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Gerhard Höpfner
  • Grabungsleiter Gerhard Höpfner reinigt und präpariert Knochenfragmente eines elf Millionen Jahre alten Urzeitwals aus der Tongrube Pampau.
  • Foto: picture alliance/dpa/Markus Scholz

Streit um Wal-Skelette – Grabungsteam beklagt mangelnde Wertschätzung

Vor den Toren Hamburgs werden immer wieder alte Wal-Skelette gefunden, die eigentlich in Lübeck ausgestellt werden sollen. Doch zwischen den ehrenamtlichen Wal-Gräbern und der Stadt gibt es einen seit Jahren einen heftigen Streit um die Fossilien aus der Tongrube Groß Pampau im Kreis Herzogtum Lauenburg. Dieser ist nun eskaliert.

Das Tischtuch zwischen der Hansestadt Lübeck und dem ehrenamtlichen Grabungsteam sei endgültig zerschnitten, so dessen Leiter Gerhard Höpfner. „Ich habe die Hansestadt Lübeck schriftlich aufgefordert, alle von mir in das Museum für Natur und Umwelt (MNU) eingebrachten Funde herauszugeben“, sagte er.

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„Sie werden einen neuen Liegeplatz finden, wo ihnen die Wertschätzung entgegengebracht wird, die ihnen gebührt“, versprach er. Im Gespräch sei derzeit ein Urmeer-Museum im Kreis Herzogtum Lauenburg, es gebe aber auch ein Angebot eines privaten Sponsors, sagte Höpfner. Kreissprecher Tobias Frohnert bestätigte auf Anfrage entsprechende Überlegungen des Kreises. „Die stehen aber noch ganz am Anfang“, sagte er.


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Die Rückgabeforderung an die Hansestadt Lübeck ist der Höhepunkt einer Auseinandersetzung, die bereits Ende 2019 begann. „Damals hat Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau uns zugesagt, sich für die Einrichtung eines Landesmuseums für die Pampauer Fossilien einzusetzen“, sagte der Grabungsleiter. Wenige Monate später habe man ihm mitgeteilt, dass das Thema Landesmuseum vom Tisch sei und stattdessen das MNU in ein Umweltbildungszentrum umgewandelt werden solle. Diese Planungen lehnt das Grabungsteam ab. „Dafür haben wir nicht jahrelang gearbeitet“, sagte Höpfner.

Zwischen Lübeck und Grabungsteam: Streit um Walskelette eskaliert

Seit mehr als 30 Jahren finden die ehrenamtlichen Wal-Gräber in der kommerziellen Tongrube in der kleinen Gemeinde östlich von Hamburg immer wieder Skelette von urzeitlichen Haien, Walen und anderen Meeresbewohnern. Seit 2012 wurden dort unter anderem ein Bartenwal (2012), eine Robbe (2016), ein Riesenhai (2019), Meeres- und Lederschildkröten sowie eine Vielzahl von Schnecken und Muscheln ausgegraben. Seit den 1980er Jahren wurden viele der erdgeschichtlich bedeutsamen Funde im MNU ausgestellt.

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Doch jetzt erheben Höpfner und seine Mitstreiter schwere Vorwürfe gegen die Hansestadt Lübeck. „Wir haben die Funde als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt, damit sie öffentlich ausgestellt werden“, sagte Höpfner. „Im neuen Umweltbildungszentrum werden sie nach unseren Befürchtungen nur noch ein Thema von vielen sein“, sagte er. In der jetzt vorgelegten Machbarkeitsstudie finde sich gerade mal eine halbe Seite dazu, während das Thema Museumsgastronomie deutlich mehr Raum einnehme, empörte er sich.

Vor Toren Hamburgs: Streit um Fossilien aus der Tongrube Groß Pampau

„Wir alle haben seit Jahren viel Zeit, Arbeit und auch privates Geld in die Grabung investiert“, sagte Höpfner, der alle Funde in seinem Privathaus präpariert und aufbereitet. Dem Museum wirft er vor, die Fossilien nicht angemessen zu behandeln und zu lagern. Außerdem wirft er der Kulturstiftung als Dachverband der Lübecker Museen Nachlässigkeit bei der Beantragung von Fördergeldern vor.

Die Stadt Lübeck dagegen weist die Vorwürfe zurück. „Es gibt unterschiedliche Vorstellungen zur Rolle des Grabungsteams bei der zukünftigen Entwicklung des Museums“, sagte Lübecks Kultursenatorin Monika Frank. Die Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung, in der das geklärt werden soll, habe das Grabungsteam bislang abgelehnt. Dadurch und durch seine ausdrückliche Ablehnung eines Umweltbildungszentrums habe das Grabungsteam zum Ausdruck gebracht, dass es die politische Beschlusslage nicht akzeptiere.

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Für Höpfner und sein Grabungsteam steht unterdessen fest: „Wir haben keine Lust mehr auf die politischen Spielchen in Lübeck. Andere namhafte Museen würden die Sammlung mit Kusshand nehmen“, sagte er. (mp/dpa)

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