Stani über St. Paulis Höhenflug, seinen Lieblingsspieler und einen HSV-Wunsch
Der FC St. Pauli ist derzeit die Benchmark in der Zweiten Liga und liegt im Aufstiegsrennen nach einem guten Drittel der Saison auf der Pole Position. Das begeistert die Fans und beeindruckt die Experten. Holger Stanislawski ist beides. Fußballfan, Fachmann und natürlich eine St. Pauli-Legende. In der MOPO spricht „Stani“ über das Spiel der Kiezkicker, die Arbeit von Trainer Fabian Hürzeler, die Chancen auf die Bundesliga, das bevorstehende Derby gegen den HSV und verrät, wer sein Lieblingsspieler bei den Braun-Weißen ist.
Der FC St. Pauli ist derzeit die Benchmark in der Zweiten Liga und liegt im Aufstiegsrennen nach einem guten Drittel der Saison auf der Pole Position. Das begeistert die Fans und beeindruckt die Experten. Holger Stanislawski ist beides. Fußballfan, Fachmann und natürlich eine St. Pauli-Legende. In der MOPO spricht „Stani“ über das Spiel der Kiezkicker, die Arbeit von Trainer Fabian Hürzeler, die Chancen auf die Bundesliga, das bevorstehende Derby gegen den HSV und verrät, wer sein Lieblingsspieler bei den Braun-Weißen ist.
Er ist bis heute der letzte Trainer, der es mit den Braun-Weißen in die Bundesliga geschafft hat. 2010 war das. Verdammt lang her. „Höllenhunde“ nannte sich die Spieler-Generation damals und das passte, denn Stanislawski ist Hunde-Fan. Auch sein neuestes geschäftliches Projekt hat mit Tieren zu tun – und trägt sogar seinen Namen.
Tierfreund Stani führt jetzt einen Tierfachmarkt
„Stani’s ZooRoyal“, prangt in großen Buchstaben über dem Eingang des neueröffneten Tierfachmarktes an der Kieler Straße, den er ab sofort neben dem Rewe-Markt in Winterhude betreibt. „Ich bin seit jeher riesengroßer Tierfreund. Das passt perfekt zu mir“, sagt der 54-Jährige beim Gespräch mit der MOPO zwischen Hunde-Waschanlage, Katzen-Superfood und Aquarien mit bunten Fischen, nachdem er mit sichtlicher Begeisterung durch den Laden geführt hat.
Tierisch viel Spaß macht ihm derzeit auch seine zweite große Leidenschaft: Fußball, insbesondere der Fußball des Kiezklubs, für den er als Spieler, Trainer und Funktionär insgesamt 18 Jahre tätig war.
Stanislawski hat Spaß am Millerntor
„Ich habe St. Pauli in letzter Zeit häufig angeguckt, im Fernsehen, aber auch im Stadion. Gegen Nürnberg und Hannover war ich am Millerntor“, berichtet Stanislawski, der sich in den vergangenen Jahren am Millerntor eher rar gemacht hatte. „Es macht richtig Spaß, der Mannschaft zuzugucken.“
Sein Urteil: Die Kiezkicker sind zu Recht Spitzenreiter. „Sie spielen sehr strukturiert, haben eine sehr, sehr gute Balance zwischen Angriff und Verteidigung. Im Moment ist es die stärkste und die ausgeglichenste Mannschaft der Liga. Mit zwei, drei herausragenden Spielern, die in meinen Augen derzeit auch in der Liga zum Besten gehören und die Mannschaft nochmal ein bisschen besser machen, weil sie auf einem sehr hohen Niveau spielen.“
Stani schwärmt von Smith, Hartel und Irvine
Ins Schwärmen gerät er, wenn die Sprache auf Eric Smith kommt, den spielmachende Abwehrchef und einen der von ihm genannten Kiezkicker der Extraklasse. „Smith ist für mich das Non-Plus-Ultra im Moment“, lobt der einstige St. Pauli-Kapitän. „Er spielt das verdammt gut, so abgeklärt, so ruhig und ist trotzdem immer präsent. Da merkst du: da ist ein Charakter auf dem Platz. Auch in der Spieleröffnung, mit seinen Pässen, wie er Räume erkennt, sich vorschiebt, fallen lässt. Er weiß genau, wann er was zu machen hat. Den finde ich herausragend gut.“

Auch die Mittelfeld-Motoren Marcel Hartel und Jackson Irvine seien Unterschiedsspieler und begeistern ihn als Fußballfan und Ex-Trainer gleichermaßen. „Hartel ist ein richtig guter Kicker, der sich unfassbar gut zwischen den Ketten bewegt, extrem laufstark und mit seinen kurzen, schnellen Bewegungen und seiner tollen Technik schwer auszuschalten ist.“ Kapitän Irvine sei ein „echter Typ. Ein Arbeiter, ein Malocher, der immer den Ball haben will, aber auch etwas damit anfangen kann. Den finde ich auch sehr, sehr stark und er passt super zu St. Pauli“.
„Die Mannschaft funktioniert einfach sehr gut“
Diese drei Spieler seien das Herzstück der Mannschaft, der Maschinenraum. „Wenn Du im Zentrum so gut besetzt bist, defensiv und im Mittelfeld und so gut funktionierst, dann profitieren davon auch die schnellen Außen. Die gesamte Mannschaft, von hinten bis vorne, funktioniert momentan einfach sehr, sehr gut.“

Ist diese Mannschaft reif für den Aufstieg? Hat St. Pauli die richtige Mischung für eine erfolgreiche Mission?
Stani sieht „richtig gute Chancen“ für den Aufstieg
„Die Zweite Liga ist immer noch sehr ausgeglichen und die Saison, aber wie die Mannschaft in dieser Saison spielt, mit dem Plan und der Überzeugung und auch mit der Kaderzusammenstellung und starken Alternativen auf der Bank, sehe ich richtig gute Chancen, dass St. Pauli am Ende unter die ersten drei kommt“, befindet Stanislawski, der es den Kiezkickern zutraut, auch in den nächsten Wochen und Monaten zu marschieren. „Es könnte die Saison von St. Pauli werden.“
Und von Trainer-Shootingstar Fabian Hürzeler (30), der in seinen bislang 32 Spielen als Cheftrainer der „Boys in Brown“ 22 Siege bei nur zwei Niederlagen verantwortet hat – bei einem sensationellen Punkteschnitt von 2,31 pro Partie.
Stanislawski hat eine hohe Meinung von Hürzeler
„Hürzeler macht da einen richtig guten Job. St. Pauli hat einen klaren Plan und den gibt der Trainer vor“, so Stanislawski. „Die Mannschaft hat das System und die Art und Weise, wie Hürzeler spielen will, aufgesogen, total verinnerlicht und setzt das sehr gut um. Das sieht man. Auch wenn es für die Zuschauer wegen der flachen Eröffnung, Ballsicherheit und Geduld manchmal nicht schnell genug geht, bleiben die Spieler ruhig und ziehen ihr Ding durch.“

Die Gefahr, dass die Kiezkicker wie in der Vergangenheit oft und zuletzt in der Rückrunde der Saison 2021/22 einen Absturz erleben könnten, sieht Stanislawski nicht. „Da braucht niemandem angst und bange zu sein, dass die einen Einbruch erleben. Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Zu gefestigt sei die Mannschaft. „Wenn sie den Faden nicht verlieren und auch die Konstanz behalten, dann ist alles gut. Sie werden auch mal ein Spiel verlieren, aber das ist nicht schlimm. Entscheidend ist, das Zutrauen zu behalten, dein System weiter durchzuspielen, nicht nervös zu werden und ich glaube, so weit sind sie.“
Stani sieht eine gute Mentalität in der Truppe
Auch die Mentalität der Mannschaft und der Umgang mit der aktuellen Spitzenposition und den eigenen Ambitionen seien die richtigen, um große Ziele verwirklichen zu können. „Die Spieler machen einen sehr konzentrierten, sehr geerdeten Eindruck, auch von den Äußerungen her. Das gefällt mir sehr gut.“
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Der Aufstieg ist das Ziel – aber Zukunftsmusik. In der Gegenwart stehen das brisante Auswärtsspiel in Rostock und dann natürlich das Derby an. Ein Spiel, auf dass sich auch Stanislawski schon jetzt freut.
Vorfreude auf das Derby gegen den HSV
„Freitagabend, Flutlicht, ausverkauftes Millerntor und Dom – mehr geht doch nicht!“, betont „Stani“ mit einem breiten Grinsen, wird aber gleich wieder ernst. „Ich hoffe, es gibt keine Ausschreitungen wie gegen Hannover – das braucht kein Mensch. Wir wollen ein geiles Hamburger Derby, wir wollen richtig Stimmung auf den Rängen, einen totalen Support, richtig Alarm – und das möglichst auch auf dem Rasen.“

Wer gewinnt das erste von zwei Duellen der Stadtrivalen? „Eigentlich heißt es ja, dass es im Derby keinen Favoriten gibt, aber im Moment spricht vieles für St. Pauli“, sagt Stanislawski. „St. Paulis Plus ist die Balance zwischen Offensive und Defensive – die hat der HSV nicht. Deren Offensivspiel ja nicht das Problem, das ist richtig gut, aber 17 Gegentore sagen alles.“
Stani wünscht sich den Doppel-Aufstieg
Einen Siegertipp mag er nicht abgeben. „In so einem Derby ist alles möglich. Ich mag mich nicht festlegen“, sagt Stanislawski. „Da treffen die im Moment wohl besten beiden Mannschaften aufeinander und da spricht vieles für ein geiles Fußballspiel.“

St. Pauli ist Erster, der HSV Zweiter – der Aufstieg beider Vereine ist ein Gesprächsthema in der Stadt und scheint möglich. Stanislawski wäre hocherfreut. „Ein Doppel-Aufstieg wäre für Hamburg und auch für mich als Fußballfan natürlich genial. St. Pauli hoch, der HSV hoch, dann vielleicht noch Kiel auf Platz drei – das wäre für den Norden super. Auch die Bundesliga würde sich freuen.“