26-Jähriger hingerichtet: „Ich habe so lange abgedrückt, bis die Trommel leer war“
„Denkst du, wir töten dich nicht?“, soll Fadhel B. (20) noch einem Zeugen zugerufen haben, bevor er sich aus dem Staub machte. Kurz zuvor war der 26-jährige Khaled M. mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden. Er starb im Krankenhaus. Beim Prozessauftakt vor der Jugendkammer des Landgerichts Hamburg gesteht der Angeklagte die Tat. Über den Getöteten sagt er: „Er war eigentlich mein Freund.“ Zu den genauen Hintergründen schweigt er sich aus. Dennoch zeichnet sich ab: Es ging um Drogen, Geld – und einen Sog der Gewalt.
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„Denkst du, wir töten dich nicht?“, soll Fadhel B. (20) noch einem Zeugen zugerufen haben, bevor er sich aus dem Staub machte. Kurz zuvor war der 26-jährige Khaled M. mit mehreren Schüssen niedergestreckt worden. Er starb im Krankenhaus. Beim Prozessauftakt vor der Jugendkammer des Landgerichts Hamburg gesteht der Angeklagte die Tat. Über den Getöteten sagt er: „Er war eigentlich mein Freund.“ Zu den genauen Hintergründen schweigt er sich aus. Dennoch zeichnet sich ab: Es ging um Drogen, Geld – und einen Sog der Gewalt.
Die beiden hätten sich schon aus Kindertagen in Tunesien gekannt, berichtet Fadhel B. dem Gericht. Bei Fragen hört er auf die Übersetzung der Dolmetscherin, um ihr danach in leisem Ton auf Arabisch zu antworten. Der junge Mann hat schulterlange, schwarze Haare. Unter einem schwarzen Kapuzenpulli trägt er ein weißes T-Shirt, dazu Jeans und Turnschuhe. Der Anklageverlesung folgt B. mit trägem Blick.
Hamburg: Prozessbeginn nach tödlichen Schüssen in Borgfelde
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20-Jährigen Totschlag, Bedrohung und Nötigung vor. Am 25. August 2023 gegen 22.30 Uhr soll Fadhel B. den Geschädigten auf Höhe der Klaus-Groth-Straße 6 (Borgfelde) im Streit erschossen und einen Zeugen auf seiner Flucht mit dem Tod bedroht haben.
Über seine Verteidigerin äußert sich B. zunächst schriftlich. Seine Familie in Tunesien werde bereits bedroht, zu Hintergründen könne er deshalb nichts sagen. Nachdem er 2022 nach Hamburg geflohen war, sei er dort in den Drogenhandel geraten. Auch Khaled M. habe mit Drogen gedealt.
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Der später Getötete geriet laut B. in Schwierigkeiten, habe ihn dafür verantwortlich gemacht. „Wenn ich dich kriege, töte ich dich“, soll er gedroht haben. B. gibt an, an jenem Abend im August mit dem Fahrrad zu einem Deal am U-Bahnhof Burgstraße unterwegs gewesen zu sein. Auf dem Rückweg habe er an der Klaus-Groth-Straße zufällig zwei gemeinsame Freunde getroffen.
Er drückt ab – bis die Trommel leer ist
Kurz darauf sei M. erschienen. Aggressiv und im Drogenrausch habe er sich genähert, „Komm her!“ gerufen. Auch Fadhel B. ist an diesem Tag berauscht. Eine Mischung aus Schmerzmitteln, Cannabis und großen Mengen Kokain, so schildert er.
Er sei zurückgewichen, jedoch mit einem Revolver bewaffnet gewesen. Aus Angst, wie er sagt. Als Khaled M. nur noch wenige Schritte entfernt ist, zieht B. die Waffe – und schießt. Erst einmal, dann fünf weitere Male. „Ich habe so lange abgedrückt, bis die Trommel leer war.“ Nur unter vorgehaltener Waffe sei ihm die Flucht gelungen, da einer der Freunde auf ihn einschlug, schildert Fadhel B.. Vier Tage später stellte er sich der Polizei.
Zu den Hintergründen der Tat schweigt der Angeklagte
Die Versuche des Richters, die Hintergründe der Tat aufzuklären, schlagen zunächst fehl. „Was ist mit diesem Koffer? Ein Kilo Marihuana soll da drin gewesen sein. Und die 6000 Euro in Bar?“, will er an einer Stelle wissen. Schweigen.
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Einzig der Verbleib der Tatwaffe – angeblich in der Alster entsorgt – scheint sich aufzuklären. Der Angeklagte erklärt sich bereit, der Kripo den genauen Ort zu offenbaren. Der Prozess wird am Mittwoch, den 6. März fortgesetzt.