Ex-Vorsänger neuer HSV-Präsident: Übernehmen jetzt die Ultras die Macht?
Henrik Köncke ist neuer HSV-Präsident. Der ehemalige Ultra und Vorsänger übernimmt das Amt von Marcell Jansen. Der 34-Jährige setzte sich in einer Marathon-Sitzung bei der Präsidiums-Wahl auf der HSV-Mitgliederversammlung deutlich gegen Unternehmer Frank Ockens und Ehrenratsmitglied Kai Esselsgroth durch. Zuvor gab es einige hitzige Diskussionen und auch eine positive Überraschung. Es war ein historischer Tag für den HSV.
„Wir haben eine lange Mitgliedersammlung vor uns, aber ganz sicher keine langweilige.“ Mit diesen Worten hatte Dr. Andreas Peters am Samstag um 10.30 Uhr die Versammlung im Volksparkstadion eröffnet. Es folgte ein Programm, das bis 19.18 Uhr dauerte. Knapp 1400 Mitglieder waren in der Spitze dabei. Bis zum Schluss hielt aber nicht mal die Hälfte durch.
Hitzige Diskussion nach Magath-Verbot
Im Mittelpunkt stand die Wahl des neuen HSV-Präsidiums. Bevor es dazu kommen konnte, wurde erst mal diskutiert, ob diese überhaupt in der geplanten Form stattfinden kann. Auslöser war vor allem Felix Magath, der zuvor vom Beirat nicht zur Wahl zugelassen worden war. Ein Vorgang, der auch dazu führte, dass ein Dringlichkeitsantrag auf Aussetzung der Wahl des neuen Präsidiums eingereicht wurde.

Die WochenMOPO – ab Freitag neu und überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
- Drama um Hamburger Zwillinge (23): Getötet auf dem Radweg
- Lärm, Besucher, Verkehr: So läuft’s am Westfield
- Für die Ferien: Altona all inclusive!
- Wurden die Grünen abgekocht? Senatorin Fegebank im Interview
- Große Rätselbeilage: Knobelspaß für jeden Tag
- 20 Seiten Sport: HSV-Star Glatzel hat keine Lust auf die zweite Reihe und der FC St. Pauli muss im Trainingslager zu alten Stärken finden
- 20 Seiten Plan7: Auf St. Pauli steigt das „Spielbudenfestival“ und viele weitere Ausgeh-Tipps für jeden Tag
Die Auswahl der Präsidiums-Kandidaten wurde von einigen Mitgliedern als „nicht demokratisch“ und „nicht satzungskonform“ bezeichnet. Von „Befangenheit“, „Interessenskonflikten“, „einem Skandal“ oder auch einer „bodenlosen Frechheit“ war bei der Aussprache unter anderem die Rede. Gut eine Stunde lief die hitzige Debatte, bei der immer wieder der Beirat attackiert wurde. Gleichzeitig wurde aber auch da schon deutlich, dass die meisten anwesenden Mitglieder mit dem Vorgang und der Magath-Absage kein großes Problem hatten. Die Mehrzahl war genervt von der Diskussion. Entsprechend fiel dann auch das Ergebnis aus. Über 90 Prozent der Mitglieder stimmten gegen die Zulassung des Dringlichkeitsantrags.
Vize-Kandidatin zieht nach Köncke-Wahl zurück
Es war ein kleiner Vorgeschmack und auch klarer Hinweis für die folgende Präsidiumswahl. Köncke konnte bei der Vorstellung nicht mit den besten Inhalten überzeugen. Er hatte unter den anwesenden Mitgliedern die meisten Fürsprecher. 1187 gaben bei der Präsidentenwahl letztlich ihre Stimme ab. Köncke (780) erreichte mit 65,71 Prozent direkt die absolute Mehrheit, Esselsgroth (345 Stimmen, 29,06 Prozent) und Frank Ockens (62 Stimmen, 5,22 Prozent) hatten keine Chance.
Das könnte Sie auch interessieren: Die Mitgliederversammlung im Liveticker zum Nachlesen
Ein historischer Tag für den HSV. Erstmals trägt ein Ex-Ultra nun das höchste Amt im Verein. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Abgestimmt hat darüber am Ende nur knapp ein Prozent der insgesamt etwa 127.000 HSV-Mitglieder. Als neue Vizepräsidenten wurde Laura Ludwig gewählt, Gegenkandidatin Anna Stöcken hatte ihre Kandidatur nach der Köncke-Wahl zurückgezogen. Als Schatzmeister komplettiert Michael Papenfuß das neue Präsidium.

„Ich blicke voller Zuversicht auf die Zusammenarbeit und freue mich auf die nächsten Jahre“, erklärte Köncke, der gleichzeitig direkt klarstellte, dass durch seine Wahl jetzt nicht die Ultras beim HSV die Macht übernehmen werden. „Ich glaube, das war schon in den letzten zweieinhalb Jahren nicht der Fall, als ich im Aufsichtsrat tätig war. Ich glaube, da ist schon herübergekommen, dass ich Brücken bauen und Menschen verbinden kann. Das habe ich für die nächsten Jahre vor.“ Am Ende wird er sich an Ergebnissen messen lassen müssen.
Das könnte Sie auch interessieren: Nur noch zehn Tage unter Vertrag: Ist das Selkes letzter HSV-Countdown?
Ein ziemlich beeindruckendes Ergebnis präsentierte am Samstag im Volksparkstadion Finanzvorstand Eric Huwer, der bei der Mitgliederversammlung eine historische Nachricht zu verkünden hatte. Der HSV wird das laufende Geschäftsjahr nicht nur zum vierten Mal in Folge mit einem Plus abschließen. „Die Nettofinanzverbindlichkeiten betragen zum Ende dieses Geschäftsjahres null Euro. Der neue HSV ist schuldenfrei“, so Huwer, der betonte, dass in den vergangenen sieben bis acht Jahren beim HSV 75 Millionen Euro Nettofinanzverbindlichkeiten erfolgreich abgebaut werden konnten. Huwer: „Das ist ein Wendepunkt. Der neue HSV gehört wieder sich selbst und startet in der Bundesliga mit einer ganz neuen Identität.“ Und mit einem Präsidenten, der wie Trainer Merlin Polzin früher selbst auf der Nordtribüne stand.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.