Pfleger-Aufstand am UKE: „Akute Notsituation” – was jetzt helfen soll
Eins ist nach zwei Jahren Pandemie klar: Pfleger und Pflegerinnen sind am Limit. Immer wieder dringen Berichte von schlimmen Zuständen aus Kliniken an die Öffentlichkeit – auch hier in Hamburg. Patienten können nur noch mangelhaft versorgt werden, immer mehr Intensivpfleger verlassen völlig frustriert und ausgebrannt die Stationen – das ist das verheerende Bild, das die Autoren des erneuten Brandbriefs von Dienstag aus dem UKE zeichnen. Und jetzt? Hat die Politik überhaupt einen Plan?
Zumindest für den Bürgerschaftsabgeordneten Deniz Celik (Linke) ist klar: Das geht alles nicht schnell genug. „Wir haben eine akute Notsituation. Das UKE ist ein städtisches Krankenhaus und der Senat muss jetzt handeln.“
Eins ist nach zwei Jahren Pandemie klar: Pfleger und Pflegerinnen sind am Limit. Immer wieder dringen Berichte von schlimmen Zuständen aus Kliniken an die Öffentlichkeit – auch hier in Hamburg. Patienten können nur noch mangelhaft versorgt werden, immer mehr Intensivpfleger verlassen völlig frustriert und ausgebrannt die Stationen – das ist das verheerende Bild, das die Autoren des erneuten Brandbriefs von Dienstag aus dem UKE zeichnen. Und jetzt? Hat die Politik überhaupt einen Plan?
„Das UKE tut bereits viel, um Patient:innen und Mitarbeitenden bestmöglich zu unterstützen“, verteidigt Jon Mendrala, Sprecher der für das UKE zuständigen Wissenschaftsbehörde, die Krankenhausleitung. Ziel sei es, den Betreuungsschlüssel zu erhöhen und so die Arbeitsbedingungen zu verbessern – seit Sommer konnte die Belastung bereits reduziert werden. Doch die steigende Zahl der Corona-Patienten erschwere die Lage wieder. Das UKE bemühe sich, Personal zu gewinnen, so die Behörde, das Kernproblem bleibe aber der bundesweite Fachkräftemangel.
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„Bonuszahlungen und Entlastungsvereinbarungen auf tariflicher Ebene können helfen, aber sie beheben nicht das strukturelle Problem“, sagt auch Anke Frieling von der CDU. „Der Markt ist wie leergefegt. Um den Beruf attraktiver zu machen, müssen sich die Arbeitsbedingungen verbessern.“ Das Problem: Dazu muss die Überlastung abnehmen – und genau dafür braucht es mehr Personal. „Das Problem ist über viele Jahre von der Politik verschlafen worden“, kritisiert Kathrin Restorff von Ver.di Hamburg. „Jetzt befinden wir uns in einem Teufelskreis.“
Pfleger-Notstand: Diese Maßnahmen sollen helfen
Was also tun? Ausbildungszahlen steigern und die Abbrecher:innenquote reduzieren, so Linus Jünemann (Grüne) zur MOPO. „Hierfür haben wir in Hamburg bereits erfolgreich Maßnahmen ergriffen und werden dies auch in der laufenden Legislaturperiode tun.“ Auf MOPO-Nachfrage nach konkreten Mitteln für eine Verbesserung verweisen SPD und Grüne auch auf die neue Bundesregierung: Sie will neben einer Bonuszahlung mit höherem Steuerfreibetrag als bisher etwa auch eine neue Grundlage zur Personalbemessung einführen: Die sogenannte PPR 2.0., nach der der Zeitaufwand pro Patient und Pflege-Tätigkeit und damit der tatsächliche Personalbedarf pro Station errechnet wird. Zusätzlich schlägt Jünemann steuerfreie Zulagen und eine Kampagne vor, um verlorenes Personal zurückzuholen.
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„PPR 2.0 ist längst überfällig und wir hoffen auf eine schnelle Umsetzung“, sagt die Gewerkschafterin Restorff. Das Problem des Fachkräftemangels werde dadurch nicht sofort behoben. Die Arbeitsbedingungen könnten sich aber langfristig so verbessern, dass Pflegekräfte bereit sind ihre Stunden zu erhöhen, in den Beruf zurückzukehren oder zu bleiben.
Hamburgs Linke: „Wir haben eine akute Notsituation”
Deniz Celik (Linke) geht das nicht schnell genug: „Wir haben eine akute Notsituation“, sagt er zur MOPO. „Das UKE ist ein städtisches Krankenhaus und der Senat muss jetzt handeln.“ Die Linke hatte die Stadt aufgefordert, bis zum Ende der Pandemie einen Bonus auszuzahlen und sich für verbindliche Entlastungsregeln am UKE und den Asklepios-Kliniken einzusetzen. Ähnliches gibt es bereits an der Berliner Charité. Der Antrag in der Bürgerschaft wurde unter anderem mit Verweis auf laufende Gespräche der Beteiligten und die Tarifautonomie abgelehnt. „Gerade in Zeiten der Pandemie ist das ein verheerendes Zeichen“, so Celik.
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Und was hilft jetzt den überlasteten Intensivpfleger:innen? „Ich rate den Kolleg:innen weiterhin, Überlastungsanzeigen zu stellen, um sich rechtlich abzusichern“, sagt Restorff. „Und für eine schnelle Entlastung hilft: Dass immer nur so viele Patienten aufgenommen und qualitativ versorgt werden können, wie auch die personelle Situation es zulässt.“ Gerade während der Pandemie eine bedrückende Aussicht.