Verrückte Blitz-Reise! Das sagt Bitter zu seinem Comeback bei der Handball-EM
Rücktritt vom Rücktritt! Weil Notstand im deutschen Handball herrscht. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist Hamburgs Keeper-Riese Johannes Bitter zur EM gereist, wo er am Mittag nach einem Corona-Test zur Mannschaft stoßen und schon am Abend im letzten Vorrundenspiel gegen Polen (18 Uhr, live im ZDF) dabei sein soll. Da sich neben Andreas Wolff nun auch Till Klimpke (23) mit Corona infiziert hat, muss Bitter direkt ran.
Am Montagabend hatte Bundestrainer Alfred Gislason bei Bitter angerufen, nachdem fünf weitere Corona-Fälle im DHB-Team in Bratislava bekannt geworden waren – darunter auch Torhüter Andreas Wolff, der eigentlich gegen Polen von Anfang an spielen sollte. Wenige Stunden später war er schon auf dem Weg.
- Deutsch (Deutschland)
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Rücktritt vom Rücktritt! Weil Notstand im deutschen Handball herrscht. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist Hamburgs Keeper-Riese Johannes Bitter zur EM gereist, wo er am Mittag nach einem Corona-Test zur Mannschaft stoßen und schon am Abend im letzten Vorrundenspiel gegen Polen (18 Uhr, live im ZDF) dabei sein soll. Da sich neben Andreas Wolff nun auch Till Klimpke (23) mit Corona infiziert hat, muss Bitter direkt ran.
Am Montagabend hatte Bundestrainer Alfred Gislason bei Bitter angerufen, nachdem fünf weitere Corona-Fälle im DHB-Team in Bratislava bekannt geworden waren – darunter auch Torhüter Andreas Wolff, der eigentlich gegen Polen von Anfang an spielen sollte. Wenige Stunden später war er schon auf dem Weg.
Johannes Bitter fliegt von Hamburg über Wien nach Bratislava
„Das ging jetzt alles ziemlich schnell. Mit so etwas rechnet man natürlich nicht. Das kam für mich total überraschend“, sagt der 39-Jährige Torwart im Gespräch mit der MOPO. Nach dem Gespräch mit Gislason hatte der 2,05-Meter-Mann seine Tasche gepackt. Am frühen Dienstagmorgen flog er von Hamburg nach Wien. Von dort aus ging es weiter in die slowakische Hauptstadt, wo das deutsche Team seine Vor- und Hauptrundenspiele bestreitet.
Es ist keine einfache Situation für Bitter. Erst vor zwei Wochen ist er Vater geworden. Lebensgefährtin Anna Loerper hatte eine kleine Tochter zur Welt gebracht. Und erst vor wenigen Tagen ist Bitter mit dem HSV Hamburg in die Vorbereitung auf die zweite Hälfte der Bundesligasaison gestartet.
Johannes Bitter ist gerade erst wieder ins Training eingestiegen
„Ich habe nicht wahnsinnig viel Handball trainiert in den letzten Tagen“, sagt Bitter. „Das war mehr Kraft und Kondition, aber natürlich glaube ich an mich. Ich möchte dem Team in dieser schwierigen Lage helfen und werde mein Möglichstes tun.“ Als Stütze für Klimpke auf der Bank oder, wenn es sein muss, zwischen den Pfosten.
Johannes Bitter war nach den Olympischen Spielen zurückgetreten
Nach den Olympischen Spielen in Tokio hatte Bitter (170 Länderspiele) seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Nur auf Bitten des Bundestrainers hatte der Routinier, der vor dieser Saison vom TVB Stuttgart zum Aufsteiger HSV nach Hamburg zurückgekehrt ist, ein Hintertürchen offengelassen – für den Fall, dass absoluter personeller Notstand im DHB-Tor herrscht.
Johannes Bitter war eigentlich nur die Nummer fünf auf der Liste der Torhüter
„Dass es so schlimm kommt, damit rechnet man natürlich nicht“, sagt Bitter, der auf der Keeper-Liste des DHB eigentlich nur die Nummer fünf hinter Wolff, Klimpke, Joel Birlehm (24/Leipzig) und Silvio Heinevetter (37/Melsungen) ist. „Aber wenn man sagt, dass man im Notfall bereit ist und der Bundestrainer anruft, dann muss man zu seinem Wort stehen.“
Heinevetter ist nach MOPO-Informationen krank und steht kurzfristig nicht zur Verfügung. Warum nicht Birlehm – wie Klimpke ein Nachwuchsmann, nominelle Nummer drei und in der EM-Vorbereitung dabei – nachnominiert worden ist, obwohl er sich laut offizieller DHB-Verlautbarung in Leipzig bereithalten sollte, ist nicht bekannt.
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Verrückt: Noch am Sonntag hatte Bitter dem DHB-Team im Spiel gegen Österreich vor dem Fernseher die Daumen gedrückt. „Ich bin jetzt Fan und fiebere natürlich mit“, hatte er vor Turnierbeginn der MOPO erklärt. Vom EM-Fan zum EM-Starter in nur 24 Stunden.
Wie lange Bitter beim Team bleibt, ist noch unklar. „Bis auf Weiteres“, sagt er selbst. „Das wird die Situation zeigen.“ Wolff kann frühestens nach fünf Tagen aus der Isolation freigetestet werden. Ob Heinevetter in Kürze zur Verfügung steht und dann Bitter ersetzen wird, ist auch noch nicht klar.
Handball-EM: Gegner in der Hauptrunde stehen fest
Gut möglich, dass Bitter auch noch im ersten Hauptrundenspiel am Donnerstag dabei ist. Die deutsche Mannschaft ist vorzeitig für die zweite Phase des Turniers qualifiziert. Weitere Einsätze nicht ausgeschlossen. In der Hauptrunde trifft die DHB-Auswahl auf Europameister Spanien, Schweden, Norwegen und Russland. Die Spielreihenfolge steht noch nicht fest.
Sieben positive Corona-Fälle im deutschen Team
Neben Wolff waren am Montag auch Kai Häfner, Luca Witzke, Timo Kastening und Lukas Mertens positiv auf das Virus getestet worden. Am Samstag hatte Julius Kühn und wenig später der für ihn nachnominierte Hendrik Wagner nach einer Infektion in Quarantäne müssen. Damit sind jetzt insgesamt schon sieben deutsche Spieler bei der EM positiv getestet worden.
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Bitter reiste am Dienstag mit dem ebenfalls nachnominierten Linksaußen Rune Dahmke vom THW Kiel nach Bratislava. Auch die Rückraumspieler Paul Drux und Fabian Wiede (beide Füchse Berlin), die ursprünglich auf einen EM-Start verzichtet hatten, und Kreisläufer Sebastian Firnhaber (HC Erlangen) wurden nachnominiert. Ob sie alle schon gegen Polen auflaufen können, wird in erster Linie von den Ergebnissen ihrer PCR-Tests abhängen.