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„Alles in Trümmern“: Deutsche Retter schockiert über Ausmaß der Zerstörung in Beirut

Beirut –

Vier Tage nach der Explosionsserie im Hafen der libanesischen Hauptstadt suchen die Retter noch immer fieberhaft nach Opfern. Rund 45 Menschen werden weiterhin vermisst. Zudem wurden 25 Leichen geborgen, deren Identität unklar ist. Die deutschen Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) zeigten sich schockiert vom Ausmaß der Zerstörung.

„Das Einsatzgebiet ist wirklich riesig“, sagte die THW-Sprecherin Georgia Pfleiderer aus dem Einsatzgebiet der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Die Schäden seien immens.

„Was hier an Gebäuden stand, das waren ja richtige Hochregallager und Großgebäude, die liegen alle in Trümmern.“ Ihr bisher fünfter THW-Einsatz im Ausland sei „vom Ausmaß des Schadens das Größte, was ich bisher gesehen habe.“

Protest in Beirut: „Gerechtigkeit für die Opfer, Rache an der Regierung“

Unterdessen sollen am Samstag Opfer der Katastrophe beerdigt werden. Zudem haben Aktivisten zu einer Trauer- und Protestkundgebung im Zentrum Beiruts aufgerufen. Das Motto lautet „Gerechtigkeit für die Opfer, Rache an der Regierung“.

Die Protestler werfen der politischen Führung des Libanon Fahrlässigkeit vor und machen sie für die Explosion verantwortlich.

Explosionen in Beirut töteten mehr als 150 Menschen

Bei der Katastrophe am Dienstag waren mehr als 150 Menschen getötet, rund 5000 wurden verletzt. Große Teile des Beiruter Hafens sind vollständig zerstört und auch die umliegenden Wohngebiete stark beschädigt, bis zu 250.000 Menschen sind obdachlos.

Die Explosionen sollen durch eine große Menge der hochexplosiven Chemikalie Ammoniumnitrat ausgelöst worden sein, die nach Regierungsangaben über Jahre ohne Sicherheitsvorkehrungen im Hafen gelagert worden war.

Besonders Ausgehviertel in Beirut zerstört

Besonders schlimm erwischt hat es das Viertel Mar Michail, bekannt für seine guten Restaurants, Bars und Galerien. Jetzt sieht es hier aus, als wäre ein Hurrikan hindurchgefegt – an ein fröhliches, ausgelassenes Nachtleben ist nicht mehr zu denken. Scherben bedecken die Straßen, Stromleitungen hängen herunter, zerstörte Möbel stehen herum. Viele der alten, traditionellen Häuser sind stark zerstört. 

„Es bricht einem das Herz, diese Verwüstung zu sehen“, sagt der Architekt George Duwaihi, der in einer Straße steht. Er sei als Freiwilliger hier. „Ich biete meine Expertise an, um diese wunderschönen alten Häuser, die nach der Explosion vom Einsturz bedroht sind, zu renovieren. Sie sind Teil unseres Erbes.“

Hafen-Mitarbeiter in Beirut festgenommen

Mittlerweile sind Verantwortliche des Hafens von Beirut festgenommen worden. Darunter Zoll-Chef Badri Dahir, dessen Vorgänger Schafik Mirhi und Hafen-Direktor Hassan Kuraitim, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA am Freitagabend.

Die Entscheidung sei im Zuge von Ermittlungen zu den Hintergründen der Explosion getroffen worden, hieß es weiter.

Bereits am Vorabend waren 16 Hafen-Mitarbeiter festgenommen worden. Die Ermittlungen zur Ursache der Katastrophe laufen aber noch. Der libanesische Präsident Michel Aoun erklärte am Freitag, bei den Ermittlungen solle auch untersucht werden, ob es möglicherweise eine „ausländische Einmischung“ durch eine Rakete oder Bombe gegeben habe. Dafür gibt es allerdings bislang keinerlei Anzeichen.

US-Regierung will Beirut Hilfe leisten

US-Außenminister Mike Pompeo bekräftigte die Zusage von 17 Millionen Dollar an Katastrophenhilfe für den Libanon. „Wir sind weiterhin bereit, die Menschen im Libanon zu unterstützen, während sie sich von der schrecklichen Explosion am 4. August erholen“, twitterte Pompeo. „Alle von dieser Tragödie Betroffenen bleiben in unseren Gedanken und Gebeten.“

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Zugleich forderte er in einer vom State Department verbreiteten Erklärung eine „gründliche und transparente“ Untersuchung des Unglücks. „Die Menschen im Libanon verdienen Rechenschaft sowie eine Regierung, die der Sicherheit und dem Wohlbefinden ihrer Bürger Priorität einräumt.“

Die internationale Polizeiorganisation Interpol unterstützt die örtlichen Behörden mit Experten. Dabei gehe es unter anderem um die Identifizierung von Opfern, teilte Interpol mit. (wb/dpa)

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