Der Machtkampf am Kai! Wilder Streik: HHLA droht Arbeitern mit Rauswurf
Es war eine spontane, wütende Reaktion: Kaum dass die Führung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Montag dem Teilverkauf an die Schweizer Reederei MSC zugestimmt hatte, waren die Arbeiter des Containerterminals Burchardkai (CTB) in einen wilden Streik getreten. Am Dienstag ging der Streik weiter. Jetzt droht der Hafenkonzern mit Konsequenzen.
Es war eine spontane, wütende Reaktion: Kaum dass die Führung der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Montag dem Teilverkauf an die Schweizer Reederei MSC zugestimmt hatte, waren die Arbeiter des Containerterminals Burchardkai (CTB) in einen wilden Streik getreten. Am Dienstag ging der Streik weiter. Jetzt droht der Hafenkonzern mit Konsequenzen.
Rund hundert Arbeiter, und damit fast die komplette Schicht, hatten am Montagabend den Arbeitsplatz verlassen und waren vor das Tor des CTB getreten. Dabei gingen die Arbeiter ein hohes Risiko ein. Denn: Ein Streik, der nicht im Zusammenhang mit einem Tarifkonflikt steht und nicht von den Gewerkschaften ausgerufen wird, ist nicht durch das Tarifrecht geschützt. Er stellt einen Verstoß gegen den individuellen Arbeitsvertrag dar und kann arbeitsrechtliche Konsequenzen bedeuten.
Wilder Streik am Burchardkai: HHLA droht mit Kündigungen
Genau das hat die HHLA am Dienstag in einem Rundschreiben an die Belegschaft klargestellt. „Aus gegebenem Anlass weisen wir auf Folgendes hin: Unentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz und die Weigerung, der Aufforderung zur Arbeitsaufnahme nachzukommen, sind jeweils ein schwerer Verstoß gegen arbeitsvertragliche Pflichten“, heißt es in dem Brief, der von der Unternehmensführung des Burchardkais unterschrieben wurde.
Darüber hinaus wird mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht: „Derartige Pflichtverletzungen werden wir ahnden, bei wiederholtem Fehlverhalten bis hin zum Ausspruch der Kündigung.“
Wegen Streik: Mehrere Schiffe konnten nicht abgefertigt werden
Die HHLA steht unter Druck. Wegen des Streiks am Burchardkai konnten mehrere Schiffe, darunter der Containerfrachter „Ever Gifted“, nicht abgefertigt werden. Dennoch ging der Streik am Dienstag weiter. Sowohl die Früh- als auch die Spätschicht erschien nicht an der Kaikante. Stattdessen versammelten sich die Arbeiter im Seemannsclub „Duckdalben“ in Waltershof.
Ein Hafenarbeiter zur MOPO: „Wir nehmen das Risiko in Kauf, weil wir befürchten, dass unsere Arbeitsplätze in Gefahr sind.“ Das Versprechen von MSC, dass es in den nächsten fünf Jahren keine betriebsbedingten Kündigungen gibt, reiche nicht. „Alle fünf Jahre die Bedingungen mit MSC neu zu verhandeln, ist nicht in unserem Interesse“, so der Hafenarbeiter. Man habe kein Vertrauen in den global tätigen Großkonzern.
Linksfraktion erklärt sich solidarisch mit den Streikenden am Burchardkai in Hamburg
Angesichts der zugespitzten Situation rund um den MSC-Deal schienen viele Arbeiter sich am Dienstag nicht vorstellen zu können, dass die HHLA ernst machen könnte mit ihren Warnungen. Sie hatten sich getäuscht. Am Abend erklärte eine Konzernsprecherin gegenüber der MOPO: „Aufgrund der derzeitigen Situation am CTB hat die HHLA arbeitsrechtliche Maßnahmen eingeleitet. Vorstand, Geschäftsführung und Führungskräfte stehen zudem im engen Austausch mit den Beschäftigten, damit der Betrieb am Container-Terminal zeitnah wieder aufgenommen werden kann.“
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Nach MOPO-Informationen haben mindestens 50 Personen eine Abmahnung erhalten. Die Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft zeigte sich solidarisch mit den Streikenden: „Wir erklären unsere Solidarität mit den Kolleg*innen der HHLA bei ihrem mutigen Streik“, so der hafenpolitische Sprecher Norbert Hackbusch.
Auch zum Teilverkauf der HHLA an MSC bezog Hackbusch Position: „Der Verkauf ist eine ganz schlechte Nachricht für die Beschäftigten, aber auch für unsere ganze Stadt! Hat der Senat denn immer noch nichts gelernt aus den Privatisierungs-Desastern bei den Krankenhäusern, den Netzen oder auch den wichtigen Gebäuden im Primo-Deal?“