Gähnende Leere! Hamburg droht das Läden-Domino
Corona, Inflation, steigende Energiepreise: Wer darauf schauen muss, dass er Miete und Lebensmittel noch bezahlen kann, geht nicht gerade zum Shoppen in die City oder die Einkaufszentren. Und die leiden darunter. Laut einer Prognose des Handelsverbandes müssen 2023 in Deutschland 9000 Geschäfte dicht machen. Was bedeutet das für Hamburgs Innenstadt? Und wie steuern Einkaufszentren gegen?
Corona, Inflation, steigende Energiepreise: Wer darauf schauen muss, dass er Miete und Lebensmittel noch bezahlen kann, geht nicht gerade zum Shoppen in die City oder die Einkaufszentren. Und die leiden darunter. Laut einer Prognose des Handelsverbandes müssen 2023 in Deutschland 9000 Geschäfte dicht machen. Was bedeutet das für Hamburgs Innenstadt? Und wie steuern Einkaufszentren gegen?
Wenn die Prognose des Handelsverbands Deutschland (HDE) wahr wird, gibt es in der Bundesrepublik bald nur noch 311.000 Geschäfte. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000. Besonders krass ging die Anzahl der Läden während der Pandemie zurück: Um 11.000 jährlich. Die Gründe: Keine Touristen, keine Laufkundschaft, teilweise unzureichende Unterstützung. Während die einen versuchten, sich mit kreativen To-Go- oder Online-Lösungen über Wasser zu halten, gingen andere sang- und klanglos unter.
Deshalb ist das City-Management trotzdem optimistisch
Hinzu kommen nicht nur Ukraine-Krieg, Rohstoffkrise und Inflation, sondern auch der seit Jahren wachsende Trend hin zum Online-Shopping. Ob bei Görtz, Tamaris oder Peek & Cloppenburg: Das schlägt sich nieder in Insolvenzen und Ladenschließungen. Der Blick in zahlreiche Schaufenster in der Innenstadt offenbart gähnende Leere. Das Fatale: Je mehr Läden dichtmachen, desto unattraktiver wird die City und desto schlechter stehen die Überlebenschancen für andere.

Und dennoch: Brigitte Engler, Geschäftsführerin vom City Management Hamburg, ist optimistisch. „Die Corona-Pandemie war hart“, sagt sie. „Aber man spürt den Aufholbedarf bei den Menschen. Hamburg ist sehr beliebt bei Tagestouristen. Das kommt der City zugute.“
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Sie räumt ein, dass die Zahl der Einzelhändler in der Innenstadt schrumpft. „Wir erleben hier einen Wandel: Weg vom reinen Shopping hin zur Erlebnis- und Gastro-Meile.“ Als Beispiel nennt sie die Nutzung des ehemaligen Karstadt Sport-Gebäudes als Kultur-Zentrum und den Einzug zweier Hotels (eins mit langfristigen Vermietungen) in das ehemalige C&A-Gebäude in den nächsten beiden Jahren. Am Großen Burstah werde bald ein Autohersteller eine Ausstellung eröffnen, neue Restaurants seien in Planung.
Zentren sehen kein Problem – der Handelsverband warnt
Auch das Center-Management der Europa-Passage klingt optimistisch. „Derzeit haben wir drei freie Flächen, von denen eine als Umbaufläche genutzt wird“, heißt es auf MOPO-Anfrage. „Die Frequenzen sind fast wieder auf Vor-Corona-Niveau, die Umsätze teilweise drüber. Klar gibt es Insolvenzen, aber wenn hier eine Fläche frei wird, stehen die Interessenten sofort Schlange.“ Er räumt ein: „Das ist wohl der Lage-Luxus, den wir haben.“

Im City-Center Bergedorf gebe es ebenfalls viele Nachfragen nach verfügbaren Flächen, sagt Center-Manager Lutz Müller. Derzeit stünden vier Prozent des Centers leer. „Aber es dauert viel länger, bis ein Geschäft endgültig vermietet ist. Das Personal fehlt an allen Ecken und Enden. Außerdem merkt man, dass die Konsumbereitschaft der Menschen durch die Krisen deutlich abgenommen hat. Das Vor-Corona-Niveau ist noch nicht erreicht.“

Das Alstertal-Einkaufszentrum, das Mercado Ottensen, das Elbe-Einkaufszentrum und das Phoenix-Center äußern sich verhalten optimistisch. Man verweist auf die Wandlungsfähigkeit von Einkaufszentren. Einige Geschäfte würden ihre Flächen vergrößern, wenn nebenan etwas frei wird, andere ziehen um. Nirgends stehen mehr als vier Prozent der Fläche frei. Man hoffe, dass sich das Kaufverhalten der Menschen wieder ändere. Vom Billstedt-Center heißt es außerdem: „Wir verknüpfen Online- und Offline-Shopping immer stärker miteinander. So bieten wir den Händlern die Möglichkeit, ihre stationär verfügbaren Produkte auch online sichtbar zu machen.“
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HDE-Präsident Alexander von Preen sieht die Lage allerdings viel dramatischer und befürchtet eine Abwärtsspirale. „Angesichts der Zahlen der letzten Jahre müssen in allen Innenstädten die Alarmglocken läuten. Denn ohne erfolgreichen Einzelhandel haben die Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven“, sagte er angesichts der neuen Zahlen. Dabei gehe es vor allem um kleinere Fachhändler. Glaubt man ihm, sind diese eben nicht durch Hotels, Autoausstellungen oder sich vergrößernde Ketten in Einkaufszentren zu ersetzen.