Paul-Roosen-Straße: Party-Zoff auf St. Pauli geht in die nächste Runde
Seit Monaten herrscht dicke Luft in der Paul-Roosen-Straße (St. Pauli). Die Fronten zwischen Anwohnern und Gastronomen sind verhärtet. Betrunkene Barbesucher benehmen sich daneben, sind laut. Glasscherben liegen auf den Straßen, Anwohner kommen nicht in den Schlaf. Die Verantwortung sehen sie bei den Gastronomen – die fühlen sich wiederum ungerecht behandelt. Jetzt kam es zu einem Zusammentreffen der Parteien. Die MOPO war dabei.
Seit Monaten herrscht dicke Luft in der Paul-Roosen-Straße (St. Pauli). Die Fronten zwischen Anwohnern und Gastronomen sind verhärtet. Betrunkene Barbesucher benehmen sich daneben, sind laut. Glasscherben liegen auf den Straßen, Anwohner kommen nicht in den Schlaf. Die Verantwortung sehen sie bei den Gastronomen – die fühlen sich wiederum ungerecht behandelt. Am Mittwochabend kam es zu einem Zusammentreffen beider Parteien. Die MOPO war dabei.
Die Stimmung an der Beruflichen Schule in der Budapester Straße (St. Pauli) ist anspannt. Es wird sich unterbrochen, mit dem Kopf geschüttelt, gebuht. Doch nicht Schüler sind es, die einen Konflikt austragen. Es sind Anwohner der Paul-Roosen-Straße und Gastronome, die sich uneinig sind.
In einem Klassenraum soll miteinander geredet, Lösungen gefunden werden. Unterstützen sollen: der Leiter der Abteilung für Wohnraumschutz im Bezirk Hamburg-Mitte, Markus Jordan (Grünen), sowie der SPD-Fraktionschef von Hamburg-Mitte, Oliver Sträter. Doch ein konkreter Lösungsansatz bleibt am Mittwochabend aus.
Stress auf dem Kiez: Paul-Roosen-Straße wird zur Partyzone
Hintergrund: Seit Beginn der Pandemie dürfen Gastronome einige Parkflächen in der Paul-Roosen-Straße zur Außengastronomie umfunktionieren. Es sei eine solidarische Geste vom Bezirksamt Hamburg-Mitte, um Umsatzeinbußen entgegenzuwirken.
Das Problem: Die Paul-Roosen-Straße ist schmal, entwickelt sich zur Partyzone, Anwohner fühlen sich in ihrer nächtlichen Ruhe gestört. So sehr, dass Anwohnerin Tatjana Glässer (52) der MOPO sagte: „Hier wird es bald Gewalt geben!“. Verantwortlich für den Frust seien Gastronome, die gegen eskalierende Gäste nicht durchgreifen.

„Von Donnerstag bis Samstag kann man nicht mehr schlafen“, sagt Anwohner Thomas H. „Unsere Wohngegend ist zur Partyzone geworden“. Es finde eine Touristifizierung statt. Wenn er um Ruhe bitte, müsse er sich Sätze anhören wie „Du bist zu alt und zu spießig, zieh doch weg!“.
Zudem würden sich Kinder an Glasscherben verletzten, Anwohner müssten Slalom um Tische der Außengastro laufen, um zu ihrer Haustür zu gelangen.
Hamburg: Gastronome bangen um Existenz
Auf der anderen Seite sind die Gastronomen, die dort gern arbeiten und weiterhin um ihre Existenz bangen. „Ich liebe die Paul-Roosen-Straße. Mir geht das Herz auf, wenn ich zur Arbeit komme“, sagt Stephanie Döring vom „Weinladen St. Pauli“. Sie erklärt, wie wichtig die Restaurants für Hamburg und den Tourismus sind: „Fabio Haebel und auch unser Weinladen haben schon Preise gewonnen“. Und außerdem: „Das sind nicht unsere Gäste, die nachts laut sind und Flaschen werfen“, betont sie.
Es werden mehrere Lösungsansätze vorgestellt. Zum einen soll demnächst ein großflächiger Stadtentwicklungsprozess vorgenommen werden. „Auch andere Stadtteile sollen dadurch attraktiv gemacht werden, damit nicht alle nach St. Pauli kommen“, sagt Markus Jordan. „Außerdem werden wir insgesamt einen größeren Prozess zum Thema Außengastronomie starten. Denn die Regeln dazu sind mittlerweile 40 Jahre alt“, sagt er. Konkrete Angaben zu diesem Prozess werden nicht genannt.
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Zudem gelte es noch ein wenig abzuwarten, denn im kommenden Jahr werde die Sondernutzung der Gehwege entfallen. Heißt: Die Außengastronomie auf Parkflächen wird nächstes Jahr ein Ende haben. Ob sich damit das Problem der Partyzone ist Luft auflöst, ist fraglich. „Wir hoffen, dass die Lücke, die durch die fehlende Außengastro entsteht, nicht vom Corner-Volk gefüllt wird“, so Jordan.