Warum Hamburgs Öko-Wohnträume jetzt zu platzen drohen
Der plötzliche Stopp der Förderung von Energie sparenden Bauvorhaben hat viele Bauherren kalt erwischt. Die Politik verspricht nun, private Häuslebauer „nicht im Regen stehen zu lassen.“ Aber auch Baugenossenschaften sind betroffen: Allein in Hamburg fallen 77 Millionen Euro an Fördergeldern weg, tausende günstiger Wohnungen werden möglicherweise nicht gebaut. Trotzdem bleibt der Mieterverein überraschend entspannt.
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Der plötzliche Stopp der Förderung von Energie sparenden Bauvorhaben hat viele Bauherren kalt erwischt. Die Politik verspricht nun, private Häuslebauer „nicht im Regen stehen zu lassen.“ Aber auch Baugenossenschaften sind betroffen: Allein in Hamburg fallen 77 Millionen Euro an Fördergeldern weg, tausende günstiger Wohnungen werden möglicherweise nicht gebaut. Trotzdem bleibt der Mieterverein überraschend entspannt.
Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) hatte die Förderung in der vergangenen Woche abrupt gestoppt, mit Verweis auf eine enorme Antragsflut und leere Töpfe bei der staatliche KfW-Bank. Außerdem wolle die Politik die beliebten, aber wenig sparsamen „Effizienzhäuser 55“ nicht mehr fördern. Diese Gebäude brauchen immer noch 55 Prozent der Energie eines herkömmlichen Gebäudes und tragen weniger zum Klimaschutz bei als der teurere Standard „Effizienzhaus 40“.
KfW-Förderung gestoppt: Weniger Neubauten?
„In Hamburg kostet der Stopp der KfW-Förderung die sozialen Vermieter mindestens 77 Millionen Euro an Fördermitteln“, sagt Andreas Breitner, Präsident des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmer VNW. „In der Hansestadt sind der Bau und die energetische Modernisierung von mehr als 2000 bezahlbaren Wohnungen gefährdet.“
Bei einer Umfrage des Verbandes hatten 80 Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern teilgenommen. Ergebnis: Die meisten Unternehmen kündigen spätere Baubeginne und höhere Erstbezugsmieten an, weil bei Öko-Neubauten eine wichtige Säule der Finanzierung weggebrochen sein. „Die Ergebnisse unserer Umfrage übertreffen erste Befürchtungen“, so der Verbandspräsident.
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Der Mieterverein zu Hamburg hingegen sieht „keinen Grund zur Panik“. „Die bisherige Förderung des Effizienzhaus 55-Standards führte dazu, dass Gebäude gebaut wurden, mit denen wir die Klimaziele nicht erreichen werden“, sagt Geschäftsführer Ralf Bosse. „Wir erwarten, dass stattdessen nun unverzüglich Förderprogramme aufgelegt werden, mit denen zugleich bezahlbarer und klimaschützender Wohnraum geschaffen oder saniert wird.“
Minister Robert Habeck zum Förderstopp
Minister Habeck versucht unterdessen, die Wogen zu glätten. „Es geht darum, soziale Härten abzufedern und Sorge dafür zu tragen, dass gerade Familien, die ihr Ein- und Zweifamilienhäuser bauen wollen, nicht im Regen stehen“, so Habeck zur Deutschen Presseagentur. „Entsprechende Bauprojekte, die nicht anderweitig finanziert werden können und sonst vor dem Aus stehen, sollen möglich gemacht werden.” Das betrifft allerdings nur eine Minderheit: Von 24.000 offenen Anträgen sind 4000 von privaten Bauherren.
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Dazu kommt eine unbekannte Zahl an großen und kleinen Baugenossenschaften, die kurz vor der Antragsstellung standen – wie etwa das Hamburger Projekt „Wohnen hoch drei“ – und die nun nicht wissen, ob ihr Traum vom ökologischen Wohnen überhaupt noch wahr werden kann.