Nach Tod von Radfahrerin: ADFC fordert Entschärfung von Kreuzung
Bei einem schweren Unfall in der HafenCity ist eine Radfahrerin gestorben. Was sich am Montag genau an der Kreuzung zugetragen hat, ist noch unklar. Trotzdem ist eine Diskussion um die Sicherheit vor Ort entbrannt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat konkrete Forderungen.
Bei einem schweren Unfall in der HafenCity ist eine Radfahrerin gestorben. Was sich am Montag genau an der Kreuzung zugetragen hat, ist noch unklar. Trotzdem ist eine Diskussion um die Sicherheit vor Ort entbrannt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat konkrete Forderungen.
Donnerstag an einer Kreuzung in der HafenCity: Blumen und Kerzen stehen an der Straßenecke, eine junge Frau kommt vorbei und legt Blumen nieder. Am Montag ist hier eine 34-jährige Frau gestorben. Sie war mit dem Rad unterwegs, wollte nach derzeitigen Erkenntnissen geradeaus weiterfahren als sie von einem rechts abbiegenden Lkw erfasst wurde und unter ihn geriet. Sie starb noch am Unfallort. Jetzt wird ermittelt, wie es zu dem Unfall kam.
Unfall in Hamburg: ADFC kritisiert Verkehrsplanung
Besonders heikel: Laut ADFC wird dem Radverkehr an der Kreuzung Überseeallee/Osakaallee viel zu wenig Platz eingeräumt. Autofahrer haben auf der Überseeallee von der Magdeburger Brücke kommend zwei Spuren. Eine führt geradeaus zur Straße Am Sandtorpark, die andere ist ein Rechtsabbieger in die Osakaallee. Daneben liegt ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen für Radfahrer. Echten Schutz bietet der aber nicht, findet der ADFC. Denn Schutzstreifen können bei Bedarf von Autos überfahren werden. Außerdem sei er zu schmal.

In der Planzeichnung von 2021 ist die Haltelinie für Radfahrer an der Ampel fünf Meter vor die der Autos gesetzt – so können sie besser gesehen werden. Laut Plan sollten die Radspuren im Kreuzungsbereich rot eingefärbt werden. „Das hätte eine Verbesserung zu der jetzigen Lösung dargestellt“, sagt der ADFC-Sprecher Dirk Lau. Umgesetzt ist beides nicht. Die Haltelinie ist zwar vorgezogen, aber keine fünf Meter. Zudem ist die Verkehrsführung der Kreuzung gerade durch eine Baustelle verändert.
Kreuzung in der HafenCity: Polizei kontrolliert
Radfahrer und Autos fahren hier eng beieinander: Normale Pkw und Räder passen zwar nebeneinander. Als die MOPO vor Ort ist, ragen breite Lkw mitunter aber in den Schutzstreifen und verengen den Platz für Radfahrer zusätzlich. Wegen nahegelegener Baustellen verkehren sie hier regelmäßig. Dass die linke Autospur wegen einer Baustelle gerade nicht benutzbar ist und durch Markierungen abgegrenzt wird, verschärft die Situation noch – so orientieren sich die Laster eher in Richtung Radstreifen.

An diesem Donnerstag schieben Polizisten die Markierungen kurzerhand etwas zur Seite, um mehr Platz zu schaffen. Sie sind vor Ort, um sich ein Bild von der Situation zu machen: Wie viel Verkehr es hier gibt. Wie sich die Lkw und Radfahrer beim Abbiegen verhalten. Laster dürfen in der Stadt nur im Schritttempo abbiegen. „Wir haben die Unfallstelle im Blick und es wird auch zukünftig vor Ort Kontrollen geben“, sagt ein Polizeisprecher zur MOPO.
ADFC: So soll die Kreuzung sicherer werden
Der ADFC fordert, dass die Kreuzung entschärft wird: Die Haltelinie für Radfahrer soll weiter vorversetzt werden, statt des Schutzstreifens soll es einen breiten, geschützten Radweg geben – die bisherige Rechtsabbiegespur für Autos gehöre dafür abgeschafft. Zudem soll eine Verkehrsinsel den Kurvenradius beim Abbiegen verändern, sodass es zu keiner Schneidung kommen kann. Außerdem sollten alle Kreuzungen in Hamburg farblich entsprechend markiert werden.
Das könnte Sie auch interessieren: Zwei Tote, viele Verletzte – und niemand will was falsch gemacht haben
Ob und inwieweit die Verkehrsführung und Enge hier tatsächlich zum Unfall beitragen hat, ist aber noch unklar. Die Ermittlungen der Polizei laufen. Noch sind viele Fragen, darunter auch zum Abbiegeassistenten des Lasters, offen. Zeugen werden befragt.
Tödlicher Unfall: Ursache noch unklar
„Der tragische Radfahrunfall hat uns alle tief betroffen. Wir sind in Gedanken voller Mitgefühl bei der Familie, Freundinnen und Freunden des Unfallopfers“, sagt die Sprecherin der HafenCity GmbH. „Wir haben unverzüglich nach dem Unfall intensive Gespräche mit den verantwortlichen Straßenverkehrsbehörden aufgenommen.“ Derzeit liefen noch intensive Untersuchungen, um den genauen Hergang des Unfalls zu rekonstruieren. „Erst auf Basis dieser Erkenntnisse lassen sich Rückschlüsse ziehen und mögliche Anpassungsmaßnahmen an der Verkehrssituation dieser Kreuzung erarbeiten. Selbstverständlich nehmen wir auch hilfreiche Hinweise des ADFC und der Bewohner:innen entgegen.“

„Unabhängig vom schrecklichen Unfall in der Hafen City ist es das starke Bestreben der Stadt, dort wo baulich und räumlich möglich, Rad- und Autoverkehr voneinander zu trennen, Radwege entsprechend zu markieren und Fahrradstraßen mit Tempo 30 einzurichten, um die Verkehrssicherheit für Radfahrende zu erhöhen“, sagt ein Sprecher der Verkehrsbehörde. „Dies tun wir fortlaufend und sukzessive in der gesamten Stadt.“
Am Samstag veranstaltet der ADFC eine Mahnwache für die gestorbene Radfahrerin.