Schwimmendes Coworking-Space: Nach der Konferenz folgt der Sprung in die Bille
Vielen Selbstständigen stellt sich irgendwann die Frage: Weiter von zuhause aus arbeiten oder doch lieber in ein Büro ziehen? Beides hat Vor- und Nachteile, doch ist ein eigenes Büro vor allem eins: teuer. Eine preiswerte Lösung sind gemeinschaftlich genutze Büroräume. Wie wäre es direkt auf dem Wasser? Zwei Hamburger Unternehmer machen das längst möglich.
Vielen Selbstständigen stellt sich irgendwann die Frage: Weiter von zu Hause aus arbeiten oder doch lieber in ein Büro ziehen? Beides hat Vor- und Nachteile, doch ist ein eigenes Büro vor allem eins: teuer. Eine preiswerte Lösung sind gemeinschaftlich genutze Büroräume. Wie wäre es direkt auf dem Wasser? Zwei Hamburger Unternehmer machen das längst möglich.
Wir sind zu Besuch auf der „Lore Hamburg“, einem Hausboot in Hammerbrook. Die „Lore“ ist ein Lieger der besonderen Art: Hier wird nicht gewohnt, sondern gearbeitet.
Das Boot liegt im Hochwasserbassin der Bille, unweit des Berliner Bogens. Ein Metallsteg führt vom Victoriakai-Ufer hinunter zu einer ganzen Reihe von Hausbooten. Dort treffen wir Inhaber Manfred Winkler, der die „Lore“ seit 2019 mit seinem Partner Martin Müller-Wolff betreibt.
Inhaber: „So ein Büro auf dem Wasser ist schon einzigartig“
Die „Lore“ ist ein sogenannter Coworking-Space, eine Form der Bürogemeinschaft: Der Inhaber stellt die Räumlichkeiten zu Verfügung und vermietet die 14 Arbeitsplätze einzeln. Die Mieter sind meist Freiberufler, kommen aus verschiedenen Branchen. Auf der „Lore“ arbeiten Energieberater, Architekten, Kommunikationsdesigner.

Coworking meint deshalb auch Koexistenz. Auf der „Lore“ scheint das gut zu gelingen: Ein Mieter beschreibt das Klima als vertraut, Winkler sogar als familiär. Die Arbeitsform hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren mehr und mehr etabliert, am Victoriakai-Ufer ist sie auf besondere Art zu beobachten: „So ein Büro auf dem Wasser ist schon einzigartig“, meint Winkler.
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Das Deck ist ein offenes Büro mit Teeküche, dazu gibt es einen Besprechungs- und ein kleinen Nebenraum zum ungestörten Telefonieren. Außerdem eine Terrasse, auf der man gemütlich seine Pause genießen und die Enten beim Vorbeischwimmen beobachten kann.
Auf die „Lore“ kommen Mieter selbst an freien Tagen
Die Arbeitsplätze sind begehrt, für Interessenten gibt es eine Warteliste. Neumieter zahlen monatlich 325 Euro für einen Schreibtischplatz. Der Blick aufs Wasser ist natürlich inklusive, Drucken und Reinigung auch: „Die Mieter brauchen sich um nichts zu kümmern“, sagt Winkler. Auch wenn die Inhaber bei der Auswahl das letzte Wort haben, werden die Bestandsmieter beim Bewerbungsprozess miteinbezogen.

Winkler sieht das Hausboot nicht als reine Arbeitsstätte: „Wir verstehen die „Lore“ als Zwischending von Arbeiten und Wohnen.“ Nach dem Feierabend blieben viele Mieter noch länger da, um den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen. Andere kämen dafür auch extra in ihrer Freizeit aufs Boot. Der gelernte Rettungsschwimmer ist selbst mindestens einmal pro Woche vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen und den Kontakt zu seinen Mietern zu pflegen.
Mieter: „Es bringt die Natur mitten ins Büro“
James Sutherland ist einer dieser Mieter, nach eigenen Angaben ist er so gut wie jeden Tag an Bord. Von der Bille aus führt er „Autonomo“, ein Start-up, das an der Entwicklung von Geschäften ohne Kassenpersonal arbeitet. Sutherland kommt regelrecht ins Schwärmen, wenn er von seinem Arbeitsplatz spricht: „Das Boot ist wirklich sehr gut gebaut, es bringt die Natur mitten ins Büro“, sagt er, während er auf die Spiegelungen des Wassers an der Decke deutet.
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Der Brite verrät außerdem, was er im Sommer nach dem letzten Telefonat des Tages am liebsten macht: Er springt von Bord in die Bille und zieht ein paar Bahnen.