Ungewöhnlicher Imbiss in Hamburg: Wo Hafenarbeiter auf Touris und Studenten treffen
Die einen kommen im Blaumann, die anderen im T-Shirt oder Kapuzenpullover: In der „Schuppenküche“ am Bremer Kai sitzen Hafenarbeiter und Studenten, Touristen oder Normalbürger zusammen an einem Tisch. Einmal die Woche am Donnerstag gibt es hier zwischen den Regalen des Hafenmuseums im Schuppen 50 A ein warmes Mittagessen für alle, die sich dafür interessieren, was an Hamburgs Kaikanten wirklich so passiert.
Die einen kommen im Blaumann, die anderen im T-Shirt oder Kapuzenpullover: In der „Schuppenküche“ am Bremer Kai sitzen Hafenarbeiter und Studenten, Touristen oder Normalbürger zusammen an einem Tisch. Einmal die Woche am Donnerstag gibt es hier zwischen den Regalen des Hafenmuseums im Schuppen 50 A ein warmes Mittagessen für alle, die sich dafür interessieren, was an Hamburgs Kaikanten wirklich so passiert.
Dem Mann, der mit ölverschmierter Warnweste an den Tresen tritt, ist anzusehen, dass er einen harten Tag hinter sich hat. Müde sieht er aus – und hungrig. „Wie? Kein Fleisch?“, fragt er enttäuscht. Dass die „Schuppenküche“ ausschließlich vegetarische Gerichte anbietet, war ihm bisher entgangen. Doch der kräftige Kerl nimmt es gelassen. „Na gut. Ist ja auch gesünder“, lacht er und hält seinen Teller nochmal hin. Ein Extra-Schlag Nudeln muss schon sein nach so einer anstrengenden Frühschicht.
Die „Schuppenküche“ im Hafen ist Treffpunkt für Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten
Die „Schuppenküche“ ist zwischen all den Imbissbuden und Döner-Läden im Hafen weit und breit die einzige Lokalität mit rein vegetarischem Angebot. Dass das so ist, ist kein Zufall: Die Küche wird von Studentinnen und Studenten der Uni Hamburg betrieben. Von jungen Menschen wie Clara Wett.

„Für mich ist das Projekt eine Chance, aus dem Elfenbeinturm der Uni rauszukommen und Orte kennen zu lernen, über die man sonst forscht“, sagt die 24-Jährige, die Empirische Kulturwissenschaften studiert.
Der Hafen sei sonst schwer zugänglich, durch Zäune abgetrennt. An den Tischen des Hafenmuseums aber käme man ins Gespräch mit Menschen, deren Lebenswege sich im Alltag mit denen der Studenten sonst nicht kreuzen. Mit Containerbrücken- oder Van-Carrier-Fahrern zum Beispiel.
Die „Schuppenküche“ knüpft an Tradition der Kaffeeklappen an
Genau das ist auch das Ziel zweier Seminare, in deren Rahmen die „Schuppenküche“ initiiert wurde. „Eines unserer Themen sind urbane Ökonomien“, berichtet Projektleiterin Prof. Dr. Kerstin Poehls. „Für die Studierenden sind die Abläufe im Hafen normalerweise unsichtbar. Über Interviews und Biografie-Arbeit nähern sie sich fremden Alltagswelten.“
Auch für das Hafenmuseum im Schuppen 50 A ist das Projekt eine Win-Win-Situation. „Die ,Schuppenküche‘ passt gut zu uns, denn sie knüpft an die Tradition der Kaffeklappen an“, sagt Restaurator Jan Stute. Auch die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandenen einfachen Speiselokale für die Arbeiter im Hafen seien Orte der Zusammenkunft und der Fürsorge gewesen.
Trotz fleischloser Küche: Immer mehr Menschen kommen donnerstags ins Hafenmuseum
Gleichzeitig locke das Speiseangebot Besucher in das abseits der touristischen Routen gelegene Hafenmuseum mit seinen mehr als 10.000 Exponaten und mache es allgemein bekannter. Das Konzept funktioniert. Obwohl es weder Wurst noch Fleisch gibt, sondern eher Gemüsecurry oder Quinoa-Eintopf, sind schon eine ganze Reihe von Hafenarbeitern Stammkunden geworden. Die 50 Portionen sind am Ende des Tages in der Regel restlos aufgeputzt.
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Die „Schuppenküche“ ist noch bis 30. Oktober jeden Donnerstag ab 12 Uhr geöffnet. Zu jedem Gericht gibt es einen Kaffee und eine Nachspeise. Der Preis richtet sich nach dem Geldbeutel. Jeder bezahlt, was er möchte. Empfohlen werden vier Euro. Die meisten geben mehr. Auch der enttäuschte Fleischliebhaber mit der Warnweste. „Bis nächste Woche!“, ruft er fröhlich.