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  • Daniil Medvedev gibt sich am Rothenbaum ganz brav. Der Russe kann aber auch anders.
  • Foto: WITTERS

Tennis-Ass Medvedev in Hamburg: „Wie ein Beamter, der gelangweilt auf den Bus wartet“

Der Weltranglisten-Fünfte Daniil Medvedev führt das Spielerfeld am Rothenbaum an – und polarisiert so stark wie kaum ein anderer Spieler auf der Tour. An ihm sieht alles erstaunlich unprofessionell aus: Der graue Schlabber-Trainingsanzug, den er beim Pressegespräch trägt, ist mindestens zwei Nummern zu groß, auch die schlaksigen Arme und Beine passen nicht so recht zur 1,98 Meter Körperlänge. „Tennis-Lulatsch“ trifft es eigentlich ganz gut.

Das amerikanische Tennismagazin „Racquet“ schrieb in der letzten Ausgabe über Medvedev, er würde auf dem Platz aussehen „wie ein Beamter, der morgens gelangweilt auf den Bus wartet“. Ungelenk, steif, unorthodoxe Technik – dennoch wird der 24-Jährige (neben Dominic Thiem) allerorts als Erster genannt, wenn es darum geht, wer die nächste große Nummer nach Federer, Nadal und Djokovic wird.

Daniil Medvedev: Russischer Tennis-Profi polarisiert wie kein anderer

Im vergangenen Jahr gewann der Russe so viele Matches wie kein anderer Spieler auf der Tour: 59 Siege, darunter auch gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic im Masters-Viertelfinale von Monte Carlo. Bis auf Platz 4 der Weltrangliste kletterte er.

Das Beste an ihm: Er polarisiert so stark wie kaum ein anderer Spieler auf der Männertour. Im vergangenen Jahr legte er sich bei den US Open mit dem Publikum an, beleidigte einzelne Zuschauer und streckte (heimlich) den Mittelfinger gen Tribüne. Spätestens im packenden Fünf-Satz-Finale (das er gegen Rafael Nadal verlor) zollten ihm die New Yorker wieder Anerkennung.

Daniil Medvedev für Andrea Petkovic „perfekter James-Bond-Bösewicht“

Für die deutsche Tennisspielerin Andrea Petkovic wäre er „die perfekte Besetzung als Bösewicht für den nächsten James-Bond-Film“. Darauf angesprochen, zeigt der Russe (ATP 5) sein typisches Schurkenlächeln: „Ich denke, dass ist ein Kompliment, mit dem ich sehr gut leben kann. Bei den US Open war ich zu Beginn der Bösewicht, das gebe ich zu. Aber ganz ehrlich: Ich versuche nicht, ein netter Typ zu sein – ich will einfach nur ich selbst sein“, sagte er auf Nachfrage der MOPO.

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Eine ganz persönliche Fehde führt er seit ein paar Jahren mit seinem griechischen Kollegen Stefanos Tsitsipas (ATP 6), der diese Woche auch am Rothenbaum dabei ist. 2018 krachte es zum ersten Mal zwischen den beiden bei den Miami Open: Beim Handshake am Netz entglitt Tsitsipas ein „bullshit Russian“, was Medvedev auf die Palme brachte: „Man, you better shut your fuck up“, bellte er den Griechen an.

Tennis: Traum-Finale für Daniil Medvedev am Rothenbaum?

Später diktierte Medvedev den Tennisreportern in den Block: „Er ist nur ein kleiner Junge, der nicht weiß, wie man kämpft.“ Sollten sich die beiden im Rothenbaum-Finale wiedersehen, wäre reichlich Zündstoff in der Partie. Zur MOPO sagte er: „Ich interessiere mich nicht besonders für ihn.”

In der ersten Runde wartet auf Medvedev der Franzose Ugo Humbert (ATP 42), der ebenfalls zu den großen Talenten auf der ATP-Tour gilt. Der filmreife Auftritt des Tennis-Schurken kann beginnen. 

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