Szene aus der Doku, Moreno sitzt an seinem Laptop und schaut auf den Bildschirm
  • Der Reporter Juan Moreno deckte den Skandal auf – beim „Spiegel“ glaubte man ihm lange nicht.
  • Foto: (c) Kinescope / Sky / Nicolai Mehring

Spannender Medien-Krimi: Sky zeigt Doku über den „Spiegel“-Skandal

Für das Ansehen des Journalismus in Deutschland war es ein Schlag, für das traditionsreichste Nachrichtenmagazin des Landes war es der GAU: Der Skandal um den Fälscher Claas Relotius beim „Spiegel“ erschütterte 2018 die Medienbranche. Sky zeigt ab Freitag eine Dokumentation über den Fall: „Erfundene Wahrheit“ – spannend wie ein Krimi.

„Solche Geschichten gibt es wirklich nur im Märchen – oder in Hollywood“, sagt Steffen Klusmann – seit Januar 2019 „Spiegel“-Chefredakteur – an einer Stelle in die Kamera. Claas Relotius hatte jahrelang Reportagen erfunden, sich Geschichten zusammengelogen und Interviews zurechtfantasiert. In „Erfundene Wahrheit“ werden Ausschnitte aus seinen Texten aus dem Off vorgelesen – während die Orte gezeigt werden, die er angeblich beschreibt. Man sieht schnell: Da stimmen die einfachsten Dinge nicht.

„Solche Geschichten gibt es nur im Märchen“

Von einem „Riesen-Systemversagen“ spricht Klusmann, „das erschüttert die Grundfesten“. Sein Kollege von der „Süddeutschen Zeitung“, Wolfgang Krach, unterstreicht, wie sehr der Skandal der Glaubwürdigkeit geschadet habe. Doch nicht nur Chefs kommen zu Wort, auch Jury-Mitglieder, die Relotius – Superstar des Journalismus – mit Preisen überhäuft hatten („wir waren alle hin und weg“), Protagonisten, die der Reporter angeblich getroffen hatte, und Kollegen. Allen voran Juan Moreno.

„Erfundene Wahrheiten“: Doku über den Relotius-Skandal

Der 50-Jährige hatte den Betrug durch seine Hartnäckigkeit aufgedeckt – in der Doku sieht man ihn, wie er eine Ikea-Kiste voller Beweismaterial auf den Tisch stellt; „Die Riesenscheiße“ steht auf einer Seite des Kartons. Was er den „Spiegel“-Verantwortlichen damals vorlegte, wollten die lange Zeit nicht wahrhaben. „Das Bild war einfach zu schön. Und das bricht jetzt alles zusammen, weil dieser Scheiß-Spanier uns hier in die Suppe kackt“, sagt der Fotograf Mirco Taliercio, der eng mit Moreno zusammengearbeitet hatte. Es ist der verzweifelte Versuch einer Erklärung.

Eine befriedigende Antwort auf die Frage, warum Relotius nicht früher enttarnt wurde, bleibt auch die Doku tatsächlich schuldig. Aber auch das ist ja auf eine Art interessant. (bjs/nr)

​„Erfundene Wahrheit – Die Relotius Affäre“: ab 24. März auf Sky Q und WOW

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp