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Nach der Kieler Woche Ende Juni hat es laut einer Studie einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in der Region gegeben.
  • Nach der Kieler Woche Ende Juni hat es laut einer Studie einen deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in der Region gegeben.
  • Foto: dpa

Kieler Virologe: Wie heftig wird die nächste Corona-Welle?

Wie wird der Corona-Herbst? Diese Frage stellen sich derzeit viele – nicht nur Mediziner. Trotz vieler Corona-Infektionen rechnet der Virologe Helmut Fickenscher in den kommenden Wochen und Monaten nicht mit häufigeren schweren Erkrankungen. Dies sei auch bei der Kieler Woche im Sommer nicht der Fall gewesen. Dafür nennt er mehrere Gründe.

„Höhere Fallzahlen sind natürlich realistisch zu erwarten, aber höhere Fallzahlen bedeuten nicht auch häufigere schwere oder tödliche Erkrankungen“, sagte Fickenscher, Leiter des Instituts für Infektionsmedizin der Universität Kiel. „Selbst bei den lokal exorbitanten Fallraten nach der Kieler Woche war dies kein wesentliches Problem.“

Hohe Infektionen belasten Krankenhäuser weiter

Laut einer vom Robert Koch-Institut veröffentlichten Studie unter Leitung Fickenschers verdreifachte sich die Sieben-Tage-Inzidenz nach dem Sommerfest ohne Corona-Beschränkungen Ende Juni zwar vorübergehend in der Region. Im selben Zeitraum sei aber allenfalls ein schwacher Anstieg bei Hospitalisierungen, schweren Erkrankungen oder Todesfällen zu erkennen gewesen. Aufgrund der Absonderungsregeln führten die hohen Infektionszahlen aber zu umfangreichen Personalausfällen unter anderem in Krankenhäusern. In der Folge sank auch die Anzahl der belegbaren Krankenhausbetten auf Normalstationen stark.

„Trotz enorm hoher Infektionszahlen in diesem Jahr ist der Anteil schwerer oder tödlicher Erkrankungsverläufe im Vergleich zu den Vorjahren niedrig geblieben“, sagte Fickenscher. Im Vergleich zu den Vorjahren sei in der Bevölkerung ein wesentlich besserer Impfschutz erreicht. Zudem habe ein relevanter Teil der Menschen mindestens eine Infektion überstanden und somit eine noch wesentlich bessere Immunisierung.

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Zusätzlich seien die therapeutischen Möglichkeiten deutlich besser geworden. In anderen europäischen Staaten sei dies in deren Regelungen deutlicher berücksichtigt als in Deutschland, zum Beispiel auch bei den Absonderungs-Regeln, sagte Fickenscher. „Neue Varianten mit verstärkter Immunevasion werden sicherlich auftreten, aber derzeit gibt es keinen Anhalt für neue Varianten mit einer erhöhten Pathogenität.“

Die Vorsichts-Argumentation von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sei nützlich, damit für diesen nicht auszuschließenden Fall adäquate Vorbereitungen getroffen werden konnten. Der SPD-Politiker rief vergangenen Freitag in Berlin zu Vorsichtsmaßnahmen und Impfungen auf, zeigte sich aber mit Blick auf die kommenden Monate auch zuversichtlich. (dpa/mp)

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