• Teilnehmer eines Junggesellenabschieds auf der Reeperbahn waren mit einem Autofahrer in Streit geraten (Symbolfoto).
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Fahrstil kritisiert: Autofahrer soll Brüder verprügelt haben

Haben sie ihn beleidigt? Haben sie auf sein Auto geschlagen? Weil Teilnehmer eines Junggesellenabschieds den Fahrstil eines Autofahrers auf dem Kiez kritisiert haben sollen, begann ein blutiger Streit. David D. (35) soll im Stile eines Profi-Boxers zwei Brüdern mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Am Montag begann der Prozess wegen vorsätzlicher Körperverletzung.

Michael B. war mit seinem Bruder Alexander und sieben Freunden am 14. August 2020 aus dem Saarland nach Hamburg gekommen, um seinen Junggesellenabschied zu feiern. Freitagabend, Hotel auf der Reeperbahn, die Männer-Gruppe war morgens schon losgefahren und hatte getrunken. „Wir waren angeschwipst“, sagt der 30-jährige Michael B., betrunken aber nicht.

Hamburg: Junggesellenabschied gerät mit Autofahrer in Streit

Als sie über eine Ampel in der Hein-Hoyer-Straße gingen, sei rasant und sehr dicht an der Gruppe vorbei ein schwarzes Auto vorbeigefahren. Einige der Männer sollen dem Fahrer, David D., etwas hinterhergerufen haben. „Mach ‚ma locker“, erinnert sich B. Anschließend habe der Autofahrer gehalten, sei ausgestiegen und auf die Gruppe zugestürmt. Seinem Bruder Alexander habe D. unmittelbar ins Gesicht geschlagen, es folgten eine Rangelei und ein halbes Dutzend weiterer Faustschläge von D. auf die Brüder, was auch ein Handy-Video dokumentiert.

Der Angeklagte D. erinnert sich vor dem Amtsgericht Hamburg so: Die Gruppe habe beim Vorbeifahren auf sein Auto geschlagen, weshalb er angehalten und mögliche Schäden geprüft habe. „Was soll die Scheiße?“, habe er den Männern zugerufen, die ihn daraufhin beleidigt haben sollen. Alexander B. sei auf D. zugeschritten, habe ihn ins Gesicht gepackt, D. habe Angst verspürt und sich gewehrt.

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Tatsächlich zeigt das Video, das Richterin Birte Meyerhoff mehrfach und verlangsamt abspielt, dass Alexander B. dem Angeklagten an den Hals greift. Für die Verteidigung ist es Notwehr, sie fordert einen Freispruch. Laut Michael B. setzt das Video aber erst später ein, nachdem D. bereits zugeschlagen habe. Außerdem belastet schon die Qualität der Schläge den Angeklagten. Leicht hüpfend verpasst der etwa 1,80 Meter große, stämmig-kräftige Mann dem Duo regelrechte Links-Rechts-Kombinationen an den Kopf, Alexander B. fällt getroffen auf den Boden. „Es sieht aus, als ob sie Boxer sind“, findet die Staatsanwaltschaft, auch Richterin Meyerhoff nennt die Schläge „heftig“.

Prozess in Hamburg: Handy-Video zeigt brutale Schläge ins Gesicht

In der Vernehmung von Michael B. wird deutlich, dass zu der Gruppe der Brüder mehr Personen gehörten als zunächst gedacht. Es sind aber nur drei der neun Teilnehmer des Junggesellenabschiedes als Zeugen vorgeladen, Richterin Meyerhoff möchte auch alle weiteren vernehmen lassen. Der Prozess wird ausgesetzt, die Brüder B. sind vorerst umsonst aus Neunkirchen im Saarland angereist. Meyerhoff entschuldigt sich dafür, „aber Hamburg ist ja einen Ausflug wert.“ „Es ist eine schöne Stadt“, sagt Michael B., „wenn nichts dazwischenkommt.“ (tdo)

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