Udo Lindenberg gegen die AfD: Ein Finger und viel heiße Luft
Der Hamburger AfD-Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Wolf will Udo Lindenberg wegen Beleidigung anzeigen. Ausgangspunkt ist die Bürgerschaftssitzung, an der Panikrocker Lindenberg am vergangenen Mittwoch teilnahm, bevor er zum Hamburger Ehrenbürger ernannt wurde. Erfahren Sie mehr mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang für nur 99 Cent testen (jederzeit kündbar)!
- Deutsch (Deutschland)
MOPO+ Abo
für 1,00 €Jetzt sichern!Die ersten 4 Wochen für nur 1 € testen!Unbeschränkter ZugangWeniger Werbung
Danach nur 7,90 € alle 4 Wochen
Wenn Sie E-Paper Kunde sind, betrifft diese Änderung Sie nicht.
Das Spiel mit der künstlichen Erregung beherrscht die AfD aus dem Effeff. Jüngstes Kapitel: Der Bürgerschaftsabgeordnete Alexander Wolf will Udo Lindenberg wegen Beleidigung anzeigen. Hintergrund: Wolf hatte im Vorfeld der Ehrung des Panikrockers im Rathaus am Mittwoch dessen künstlerische Qualitäten angezweifelt und ihn als rückgratlos bezeichnet. Daraufhin hatte der Panikrocker kurz den Stinkefinger in Richtung Wolf gehoben.
Lindenbergs Sprache wirke „manchmal etwas bemüht“. Er werde nie „Uns Udo werden“. Er habe kein Rückgrat und schwimme mit dem Mainstream. Soweit Wolf in seiner Bürgerschaftsrede zu Lindenberg, mit der der AfD-Mann erklärt hatte, warum seine Partei die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den Musiker ablehne, der sich stets kritisch gegenüber der AfD gezeigt hatte.
Udo Lindenberg zeigte AfD-Politiker den Stinkefinger
Wolfs Stilkritik fiel vielleicht auch deshalb so negativ aus, weil dessen musikalische Selbstverortung vermutlich eine andere ist. Ein Hinweis darauf: das tiefbraune Liederbuch „Schlachtruf“, das der heutige stellvertretende Fraktionschef einst als stolzer völkischer Burschenschaftler herausgebracht hatte. Darin ist auch ein Lied zu finden, das die Hitlerjugend gerne sang. In „Unsere Fahne“ heißt es: „Deutschland, du wirst leuchtend stehn. Mögen wir auch untergehn.“
Das könnte Sie auch interessieren: Cooler Ehrenbürger: Udo ist jetzt Hamburgs Panik-Botschafter – und die AfD ätzt
Für seine Kritik an Lindenberg erhielt Wolf Buhrufe aus den anderen Fraktionen. Lindenberg zeigte kurz den Mittelfinger, was zunächst kaum jemandem auffiel.
Hamburger AfD-Mann Wolf will Udo Lindenberg anzeigen
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit hatte die Geste nach eigener Aussage ebenfalls nicht gesehen, sprach anschließend von einem „Wortbeitrag kurz vor der persönlichen Beleidigung“ und meinte damit Wolf. „Auch wenn solche Gesten nicht ins Parlament gehören, kann ich Udo Lindenbergs spontane und ehrliche Reaktion voll verstehen“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf der „Bild“.
Die AfD ließ eine außerordentliche Sitzung des Ältestenrats einberufen. Den Vorfall mit Lindenberg interpretierte sie als Beleidigung und Straftat, kritisierte die Reaktion der Bürgerschaftspräsidentin. Die gewünschte gemeinschaftliche Missbilligung des Rats gab es zum Ärger der Fraktion jedoch nicht.
Jetzt will Wolf Anzeige wegen Beleidigung gegen Lindenberg erstatten. Dies bestätigte Pressesprecher Robert Offermann der MOPO.
Die Mitglieder der anderen Fraktionen stehen allerdings geschlossen hinter dem neuen Ehrenbürger der Stadt.
Der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Gwosdz spendete seinen Teil des Sitzungsgeldes von der Sondersitzung des Ältestenrats an die „Udo Lindenberg Stiftung“.