Radfahrer gestorben: Darum ist der mutmaßliche S-Bahn-Schubser wieder frei
Anfang Juni wird der 56 Jahre alte Stephan L. am S-Bahnhof Ohlsdorf von einem Mann in Richtung der Gleise geschubst: Er wird zwischen Waggons eines anfahrenden Zugs eingeklemmt und tödlich verletzt. Zwei Tage später nimmt die Hamburger Polizei Henry L. (62) fest. Für die Ermittler der Mordkommission ist er dringend tatverdächtig, er kommt in U-Haft. Wie die MOPO erfuhr, ist L. nun aber wieder frei – er wurde von der Justiz „verschont“.
Anfang Juni wird der 56 Jahre alte Stephan L. am S-Bahnhof Ohlsdorf von einem Mann in Richtung der Gleise geschubst: Er wird zwischen Waggons eines anfahrenden Zugs eingeklemmt und tödlich verletzt. Zwei Tage später nimmt die Hamburger Polizei Henry L. (62) fest. Für die Ermittler der Mordkommission ist er dringend tatverdächtig, er kommt in U-Haft. Wie die MOPO erfuhr, ist L. nun aber wieder frei – er wurde von der Justiz „verschont“.
Die Staatsanwaltschaft bestätigt auf Nachfrage, dass der Beschuldigte nicht mehr in Untersuchungshaft sitzt. Eine Sprecherin: „Der Vollzug des Haftbefehls wurde ausgesetzt.“ Aber warum?
Hamburg: Mutmaßlicher S-Bahn-Schubser von Ohlsdorf wird „verschont“
Möglich macht das ein sogenannter gerichtlicher Verschonungsbeschluss. Dieser wird eingeleitet, wenn klar ist, dass das Verfahren gesichert ist – auch bei „milderen Maßnahmen“, wie es juristisch heißt. Heißt: keine Haft nötig.
Ist also nicht davon auszugehen, dass der Beschuldigte flüchtet oder erneut Straftaten begeht, kann er verschont werden – so wie Henry L., der seit dem 26. Juni wieder als freier Mann durch Hamburg läuft, sich nur regelmäßig bei der Polizei melden muss.
Der Haftbefehl – Körperverletzung mit Todesfolge – sei aber nicht aufgehoben worden, so die Staatsanwaltschafts-Sprecherin. „Er wurde lediglich außer Vollzug gesetzt. Die Ermittlungen in dem Verfahren dauern weiter an.“
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L. – zweifacher Vater, Geschäftsmann, im IT-Bereich tätig – ist weiterhin verdächtig, Stephan L., der mit seinem Rad auf dem Bahnsteig unterwegs war, in den Tod geschubst zu haben. L. war zwei Tage später am Flughafen verhaftet worden, er kam mit einer Maschine aus München in Hamburg an. Zunächst ging die Hamburger Staatsanwaltschaft von Fluchtgefahr aus.
Der 62-Jährige ist bisher nicht vorbestraft. Sein mögliches Motiv ist unbekannt. Unklar ist auch, ob er die Tat bereits zugegeben hat.