• Wies die Vorwürfe der Sonderbehandlung für Profi-Fußballer entschieden zurück: Bayern Boss Karl-Heinz Rummenigge
  • Foto: imago images/Martin Hoffmann

Impf-Vorbilder?: Rummenigge: „Wollen uns nicht vordrängeln – und sind nicht arrogant“

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge hat Vorwürfe, der Fußball beanspruche in der Corona-Pandemie eine Sonderrolle, zurückgewiesen. „Wir sind überhaupt nicht arrogant, wir verlangen überhaupt keine Sonderrolle“, sagte der Vorstandschef am Samstag im Aktuellen Sportstudio des ZDF.

„Der Fußball hat nach wie vor Demut.“ Aber auch der Profi-Fußball, der seinen Spielbetrieb derzeit ohne Zuschauer fortsetzen darf, sei von der Pandemie betroffen. „Wir sind alle in unserem Land angespannt“, sagte Rummenigge. „Es ist nicht so einfach, auch für den Fußball.“

Anhaltende Impfdebatte: Rummenigge fühlt sich missverstanden

Seine Aussagen zum Impfen von Fußball-Profis hat der Bayern-Boss als „missverständlich“ bezeichnet, hält aber an seiner Betonung einer möglichen Vorbildrolle der Kicker-Zunft fest. „Wenn es irgendwann mal ausreichend Impfstoff gibt, dann wäre es am Fußball, ein Vorbild zu sein – und dann eben seine Spieler impfen zu lassen, um den Bürgern zu zeigen, dass Impfen keine Schädigung mit sich bringt“, sagte er im ZDF-Sportstudio.

Der 65-Jährige wies den Vorwurf zurück, es gehe ihm bei seinem Vorstoß hauptsächlich um Eigennutz: „Wir wollen uns da in keinster Weise vordrängeln. Wir wollen uns genauso in die Reihe stellen, wie das von uns verlangt wird.“ Es gehe nicht darum, eigene Probleme lösen zu wollen. Corona aber zehre an den Nerven aller, „auch an den Nerven des Fußballs.“

Rummenigge über Europapokal-Reisen: „Entscheidung der UEFA“

Die Reisen der Klubs im Europapokal verteidigte Rummenigge. „Man darf dem deutschen Fußball da keinen Vorwurf machen. Das sind keine Entscheidungen der Klubs, das ist eine Entscheidung der UEFA“, sagte er.

„Die Alternative wäre, nicht mehr an der Champions League teilzunehmen.“ Zuletzt hatte RB Leipzig wegen Reisebeschränkungen sein Achtelfinale gegen den FC Liverpool in Budapest bestritten. Dies sei „diskussionswürdig, weil man den Eindruck bekommt, der Fußball hat eine Sonderrolle.“

Bayern-Boss erkennt gefährliche Tendenz im Fußball

Der 65-Jährige warnte in Corona-Zeiten zudem vor einer gefährlichen Tendenz in Bezug auf den Fußball. „Ich glaube, wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir im Moment aus der Fußballdebatte keine Neiddebatte machen“, erklärte Rummenigge weiter.

Man habe Spieler mit „wahnsinnig hohen Gehältern“, so der Boss des Klub-Weltmeisters, „mir wird es ein bisschen zu sehr in die Richtung interpretiert, die sind privilegiert, die dürfen spielen, die Spieler verdienen unglaublich hohe Gehälter.“

Natürlich sei man privilegiert, weil man spiele könne. „Das ist ein Privileg“, räumte Rummenigge ein, der seinen Posten bei den Bayern Ende des Jahres an Oliver Kahn weitergeben wird, „aber ich glaube trotzdem, dass es nicht schädlich ist, dass der Fußball weiter spielen darf. Das ist gut.“ Viele Millionen Menschen würden sich mit dem Thema Fußball befassen, seien emotional involviert.

Kritik an Haltung zu Katar: Rummenigge fordert „Geduld“

Nach anhaltender Kritik an der Partnerschaft des FC Bayern mit Katar hat der Münchner Vorstandschef „notwendige Geduld“ mit dem Land eingefordert. Bei den Menschen- und Arbeitsrechten sei Katar „schon ein ganzes Stück nach vorn gekommen.“

Den Forderungen, der FC Bayern müsse sich gegenüber dem WM-Ausrichter von 2022 stärker positionieren und deutlichere Zeichen setzen, entgegnete Rummenigge: „Wir beim FC Bayern sind der Meinung, dass man in einem Dialog viel mehr erreicht als in einer permanent kritischen Haltung.“

Rummenigge appelliert an den Realismus: „Können nicht die ganze Welt retten“

Die Münchner werden von der Fluglinie Qatar Airways unterstützt und nutzten Katar mehrfach für ihr Winter-Trainingslager. Die Frauenfußballerinnen der Bayern waren zuletzt ebenfalls in Katar. Auch aus der Münchner Fanszene gab es in der Vergangenheit immer wieder Kritik an der Partnerschaft.

Rummenigge verwies darauf, dass sich das noch junge Land entwickelt habe. Der Fußball leiste einen „großen Beitrag zur Verbesserung der Situation“. Der FC Bayern oder der Fußball allein könnten aber keine umfassenden Veränderungen bewirken. „Wir können nicht die ganze Welt verbessern“, sagte Rummenigge.

Das könnte Sie auch interessieren: 230.000 Euro für einen EInsatz: Fußballfan kauft Spieler vom Gegner

Nach Einschätzung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat sich die Lage ausländischer Arbeiter in Katar zuletzt verbessert, das Land setze seine Reformen aber nur unzureichend um. Zudem werden demnach einheimische Arbeitgeber bei Verstößen häufig nicht zur Rechenschaft gezogen. Dadurch sind laut Amnesty Tausende Arbeiter weiter der Gnade skrupelloser Arbeitgeber ausgesetzt, deren Missbräuche straflos blieben. (mp/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp