Wie Manni mit Down-Syndrom durch Australien reiste
Acht Wochen, ein Land, zwei Freunde: Die Australien-Reise von Julius Werner (32) und Manuel Z. (29), genannt Manni, war eigentlich ein ganz normaler Backpacking-Trip und trotzdem etwas sehr Besonderes. Denn Manni Z. hat das Down-Syndrom. Eine solche Reise mit Behinderung – geht das überhaupt?
Ein Abenteuer mitten rein ins Ungewisse – so beschreibt Julius Werner aus Kiel den Urlaub mit seinem Freund Manni der MOPO. Acht Wochen war er Reiseführer, Freund und Anstandsdame für seinen Freund mit Down-Syndrom. Dabei war Inklusion für den Erzieher lange gar kein Thema gewesen.
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Acht Wochen, ein Land, zwei Freunde: Die Australien-Reise von Julius Werner (32) und Manuel Z. (29), genannt Manni, war eigentlich ein ganz normaler Backpacking-Trip und trotzdem etwas sehr Besonderes. Denn Manni Z. hat das Down-Syndrom. Eine solche Reise mit Behinderung – geht das überhaupt?
Ein Abenteuer mitten rein ins Ungewisse – so beschreibt Julius Werner aus Kiel den Urlaub mit seinem Freund Manni der MOPO. Acht Wochen war er Reiseführer, Freund und Anstandsdame für seinen Freund mit Down-Syndrom. Dabei war Inklusion für den Erzieher lange gar kein Thema gewesen.
Inklusion im Norden: Reise nach Australien mit Down-Syndrom
Manni Z. war der erste Mensch mit Down-Syndrom, der er kennenlernte – über seinen Nebenjob während seiner Ausbildung. Dafür ging er mit Manni zum Sport. Danach blieben sie Freunde. „Wir haben eine emotionale Verbindung, lachen viel und haben Spaß zusammen“, sagt Werner. Er mag Mannis Humor und seine ehrliche Art. „Manni sagt immer, worauf er Lust hat und worauf nicht“, erläutert er. Doch genau das war auch ein Risiko: Wenn Manni keine Lust mehr gehabt oder Heimweh bekommen hätte, hätten sie die Reise abbrechen müssen.
Die Idee zum anderen Ende der Welt aufzubrechen, kam ihnen, als Manni am liebsten bei einem Südostasien-Trip von Werner mitgekommen wäre. „Da habe ich ihm versprochen, dass ich mir etwas überlege“, erzählt Werner. Ein Jahr lang bereiten sie sich auf Down Under vor, sammelten Spendengelder und übten Fliegen mit einem Probeflug nach Amsterdam, denn Manni war noch nie geflogen. Doch alles klappte.
Das könnte Sie auch interessieren: „Das Geld hängt an den Bäumen“ – mehr als nur ein Saftladen
Dass es sich mit einem Menschen mit Down-Syndrom anders reist, war schnell klar: Manni war vollkommen auf ihn angewiesen, erzählt Werner. Innerhalb der zwei Monate hatte er nur einen Vormittag für sich. In vielen Unterkünften schliefen sie sogar in einem Doppelbett.
Australien-Trip: Manni Z. wurde selbstständiger
Ganz konfliktfrei ging das nicht: Als er Manni Z. etwa nach zu viel Fastfood auf Diät setzte, kam es sogar fast zum Bruch. „Manni hat mir die Freundschaft gekündigt und das war sein bitterer Ernst“, erzählt Werner. Denn bei Menschen mit Down-Syndrom ist die Impulskontrolle gestört, gleichzeitig setzt das Sättigungsgefühl verzögert ein. Für Manni war die Diät nicht zu verstehen und eine Bevormundung. Das war 2018. Nun, rund drei Jahre später, nutzt Werner solche Momente in seinem neuen Buch, um Lesern das Verhalten von Menschen mit Down-Syndrom näherzubringen.
Doch die schönen Momente des Trips überwogen: Zum Beispiel, als die beiden bei einem Festival für Menschen mit und ohne Behinderung in Melbourne plötzlich auf einer Bühne landeten, Manni Z. auf einer weitläufigen Rinderfarm das erste Mal Auto fahren durfte oder die beiden zusammen feierten. „Im Grunde hat alles wunderbar funktioniert“, sagt Werner. „Und wir beide sind an den Herausforderungen gewachsen.“ Er selbst, weil er das erste Mal echte Verantwortung für jemand anderes übernehmen musste. Und Manni, weil er selbstständiger werden und im Ernstfall funktionieren musste.
„Manuel Down Under”: Reise führt zu Fernseh-Doku
Und die Reise bewegte nicht nur die beiden Freunde: Die Idee bekam viel Aufmerksamkeit und Unterstützung – es entstand sogar die Arte-Doku „Manuel Down Under“ darüber. „Dadurch wurde uns erst bewusst, dass auch andere Menschen viel in unserer Reise gesehen haben“, sagt Werner. „Wir haben im wahrsten Sinne gezeigt, dass auch Menschen mit Behinderung über Grenzen gehen können.“ Und ein ebenso lebenswertes Leben leben können, wie Menschen ohne Behinderung.
Und der nächste Trip? Der geht vielleicht in die USA.
Sein Buch zur Reise „Manni sucht das Weite“ hat Julius Werner selbst veröffentlicht. Es kann bei Amazon oder im Buchhandel für 16,95 Euro bestellt werden. ISBN: 978-3000708336