Tödlicher Unfall in Timmendorfer Strand: Darum ist Baden hier so gefährlich
Immer wieder kommt es in der Lübecker Bucht zu gefährlichen Badeunfällen – teils mit tödlichem Ausgang. Ein 20 Jahre alter Mann aus Ratekau (Kreis Ostholstein) ist am Montag bei einem Badeunfall am Timmendorfer Strand ertrunken. Nur einen Tag zuvor mussten am selben Strandabschnitt sieben Menschen aus der Ostsee gerettet werden. Ein Experte erklärt in der MOPO, welche Gefahren dort lauern, und er berichtet von einem Phänomen, das auch Erwachsene von den Beinen reißen und in die Tiefe ziehen kann.
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Immer wieder kommt es in der Lübecker Bucht zu gefährlichen Badeunfällen – teils mit tödlichem Ausgang. Ein 20 Jahre alter Mann aus Ratekau (Kreis Ostholstein) ist am Montag bei einem Badeunfall in Timmendorfer Strand ertrunken. Nur einen Tag zuvor mussten am selben Strandabschnitt sieben Menschen aus der Ostsee gerettet werden. Ein Experte erklärt in der MOPO, welche Gefahren dort lauern, und er berichtet von einem Phänomen, das auch Erwachsene von den Beinen reißen und in die Tiefe ziehen kann.
Es waren dramatische Szenen, die sich an den vergangenen Tagen gleich mehrfach am beliebten Timmendorfer Ostseestrand abgespielt haben. Dort, zwischen Scharbeutz und Timmendorf, ist es die sogenannte „Kammer“, die das Baden in der Lübecker Bucht so gefährlich macht.
Lübecker Bucht: Die „Kammer“ sorgt für gefährliche Strömung
„Dort kann es zeitweise komplizierte Strömungsverhältnisse geben“, sagt Thies Wolfhagen, Geschäftsführer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Schleswig-Holstein, der MOPO. „Die Strömungsverhältnisse laufen gegeneinander, bei bestimmten Verhältnissen entsteht eine sehr starke Strömung.“ Dabei handelt es sich um eine Unterströmung, die vor allem bei Winden aus östlicher oder nordöstlicher Richtung droht.
An der Wasseroberfläche ist dieses Phänomen nicht zu erkennen. Doch an manchen Tagen kann diese Unterströmung sogar Erwachsene von den Beinen reißen und ins Wasser ziehen, warnt die DLRG.
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Im Bereich der Lübecker Bucht wird die Strömung daher besonders genau überwacht. „Rettungsschwimmer nehmen in regelmäßigen Abständen Überprüfungen der Strömung vor und schätzen die Situation im Wasser ein“, erklärt Wolfhagen. Danach richtet sich, welche der verschiedenen Flaggen, die anzeigen, wie sicher oder gefährlich das Baden ist, gehisst wird.
Doch immer weniger Badegäste wissen offenbar, was die Signale bedeuten. „Wir merken, dass die Akzeptanz der Flaggen nicht mehr so groß ist wie früher“, sagt Wolfhagen. Und: „Wir machen die Erfahrung, dass Menschen sich über Gefahrenzeichen hinwegsetzen.“
DLRG: Badegästen fehlt Wissen über Flaggen an Stränden
Dabei kann ein solches Wissen im Zweifel Leben retten. So war am Sonntag rot geflaggt – das steht für absolutes Badeverbot. Zum Zeitpunkt der Badeunfälle am Montag war die gelbe Flagge gehisst: Es herrschten demnach Strömungen, die für nicht geübte Schwimmer:innen gefährlich sein können. Über die Lage an den Stränden können sich Badegäste online informieren: Ein eigener Ticker zeigt an, welche Flagge gerade an welchem Strandabschnitt hängt.
Ein weiteres Problem: Je voller die Strände, desto schwieriger ist eine Überwachung. „Die von Rettungsschwimmern bewachten Abschnitte werden, wenn erforderlich, an die Anzahl der Rettungsschwimmer angepasst“, sagt Wolfhagen. Heißt: Je weniger Retter im Dienst sind, desto weniger Strandabschnitte werden überwacht. Retter wiederum sucht die DLRG händeringend. Im vergangenen Jahr wurden an 90 Stationen in Norddeutschland 5500 ehrenamtliche Rettungsschwimmer:innen eingesetzt – wegen Corona wurden seit 2020 jedoch deutlich weniger Menschen ausgebildet als in den Jahren zuvor.