• Fabian (32) fühlt sich in der Gesellschaft endlich angekommen – als Mann.
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„Uns werden viele Steine in den Weg gelegt“: Der lange Weg zum Transgender-Mann

Mehrere Jahre lang befinden sich die drei Männer Marino (26), Fabian (32) und Luca (24) schon auf einer harten Reise. Sie werden konfrontiert mit Fragen, die sich die meisten Menschen nicht stellen müssen: Wie das eigene Geschlecht aussehen oder welche Art von Angleichung erfolgen soll, entscheiden nicht viele selbst. Die drei Männer sind transsexuell.

Knapp zweieinhalb Jahre ist es her, dass die MOPO erstmals über zwei der drei Transmänner berichtete. Damals begann der lange Weg für Marino und Fabian gerade erst. Vor vier Jahren outete sich Fabian – der damals noch Cindy war – als Transmann vor seiner Fußballmannschaft. Damit machte er einer Teamkollegin Mut: Auch Mariko outete sich und wurde später zu Marino.

Die beiden Transmänner spielten zusammen in einer Frauenmannschaft Fußball – das können sie jetzt nach der offiziellen Umwandlung zum Mann nicht mehr. Aber nur, weil auf dem Papier endlich „männlich“ steht, heißt das nicht, das man sofort mit Haut und Haar zum Mann wird: Der Weg, bis sich Transsexuelle wirklich wohl in ihrem Körper fühlen, ist steinig und lang.

Testosteron-Spritzen: Die zweite Pubertät

Mit Testosteron-Spritzen begannen beide schon früh, sich Stück für Stück Richtung Mann zu entwickeln: der Bartwuchs setzte ein, Oberarm-Muskeln begannen zu wachsen und die Stimme wurde langsam tiefer. Diese Umwandlung gleicht einer zweiten Pubertät.

Aber eines ist anders: Die Geschlechtsteile entwickeln sich eben nicht einfach so mit. Damit sich die beiden wirklich zu hundert Prozent wohlfühlen in ihren Körpern, fehlt etwas: der Penis. „Man will ja auch irgendwann mal komplett sein“, sagt Fabian in einer aktuellen NDR-Reportage. Auch die Brüste müssen weg und Gebärmutter und Eierstöcke sollen entfernt werden. Doch die angleichenden Operationen sind nicht ohne. Um sich nicht unbedingt einer OP zu unterziehen, bei der aus eigener Haut ein Penis aufgebaut wird, gibt es auch die Möglichkeit, eine Art Penisersatz (Epithese) zu verwenden.

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Im Laufe der vergangenen Jahre starteten Marino (26) und Fabian (32) mit den entscheidenden Eingriffen: Fabian ließ sich die Brüste abnehmen und Gebärmutter sowie die Eierstöcke entfernen. Auch Marino lebt nun ohne Brüste – wegen einer Entzündung nach der OP fehlt ihm nun ein Nippel.

Marino (26) arbeitet als Schuhmacher und ist froh, dass ihn auch seine Kunden als Mann wahrnehmen.

Marino (26) arbeitet als Schuhmacher und ist froh, dass ihn auch seine Kunden als Mann wahrnehmen.

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Genau wegen diesen Risiken kommt ein Penis-Aufbau für Marino auch nicht infrage. „Das Risiko ist mir viel zu hoch“, sagt er der MOPO. Lieber versucht er es bald noch einmal mit einem Epithesen-Antrag bei der Krankenkasse. Dreimal wurde er schon abgelehnt, aber noch gibt er nicht auf.

Absagen der Krankenkasse wirbeln alles immer wieder auf

Auch Fabian hat dieses Problem: nach drei Absagen der Krankenkasse muss auch er jetzt erneut alle Unterlagen zusammensammeln, um einen weiteren Antrag zu stellen. Er selbst empfinde sich in der Gesellschaft als Mann angekommen und denkt kaum noch daran, dass er eigentlich mal Cindy war. Doch das leidige Herumschlagen mit den Epithesen-Anträgen wirbelt das Thema immer wieder auf. Aber Fabian ist der gleichen Meinung wie sein Freund Marino: So risikobehaftet, wie die Aufbau-Operationen sind, möchte er das auf gar keinen Fall machen lassen.

Penis-Aufbau-OP: „Im schlimmsten Fall ist man am Ende verstümmelt, das ist mir zu viel Risiko“

„Wenn eine Fee kommen und schnipsen würde, sagen würde, dass da immer alles klappt, ästhetisch aussieht, funktioniert… dann wäre ich mit Sicherheit ganz vorne mit dabei.“, stellt Fabian im Gespräch der MOPO klar.

Dreimal lehnte die Krankenkasse Fabians Epithesen-Antrag schon ab.

Dreimal lehnte die Krankenkasse Fabians Epithesen-Antrag schon ab. Das ständige Stele von Neu-Anträgen wirbelt das Thema „Transgender sein“ für ihn immer wieder auf.

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„Aber das kann einem halt keiner garantieren. Wenn es ganz schlecht kommt, hat man dann Dutzende Korrektur-Operationen und am Ende ist man trotzdem verstümmelt.“ Genau davor hat er Angst, denn Fabian selbst kenne Transmänner, bei denen diese Operationen schiefgegangen sind und die jetzt sogar Probleme haben, überhaupt auf die Toilette gehen zu können.

Da erscheint vielen Transmännern eine Epithese, also der Penis-Ersatz, doch als die bessere Alternative. Luca, der inzwischen auch mit Fabian und Marino befreundet ist, war ebenfalls mal eine Frau. Auch er durchlebt seit 2015 die Veränderung zum Mann – jedoch ist er schon einen Schritt weiter als die anderen beiden. Nach der Drohung mit einer Klage ließ die Krankenkasse seine Anfrage durch und inzwischen hat der 24-Jährige seit zwei Monaten seine erste Epithese.

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Die erste Epithese ist aber nur für den Geschlechtsverkehr gedacht – außerhalb der eigenen vier Wände ist also auch Luca noch ohne etwas zwischen den Beinen unterwegs. Die zweite Epithese, die dann auch im Alltag getragen werden kann, wird derzeit noch angepasst.

Der 24-jährige Luca drohte der Krankenkasse mit einer Klage.

Der 24-jährige Luca drohte der Krankenkasse mit einer Klage – erst dann wurde sein Antrag zugelassen und er bekam seine erste Epithese.

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„Da gibt es noch ein paar Probleme“, erzählt Luca. Denn dieser Penisersatz ist auch fürs Urinieren gedacht und muss demnach perfekt an den Körper angepasst werden. „Man muss sich das so vorstellen: Die Epithetikerin sitzt dann vor dir und guckt, ob alles richtig sitzt und dann soll man auf Kommando pinkeln.“

Man braucht einen langen Atem

Die Transmänner haben es also nicht immer leicht – die anfängliche Freude über das Outing und die Aufregung über Veränderungen am Körper vergehen irgendwann, das sagen alle drei. Es ist „ein nicht so einfacher Weg, es werden einem viele Steine in den Weg gelegt.“, so drückt es Marino aus. Dem Ziel, als „normale Männer“ wahrgenommen zu werden, kommen die drei Freunde immer näher – nur in Schwimmbädern oder auf öffentlichen Toiletten müssen sie immer darauf achten, dass es auch eine Sitztoilette gibt. Eine Epithese könnte diese Situationen verhindern – deshalb bleiben Marino und Fabian auch dran.

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