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In einem Kopenhagener Einkaufszentrum sind am Sonntag drei Menschen durch Schüsse getötet worden.
  • In einem Kopenhagener Einkaufszentrum sind am Sonntag drei Menschen durch Schüsse getötet worden.
  • Foto: dpa

Mehrere Tote: Täter in Kopenhagen feuerte auf Zufallsopfer

Schock in Kopenhagen: Am Sonntag wurden mehrere Menschen mit Schüssen in einem Einkaufszentrum getötet. Das dänische Königshaus zeigt sich schockiert, die Polizei sperrt die Hauptstadt weiträumig ab – doch viele Fragen sind nach der Bluttat offen. Ist der festgenommene 22-Jährige der Täter? Und warum feuerte er in die Menge? Nach neuesten Erkenntnissen der Polizei handelte es sich wohl um keinen Terroranschlag. Offenbar schoss der Täter wahllos auf seine Opfer.

Nach der Bluttat in einem Kopenhagener Einkaufszentrum mit mindestens drei Toten sucht die dänische Polizei fieberhaft nach den Hintergründen für die Tat. „Wir kennen das Motiv bisher nicht, aber ich kann versichern, dass die Behörden alles unternehmen, um diesen Fall aufzuklären und die Verantwortlichen strafrechtlich verfolgt werden können“, sagte Justizminister Mattias Tesfaye der Agentur Ritzau.

Am Montagmorgen verkündete die Kopenhagener Polizei, man gehe derzeit nicht von einem Terroranschlag aus. „Es gibt keine Hinweise in den Ermittlungen, Dokumenten oder Zeugenaussagen, die belegen könnten, dass es sich um Terror handelt“, sagte Chefinspekteur Søren Thomassen am Montag dem Sender TV2 zufolge. Der mutmaßliche Täter habe wahllos auf Menschen gefeuert. Zu einem Motiv wollte sich Thomassen zunächst nicht äußern. Die Polizei hatte zuvor eine Wohnung im Kopenhagener Stadtteil Valby durchsucht.

Kopenhagen: Drei Tote, drei Schwerverletzte

Bei der Tat starben ein 47-jähriger Mann mit russischer Staatsbürgerschaft, der in Dänemark lebte, sowie zwei 17-Jährige. Zudem wurden mindestens vier Menschen verletzt. Bei den Verletzten handele es sich um eine 40-jährige und eine 19-jährige Dänin sowie einen 50-jährigen Mann und eine 16-jährige Frau aus Schweden, sagte der Chefinspekteur. Außerdem seien einige Menschen leicht verletzt worden, als sie in Panik aus dem Einkaufszentrum flüchteten.

Menschen verlassen das Einkaufszentrum Field's in Kopenhagen, als Schüsse gefallen waren. dpa
Menschen verlassen das Einkaufszentrum Field's in Kopenhagen, als Schüsse gefallen waren.
Menschen verlassen das Einkaufszentrum Field’s in Kopenhagen, als Schüsse gefallen waren.

Die Polizei hatte einen 22-jährigen Dänen in Zusammenhang mit der Tat festgenommen. Der mutmaßliche Schütze sei der Polizei „grundsätzlich bekannt“ gewesen, sagte Thomassen. Weitere Angaben hierzu machte er nicht. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter alleine handelte. „Bis wir absolut sicher sind, dass die Hypothese zutrifft, werden wir eine weitreichende Untersuchung durchführen und eine massive operative Präsenz in Kopenhagen aufrechterhalten, bis wir sagen können, dass er alleine war“, sagte Thomassen. Bei der Festnahme habe der Mann ein Gewehr und Munition dabei gehabt. Möglicherweise sei aber noch eine andere Waffe im Spiel gewesen.

Bluttat in Dänemark: Verdächtiger soll am Montag vernommen werden

Auf Amateurvideos aus dem Gebäude waren Schüsse zu hören. Auf anderen war zu sehen, wie ein Mann mit einer Langwaffe in der Hand an Geschäften vorbei ging.

Die Polizei steht vor dem Einkaufszentrum Field's in Kopenhagen, Dänemark. dpa
Die Polizei steht vor dem Einkaufszentrum Field's in Kopenhagen, Dänemark.
Die Polizei steht vor dem Einkaufszentrum Field’s in Kopenhagen, Dänemark.

Der Festgenommene soll an diesem Montag vernommen werden, wie es weiter hieß. Er werde wegen Totschlags angeklagt. Der Vorwurf könne sich aber noch ändern. Ob der Mann Mitglied in einem Schützenverein war und ob er die Waffe legal besaß, wollte die Polizei zunächst nicht mitteilen.

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Das dänische Königshaus rief zum Zusammenhalt auf. „Die Situation erfordert Einigkeit und Fürsorge, und wir danken der Polizei, den Rettungsdiensten und den Gesundheitsbehörden für ihr schnelles und effektives Handeln in diesen Stunden“, hieß es in einer Mitteilung von Königin Margrethe II. und dem Kronprinzenpaar – Frederik und Mary – am späten Sonntagabend. Die Königsfamilie zeigte sich betroffen von der „schockierenden Nachricht“. „Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Betroffenen der Tragödie.“ Nach Bekanntwerden der Tat hatte das Königshaus bereits einen Empfang mit Kronprinz Frederik abgesagt.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen: „Grausamer Angriff“

Die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen verurteilte die Tat als „grausamen Angriff“. Sie forderte die Menschen im Land auf, zusammenzuhalten und sich gegenseitig zu unterstützen. „Wir alle wurden brutal aus dem strahlenden Sommer gerissen, den wir gerade erst begonnen hatten“, teilte Fredriksen. „Es ist unverständlich. Herzzerreißend. Zwecklos. Unsere schöne und sonst so sichere Hauptstadt wurde im Bruchteil einer Sekunde verändert.“

Inspektor Soeren Thomassen, Kopenhagens Polizeichef, während einer Pressekonferenz in der Polizeistation in Kopenhagen, während er über die Vorkommnisse im Field's Shopping Center spricht. dpa
Inspektor Soeren Thomassen, Kopenhagens Polizeichef, während einer Pressekonferenz in der Polizeistation in Kopenhagen, während er über die Vorkommnisse im Field's Shopping Center spricht.
Inspektor Soeren Thomassen, Kopenhagens Polizeichef, während einer Pressekonferenz in der Polizeistation in Kopenhagen, während er über die Vorkommnisse im Field’s Shopping Center spricht.

Einsatzkräfte riegelten die gesamte Insel Seeland ab, auf der die dänische Hauptstadt liegt. Mehrere Straßen und Autobahnausfahrten wurden gesperrt. Um mehr Kräfte für die Untersuchung der Bluttat zur Verfügung zu haben, übernahmen Soldaten Bewachungsaufgaben von der Polizei. Die Behörden richteten einen Ort ein, an dem Augenzeugen ihre Aussage machen und psychologische Betreuung in Anspruch nehmen können.

Kopenhagen: Harry-Styles-Konzert abgesagt

Ein Auftritt des britischen Sängers Harry Styles in einer nahe gelegenen Konzerthalle wurde abgesagt. Der Konzertveranstalter Live Nation teilte mit, dies sei auf Anordnung der dänischen Polizei geschehen. Ob die Show nachgeholt wird, war zunächst unklar. „Wir sind alle am Boden zerstört von den Ereignissen des Tages und unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Familien.“ Es wird vermutet, dass sich viele Konzertbesucher in dem nur wenige Hundert Meter entfernten Einkaufszentrum aufhielten, zum Beispiel um noch etwas zu essen. (dpa/ncd)

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