Rückzahlung von Corona-Hilfen bringt beliebte Schanzen-Bar in Existenznot
Seit zwei Jahren treibt Corona die Gastro-Betreiber an ihr finanzielles Limit. Viele konnten sich nur durch die Corona-Hilfen der Länder und des Bundes einigermaßen über Wasser halten. So auch Eike Wulf, Betreiber der Bars „Mutter“ und „Kitty“. Nun soll er alles zurückzahlen – und noch mehr. Der Zeitpunkt ist ungünstig, der Betreiber verzweifelt.
Seit achteinhalb Jahren betreibt Eike Wulf die Kneipe „Kitty“ an der Feldstraße im Karoviertel und seit 1998 die „Mutter“ an der Stresemannstraße im Schanzenviertel. Wie die meisten Barbetreiber traf ihn die Pandemie Anfang 2020 schwer. Insgesamt blieben seine Kneipen zwölf der letzten 22 Monate geschlossen. Die Existenz der „Mutter“ hängt seitdem am seidenen Faden.
Hamburg fordert Corona-Hilfen zurück
- Deutsch (Deutschland)
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Seit zwei Jahren treibt Corona die Gastro-Betreiber an ihr finanzielles Limit. Viele konnten sich nur durch die Corona-Hilfen der Länder und des Bundes einigermaßen über Wasser halten. So auch Eike Wulf, Betreiber der Bars „Mutter“ und „Kitty“. Nun soll er alles zurückzahlen – und noch mehr. Der Zeitpunkt ist ungünstig, der Betreiber verzweifelt.
Seit achteinhalb Jahren betreibt Eike Wulf die Kneipe „Kitty“ an der Feldstraße im Karoviertel und seit 1998 die „Mutter“ an der Stresemannstraße im Schanzenviertel. Wie die meisten Barbetreiber traf ihn die Pandemie Anfang 2020 schwer. Insgesamt blieben seine Kneipen zwölf der letzten 22 Monate geschlossen. Die Existenz der „Mutter“ hängt seitdem am seidenen Faden.
Hamburg fordert Corona-Hilfen zurück
„Die Corona-Hilfen von Bund und Ländern deckten gerade mal die Fixkosten. Wir haben zwischenzeitlich T-Shirts verkauft, um über die Runden zu kommen. Wir hatten sogar Spendenaktionen. Es hat alles irgendwie geklappt“, so Eike Wulf zur MOPO. Dann plötzlich der Schock: ein Brief der Hamburger Investitions- und Förderbank (IFB). Die Stadt Hamburg möchte nun zwei Drittel der gezahlten Hilfen, die in die Bar investiert wurden, verzinst zurückgezahlt bekommen. Das beläuft sich auf eine Summe von rund 11.000 Euro.
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„Da ist mir das Herz richtig in die Hose gerutscht“, so Wulf. „Die Umsätze aus den T-Shirt-Verkäufen und die wenigen Einnahmen von den Abenden, an denen ab Juni 2020 wieder ausgeschenkt werden durfte, werden voll mit der Soforthilfe verrechnet“, sagte er. Corona-Hilfen seien laut Auffassung der Stadt zu diesem Zeitpunkt nicht nötig gewesen. Dabei laufe der Betrieb bis heute nicht wie vor der Pandemie. Sperrstunden und ein höherer Personalaufwand aufgrund von 2G-Plus-Kontrollen würden den Betrieb erschweren.
„Die nehmen einem ja sogar jetzt die einzigen Einnahmen weg“
„Alles im Gastrobereich grenzt sowieso immer an Selbstausbeutung, man muss es wirklich machen wollen“, so Wulf. „Ich verstehe es total, wenn Kollegen sich nun fragen, warum man das noch weiter machen soll. Die nehmen einem ja sogar jetzt die einzigen Einnahmen weg“, sagt der Barbetreiber. Wulf ist nicht der einzige, der seine Schulden nun begleichen muss. Insgesamt hat die Stadt nach Angaben der Finanzbehörde rund 8100 Forderungen dieser Art gestellt, das entspricht einer Summe in Höhe von 68 Millionen Euro. Die Behörde versucht jedoch Kompromisse zu finden.
„Wir wollen diejenigen, denen wir 2020 Soforthilfe gegeben haben, nicht in eine neue Notlage stürzen. Nach vielen Gesprächen mit Betroffenen haben wir uns vor diesem Hintergrund bereits im letzten Herbst zu einem weiteren Entgegenkommen beim Rückmeldeverfahren entschieden: Stundung bis Ende 2022 und anschließend Ratenzahlung bis Ende 2024“, so Finanzsenator Dr. Andreas Dressel (SPD).
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Eike Wulf hatte vorerst Glück. Er bekam Unterstützung von Freunden und treuen Kunden der „Mutter“. Mit Hilfe einer Spendenaktion konnten 10.000 Euro gesammelt werden, davon zahlt der Wirt nun die Forderungen der Stadt zurück. „Unser Dank gilt den besten Gästen der Welt“, so Wulf. Für die Vorgehensweise und den Zeitpunkt der Forderungen habe er dennoch kein Verständnis.