Vuskovic-Prozess: Der HSV wittert eine Verschwörung und prüft rechtliche Schritte
Wird Mario Vuskovic wegen Dopings gesperrt? Oder ist der HSV-Profi unschuldig? Die Entscheidung darüber steht weiterhin aus, der Fall geht in die Verlängerung. Das DFB-Sportgericht unter Vorsitz von Stephan Oberholz ordnete nach der Anhörung am Donnerstag einen dritten Verhandlungstag für den 10. März in Frankfurt an. Zuvor soll im kanadischen Quebec ein unabhängiges Gutachten erstellt werden und die Frage klären, ob das im September entnommene Urin des HSV-Profis einen strafbaren EPO-Befund aufweist. Die HSV-Anwälte aber zweifeln die Unabhängigkeit dieses Gutachtens jetzt schon an.
Gerade hatte Richter Oberholz die genau fünf Stunden dauernde Sitzung um 16.02 Uhr geschlossen, da brach sich der Missmut von Seiten des HSV und Vuskovic Bahn. Sportvorstand Jonas Boldt, der der Verhandlung beiwohnte, schritt kopfschüttelnd und fluchend durch den Konferenzsaal 5 des DFB-Campus’, auch Vuskovics Anwälte waren erkennbar aufgebracht. Denn die Frage stellt sich: Ist der nun vom DFB beauftragte Sachverständige Jean-François Naud tatsächlich unbefangen?
HSV-Anwälte werfen Vuskovic-Gutachter Befangenheit vor
Wird Mario Vuskovic wegen Dopings gesperrt? Oder ist der HSV-Profi unschuldig? Die Entscheidung darüber steht weiterhin aus, der Fall geht in die Verlängerung. Das DFB-Sportgericht unter Vorsitz von Stephan Oberholz ordnete nach der Anhörung am Donnerstag einen dritten Verhandlungstag für den 10. März in Frankfurt an. Zuvor soll im kanadischen Quebec ein unabhängiges Gutachten erstellt werden und die Frage klären, ob das im September entnommene Urin des HSV-Profis einen strafbaren EPO-Befund aufweist. Die HSV-Anwälte aber zweifeln die Unabhängigkeit dieses Gutachtens jetzt schon an.
Gerade hatte Richter Oberholz die genau fünf Stunden dauernde Sitzung um 16.02 Uhr geschlossen, da brach sich der Missmut von Seiten des HSV und Vuskovic Bahn. Sportvorstand Jonas Boldt, der der Verhandlung beiwohnte, schritt kopfschüttelnd und fluchend durch den Konferenzsaal 5 des DFB-Campus’, auch Vuskovics Anwälte waren erkennbar aufgebracht. Denn die Frage stellt sich: Ist der nun vom DFB beauftragte Sachverständige Jean-François Naud tatsächlich unbefangen?
HSV-Anwälte werfen Vuskovic-Gutachter Befangenheit vor
Der Kanadier soll in Kürze nicht nur ein neues Gutachten zum bisherigen Befund erstellen, sondern Vuskovics Rest-Urin selbst nochmal auf EPO untersuchen. Das Problem: Er ist mit Sven Voss, der Vuskovics Probe zuvor in Kreischa analysierte und zu einem positiven Resultat kam, beruflich verbandelt, ebenso mit Yvette Dehnes, die das Zweitgutachten erstellte. Das Trio sitzt mit fünf anderen Kollegen in der „EPO Working Group” der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Die HSV- und Vuskovic-Seite befürchten nichts anderes als eine Verschwörung.

Anwalt Joachim Rain, der Vuskovic gemeinsam mit HSV-Jurist Philipp Winter und Rainer Tarek Cherkeh vor Ort vertrat, machte Richter Oberholz sofort darauf aufmerksam, dass er mit der Wahl des unabhängigen Gutachters nicht einverstanden sei. „Eine Befangenheit des Sachverständigen schließen wir aus”, antwortete Oberholz. „Es ist auch für den Spieler Vuskovic von Vorteil, wenn man einen Sachverständigen nimmt, der die WADA-Strukturen kennt.” Nur: Würde Naud seinem Kollegen Voss tatsächlich eine falsche Analyse nachweisen wollen, die diesem beruflich enorm schaden könnte?
Doping-Prozess um Vuskovic: HSV prüft Schritte gegen neuen Gutachter
Der HSV prüft, gegen die Ansetzung Nauds als Sachverständigen vorzugehen. Das aber wird schwierig, weil es sich um einen richterlichen Beweisbeschluss handelt. So könnte dem HSV bei einer Verurteilung Vuskovics, dem eine Sperre von zwei bis vier Jahren droht, erstmal nur die Berufung vor dem DFB-Bundesgericht bleiben.
Rund 40 Minuten lang hatten sich die DFB-Richter Zeit genommen, um zu entscheiden, wie es in dem Verfahren weitergehen sollte. Dann verlängerten sie zwar Vuskovics Hoffnung auf einen Freispruch, zogen sich aber den Unmut des Kroaten, seiner Anwälte und des HSV zu. Definitiv zu brisant und komplex war ihnen allerdings die Angelegenheit, um schon am Donnerstag ein Urteil fällen zu können. „Der Sachverhalt übersteigt die Fachkenntnisse des Gerichts”, erklärte Oberholz.
Vom HSV beauftragte Gutachten entlasten Vuskovic
Zuvor war es zu stundenlangen Diskussionen zwischen den HSV-Anwälten und den Analysten des für die Vuskovic-Probe zuständigen Labors in Kreischa gekommen. Die Juristen präsentierten vier Experten. Gutachten, die belegen sollten, dass der angeblich positive Befund eigentlich ein negatives Ergebnis zeigt. Möglich war die Einholung dieser Meinungen, weil EPO über Screening und Bilder nachgewiesen wird, die den Gutachtern vorlagen. David Chen (Vancouver), Markus Scholz (Leipzig), der per Video zugeschaltete Lorenz Hofbauer (Dresden) und Jon Nissen-Meyer (Oslo) kamen allesamt zu dem gleichen Ergebnis: Vuskovic sei unschuldig.
Insbesondere Nissen-Meyers Gutachten ist in diesem Zusammenhang von besonderem Interesse. Der Norweger wies bereits 2016 einen sogenannten falsch-positiven EPO-Befund bei dem tschechischen Triathleten Vojteh Sommer nach, der daraufhin – von der WADA weitgehend geräuschlos initiiert – freigesprochen wurde. Falsch-positiv getestet wurde Sommer damals in Kreischa, das macht die Angelegenheit in der Causa Vuskovic deutlich brisanter.
Weitere Vuskovic-Proben fielen negativ aus
Unangenehme Begleiterscheinungen für den aus Kreischa angereisten Voss, der die Vuskovic-Probe analysierte – und gemeinsam mit zwei Kollegen für positiv befunden hatte. Zweieinhalb Stunden lang wurde der 45-Jährige von Winter, Rein und Cherkeh in die Mangel genommen. Wie schon in der Vorwoche, als es um Entnahme und Lagerung der Probe bis hin zum Versand nach Kreischa ging, blieben auch diesmal Fragen offen. Voss widersprach den Gutachtern und versicherte: „Zu 100 Prozent würde ich diese Probe wieder positiv werten.”
Der 45-Jährige bestätigte auch, dass Vuskovic zwei weitere Male, am 14. (Urin und Blut) und 23. Oktober (Urin) auf EPO getestet wurde – negativ.
Gutachter Naud soll Arbeit bewerten und Urin neu untersuchen
Und nun? Naud, der am Institut National de la Recherche Scientifique in Quebec tätig ist, soll alle vom HSV in Auftrag gegeben Gutachten bewerten und eine eigene Doping-Analyse vornehmen. 43 der ursprünglich 90 Milliliter des Vuskovic-Urins stehen dafür noch zur Verfügung. Zudem soll der Kanadier darlegen, inwiefern fehlende Kühlung während der Lagerung nach Kreischa und andere Umstände die Analyse beeinträchtigt haben könnten.
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Oberholz stellte zum Ende der Sitzung klar: „Der Sachverständige wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass er das Gutachten persönlich und in eigenständiger Verantwortung herzustellen hat.” Der Vorwurf der Befangenheit wird aus Sicht des HSV bleiben, ehe am 10. März in Frankfurt die Verlängerung der Anhörung steigt.