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Laschet plagiierte auch.
  • Seine Patzer verhageln der Union die Umfragewerte: Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU).
  • Foto: picture alliance/dpa | Marcel Kusch

Wie Armin Laschet die Union zielsicher in den Sinkflug steuert

Seit Wochen wird der Wahlkampf vor allem von Nichtigkeiten und Patzern bestimmt, weniger von Inhalten. Nach dieser Logik dürfte diese Nachricht mal wieder wie eine Bombe einschlagen in die Umfragenkurven zur Bundestagswahl: CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet wurde beim Schummeln erwischt. Auch er soll bei einem von ihm verfassten Buch abgeschrieben haben. Setzt sich der Sinkflug der Union fort?

Was hat Laschet wohl gedacht, als die Plagiatsvorwürfe gegen die grüne Konkurrentin Annalena Baerbock im Raum standen und ihre Umfragewerte in den Keller sanken? Hoffentlich erwischt mich keiner? Oder hatte er seinen Fauxpas gar nicht mehr im Blick? Schließlich erschien sein Buch „Die Aufsteigerrepublik: Zuwanderung als Chance“ schon 2009. Fakt ist: Sein Fehler wurde entdeckt. Und das zu einem Zeitpunkt, da die Union ohnehin in der Wähler:innengunst absackt.

Laschet: „Frage des Respekts vor anderen Autoren“

Laschet gab dies sogleich zu, nachdem es auf Twitter thematisiert worden war, und entschuldigte sich: „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt“, sagte er der dpa. „Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, werde ich unverzüglich die Prüfung des Buchs veranlassen.“ Besonders betonte er, dass „die Achtung des Urheberrechts (…) eine Frage des Respekts vor anderen Autoren“ sei.

Bereits nach Laschets Lachen während einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über Flutopfer verlor er an Zustimmung im Volk. Nach der neuesten YouGov-Umfrage würden bei einer möglichen Direktwahl 20 Prozent der Befragten Hamburgs Ex-Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wählen, nur noch 15 Prozent Laschet und 13 Prozent Baerbock. Das Wahlvolk straft Patzer also ab.

Betroffener Politologe: „Wenigstens schaut Laschet diesmal auf die Wissenschaft“

Aber wie viel sagen solche Patzer über die Eignung eines Kandidaten aus, wie viel über ihre oder seine Partei? Der Politologe Karsten Weitzenegger, bei dem Laschet abgeschrieben haben soll und der Laschets Schummelei auf Twitter veröffentlicht hatte, möchte die Sache offiziell nicht allzu hoch hängen: Ihm sei die Aufregung um kopierte Passagen generell zu groß, sagte er „t-online“. Eine versteckte Spitze gegen Laschet konnte er sich trotzdem nicht verkneifen: „Es ist begrüßenswert, wenn die Politik auf die Wissenschaft schaut, das ist ja auch bei Herrn Laschet nicht unbedingt immer der Fall.“

Kann man bei dieser Häufung von Patzern und Schummeleien aber nicht doch von einer Art Muster sprechen? Erinnert sei etwa an die Anekdote aus Laschets Zeit als Unidozent. Im Jahr 2015 verlor er seinen Lehrauftrag, nachdem er einen Satz Klausuren verschlampt und darauf kurzerhand Noten nach seinen Notizen rekonstruiert hatte. Dumm nur, dass er mehr Studierenden Noten gab, als tatsächlich mitgeschrieben hatten.

Söder schießt derweil aus Bayern quer

Ex-Gegenkandidat Markus Söder (CSU) indes schießt wieder gegen Laschet. Und behauptet dabei munter, auf der Seite des CDU-Chefs zu stehen. Dem „Spiegel“ sagte er, dass er die Gefahr einer Ampel-Koalition sehe und die Union in die Opposition rutschen könne. Laschet müsse nun noch besser klarmachen, wofür die Union stehe, er sei zwar „ein sehr guter Kanz­lerkandidat“. Aber: Es brauche nun einen kraftvolleren Wahlkampf, eine klarere Besetzung von Zukunftsthemen, mehr Inhalte.

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Jetzt da alle Kandidat:innen ihre Patzer hatten – gerade Hamburger:innen werden sich bei Scholz an G20 und Cum-Ex erinnern – vielleicht geht es in den letzten Wochen ja wirklich mal um Inhalte.

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