„Kaiser“ wird 75: HSV-Idol Uwe Seeler gratuliert Franz Beckenbauer in der MOPO
Sie sind beide Legenden des Fußballs und Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. Zum 75. Geburtstag von Franz Beckenbauer am Freitag ließ es sich HSV-Idol Uwe Seeler (83) nicht nehmen, dem „Kaiser“ über die MOPO seine Glückwünsche auszusprechen:
Mein lieber Franz,
ich habe Dir über die MOPO bereits zu Deinem 70. Geburtstag gratuliert, jetzt sind schon wieder fünf Jahre vergangen. Du hast zuletzt private Schicksalsschläge wegstecken müssen, warst gesundheitlich ziemlich angeschlagen. Jetzt bist Du wieder auf dem Damm, was mich sehr freut.
„Es war angenehm und großartig, mit Dir zu spielen“
Du warst mit einem außergewöhnlichen Talent gesegnet, hast schnell Weltklasse gezeigt. Als wir uns nach den Duellen zwischen Deinen Bayern und meinem HSV bei der Nationalmannschaft getroffen haben, fand ich es angenehm und großartig, mit Dir in einer Mannschaft zu spielen. Du bist von Anfang an bescheiden aufgetreten – und bist es bis jetzt geblieben. Du bist einfach normal und menschlich. Ein größeres Kompliment kann ich Dir nicht machen.
Uwe zu Franz: Wir mussten beide Koffer tragen
In einer Fußballmannschaft gab und gibt es immer eine Hierarchie. Die Jungen mussten damals bei uns die Koffer tragen. Das habe ich selbst tun müssen. Die Alten forderten mich und die anderen Youngster sogar dazu auf, beidhändig zu tragen – damit die Arme gleich lang blieben, hieß es. Auch Du hast Dich gegen solche Dinge nicht gewehrt. Im Gegenteil.
Beckenbauer: Den Libero erfunden, in der Offensive überragend
Aufgedreht hast Du auf dem Rasen. Viele haben Dich als Libero in bester Erinnerung. Diese Position wird immer mit Dir in Verbindung gebracht, weil Du quasi der Erfinder warst. Aber was man nicht vergessen darf: Du warst ja auch in der Offensive überragend, hast nach Doppelpässen einige Tore erzielt.
„Auf dem Platz hast Du geschimpft wie ein Bierkutscher“
Aufbrausend warst Du wie ich nur auf dem Platz. Da hast Du schon gern einmal geschimpft wie ein Bierkutscher. Du wolltest einfach nur gewinnen. Und wehe, einer tat nicht alles dafür! Diese ehrgeizige Einstellung war die Basis für Deinen fantastischen Erfolg als Fußballer. Es war immer eine Freude, mit Dir Fußball zu spielen.
Beckenbauer und Seeler: Wembley-Tor und Jahrhundertspiel
Nicht nur bei Siegen. Gern erinnere ich mich an zwei Niederlagen. Zum Beispiel bei der WM 1966, wo wir im Finale an Gastgeber England nach großer Leistung gescheitert sind. Und am Schiedsrichter. Wahrscheinlich wollte der der Königin, die im Wembley-Stadion war, ein Geschenk machen. Unvergessen auch das Jahrhundertspiel 1970 bei unfassbarer Hitze im Aztekenstadion in Mexiko-City gegen Italien, das wir unglücklich mit 3:4 nach Verlängerung verloren. Da hast Du trotz schmerzhafter Schulterverletzung mit dem Arm in einer Schlinge tapfer durchgehalten.
„Auf Dich kann ich mich immer verlassen“
Genauso schön ist, dass wir schon so lange Freunde sind. Auf Dich kann ich mich immer verlassen. Die Ruhe, die Du am Ball hattest, war auch privat bei Dir zu spüren. Dich kann so leicht nichts aus der Fassung bringen.
Das könnte Sie auch interessieren:Zum 75.: Beckenbauer spricht über Alkohol und den Tod
Schade, dass wir uns an Deinem Freudentag nicht sehen können. Ich bin momentan nicht so gut drauf, muss nach meiner Hüft-OP mit einem Therapeuten immer noch richtig ackern. Man wird ja nicht jünger …
Ich wünsche Dir mit Deinen Lieben einen tollen Tag. Hoffentlich bis bald,
Dein Uwe