Legendäre Konzerte in Hamburg: Als die eigenen Fans „You suck“ brüllten
Wenn die eigenen Fans „You suck!“ (zu Deutsch: „Ihr seid Scheiße!“) brüllen und massenweise Becher auf die Bühne fliegen – dann muss eine Band verdammt viel falsch gemacht haben. Nein, dieser 4. Juni 2007 wird kein guter Abend für „Type O Negative“. Für die Fans der New Yorker Düster-Rocker im „Docks“ aber auch nicht.
Wenn die eigenen Fans „You suck!“ (zu Deutsch: „Ihr seid Scheiße!“) brüllen und massenweise Becher auf die Bühne fliegen – dann muss eine Band verdammt viel falsch gemacht haben. Nein, dieser 4. Juni 2007 wird kein guter Abend für „Type O Negative“. Für die Fans der New Yorker Düster-Rocker im „Docks“ aber auch nicht.
Die vier Amerikaner lieben es, zu provozieren. In ihren Texten geht es um Tod, Sex, Drogen, Depressionen. Immer wieder gibt es Kritik, dass sie frauenfeindlich oder rechtsradikal seien – was sie bestreiten. Sänger Peter Steele, ein charismatischer Hüne mit schwarzer Walla-Mähne, landete mal für 30 Tage im Knast, war kokainabhängig und ließ sich nackt und mit erigiertem Penis für die „Playgirl“ fotografieren – was für viele neue weibliche, aber auch männliche Fans sorgte.
Legendäre Konzerte in Hamburg: Type O Negative im „Docks“
Siebeneinhalb Jahre ist es her, dass die Gothic-Metal-Truppe zuletzt in Hamburg auftrat, das „Docks“ (St. Pauli) ist an diesem Abend proppenvoll. Eine endlose dreiviertel Stunde lang bekommen die Fans (aus unerfindlichen Gründen) die kasachische Nationalhymne vom Band auf die Ohren, bis es endlich losgeht. Als Peter Steele (damals 45) die Bühne betritt, sind die Frauen im Publikum fassungslos. Da steht ein farbloser Riese mit Schwabbelbauch. Wo ist der leckere Kerl geblieben, dem das Testosteron zuvor nur so aus den Poren tropfte? Kaum zu glauben, dass es sich um denselben Mann handelt.
Der optischen Enttäuschung folgt die musikalische: Gelangweilt spielt sich die Band bei miesem Sound durchs Set. Der Frontmann pausiert zwischendurch auf den Boxen und trinkt Wein aus der Flasche. Interaktion mit den Fans – Fehlanzeige. Bereits nach 40 (!) Minuten tritt die Gruppe ab. Becher fliegen in Richtung Bühne, Pfiffe ertönen, die Fans schreien „You suck!“. Dieser Ruf ist auf Konzerten der Bands häufiger zu hören, doch heute ist es ernst gemeint. Zwar kommen die Musiker zurück, doch auch die Kracher „Christian Woman“ und „Black No. 1“ können die Stimmung nicht drehen. Nach einer knappen Stunde, zwei Mal durch die kasachische Nationalhymne unterbrochen, ist Schluss. Die Besucher sind fassungslos.
Peter Steele in Hamburg: Kraftloser Auftritt
Da besänftigt es auch kaum, dass der Chef des „Wacken“-Festivals auf die Bühne kommt, wo die Gruppe in dem Sommer als Headliner auftreten soll. Peter Steele sei krank, der „Wacken“-Mann verspricht allen Fans im „Docks“ ermäßigten Eintritt. Nach der Show schreiben Fans wütend die Foren voll. „Der Abend war mit das Unprofessionellste, was ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe“, klagt einer.
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Dies war der letzte Auftritt der Band in Hamburg. Mittlerweile gibt es „Type O Negative“ nicht mehr, sie löste sich nach dem Tod des Sängers auf. Peter Steele starb am 14. April 2010 im Alter von 48 Jahren an den Folgen entzündeter Organe.