil es eine mit den Betroffenen nicht abgestimmte Entscheidung war. Zum Saisonstart im März muss es eine dauerhafte Öffnungsperspektive für alle Freizeitangebote geben“, heißt es in einer Pressemitteilung des Hafenschiffahrtsverbandes.
„Ohne einen verbindlichen Fahrplan wird den Rundfahrtbetrieben die Existenzgrundlage entzogen“, so das Statement. Staatliche Hilfsprogramme könnten auf Dauer keine unternehmerische Tätigkeit ersetzen, auch die Kurzarbeit stoße langsam an ihre Grenze. Die Arbeitsplätze würden trotz aller Anstrengungen in Gefahr geraten.
Erste Entlassungen bei den Hafenrundfahrtbetrieben in Hamburg
Bei einigen Barkassen-Betrieben ist es schon so weit: Sie mussten Leute entlassen. „Vor der Pandemie hatten wir 35 Mitarbeiter“, sagt Klaus Ehlers, Chef des alteingesessenen Familienbetriebs Barkassen-Centrale Ehlers. Inzwischen seien sie nur noch 20. Einige Mitarbeiter hätten sich selbst andere Jobs gesucht. „Sechs Leute mussten wir entlassen. Das tut weh“, sagt Ehlers. Auch für die Auszubildenden sei es nicht leicht. „Das Gute ist, dass wir viel Zeit für sie haben und ihnen eine gute Ausbildung geben können. Aber natürlich würden wir sie auch gerne übernehmen. Nur das können wir leider nicht“, so Ehlers.
Die Kapitäne fordern mehr staatliche Unterstützung: „Wir erwarten vom Senat jetzt eine ernsthafte Befassung, wie der ganzen Branche ein Saisonstart ermöglicht werden kann, der die Betriebe nicht weiter in ihrer Existenz gefährdet“, so die Mitteilung des Hafenschifffahrtsverbandes. Nach Vorstellung von Kapitän Mogi könnten die Barkassen-Kapitäne zum Beispiel der Gastronomie und Hotellerie mit ihrem ermäßigtem Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gleichgestellt werden.
Kapitäne fordern staatliche Unterstützung und eine klare Perspektive
„Warum zahlen wir 19 Prozent, obwohl wir genauso vom Tourismus abhängig sind?“, fragt Mogi. Die Preise für Hafenrundfahrten seien schon seit Jahren nicht mehr angehoben worden, und dass trotz steigender Spritpreise. Auch Klaus Ehlers meint: „Vielleicht könnte man die Mehrwertsteuer zumindest für einen gewissen Zeitraum absenken. Das würde uns schon helfen.“
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Beim Senat sind die Kapitäne mit dieser Forderung bisher auf taube Ohren gestoßen. Stets wird darauf verwiesen, dass die Mehrwertsteuer Bundesgesetz ist und man das auf Hamburg-Ebene nicht lösen könne. Den Hafenschiffern reicht das nicht: „Wir sorgen mit unserer Arbeit dafür, dass der Hamburger Hafen attraktiv bleibt. Aber dafür brauchen wir Unterstützung“, meint Gregor Mogi.