• Gute Stimmung, starker Teamgeist: Marcel Kokoszka, Jan Kleineidam, Pelle Fick und Jonas Gertges (v.l.n.r.) genießen den letzten Sieg des Jahres.
  • Foto: WITTERS

Hamburger Wintermärchen: Handballer spielen zu gut – Verein muss für Bundesliga planen!

Besser geht es kaum. Zum Jahreswechsel grüßen Hamburgs Handballer von der Tabellenspitze und rutschen mit dem Schwung aus neun Siegen in Serie ins neue Jahr, in dem der HSVH eine neue Rolle spielen wird – ob er will oder nicht: Aufstiegskandidat. Es ist eine beispielhafte Erfolgsgeschichte, die fast zu schön ist, um wahr zu sein. Ein Hamburger Wintermärchen. Endet es im Sommer in der Bundesliga?

Momentaufnahme. Das sagte Trainer Torsten Jansen in letzter Zeit immer wieder, wenn er auf die Tabelle der Zweiten Bundesliga angesprochen wurde. Nach dem 26:24-Sieg gegen Rimpar war auch dem Coach, der den Fuß stets auf der Euphoriebremse hat, klar, dass besagte Momentaufnahme von längerer Dauer sein wird. „Das sieht jetzt sechs Wochen so aus.“ Die Liga pausiert bis zum 5. Februar.

Hamburg überwintert als Erster in Liga zwei. Wer hätte das gedacht?

HSV Hamburg glänzt als Spitzenreiter im Unterhaus

„Das ist überragend“, freut sich Leif Tissier (21). „Wir können stolz sein auf das, was wir bisher geleistet haben, werden uns aber nicht darauf ausruhen“, betont der Rückraumspieler im Gespräch mit der MOPO.

Leif Tissier vom Handball Sport Verein Hamburg

Überflieger: Leif Tissier (21) ist der herausragende Spieler im Team der Hamburger und auch einer der Besten der Liga.

Foto:

WITTERS

Die Hamburger sind mit 26:4 Punkten Spitzenreiter, was auch daran liegt, dass der VfL Gummersbach zwei Spiele weniger absolviert hat. Sie haben aber auch bereits vier Zähler Vorsprung auf Nicht-Aufstiegsplatz drei.

„Wir genießen den Moment und müssen uns manchmal selbst kneifen“, sagt Geschäftsführer Sebastian Frecke der MOPO. „Unter den schwierigen Bedingungen und nach den vielen Corona-Fällen zu Saisonbeginn solche eine Serie hinzulegen, ist sensationell. Man muss den Jungs und dem Trainerteam ein Riesen-Kompliment machen.“

Hamburg wurde trotz Corona-Wirbel ein Spitzenteam 

Der HSVH ist in dieser Spielzeit zu einem homogenen und selbstbewussten Spitzenteam gereift, das vor allem als Kollektiv überzeugt, Schwächephasen und Ausfälle gut kompensieren kann, auch wenn spielerisch immer noch Luft nach oben ist.

Außergewöhnlich ist, dass die Mannschaft nicht nur auf dem Parkett als verschworene Einheit auftritt, sondern es auch außerhalb der Halle einen starke Bindungen gibt. Wer mit Spielern spricht, hört immer wieder, dass das Team zugleich ein Freundeskreis ist.

HSV Hamburg: Großer Teamgeist, besondere Mischung

„Viele von uns haben schon in der Jugend zusammengespielt. Jetzt spielen wir in der Zweiten Liga ganz oben mit“, sagt Tissier. „So etwas mit seinen Freunden zu schaffen, ist etwas Besonderes.“

Es ist Tissier, der zuletzt regelmäßig aus dem Kollektiv herausragte und ein Paradebeispiel für die gelungene Entwicklung zahlreicher Nachwuchsspieler beim HSVH ist. Tissier ist nicht nur bester Torschütze seines Teams (75 Treffer), sondern auch Nummer drei in der Torschützenliste der Liga, in der er mittlerweile als einer der besten Spieler glänzt.

Leif Tissier ragt aus dem starken Kollektiv heraus

Beim HSVH sind die Eigengewächse nicht nur Mitläufer, sondern Leistungsträger und auch Matchwinner. Dem Verein gelingt, wovon andere Klubs träumen. In erster Linie ist das ein Verdienst von Jansen, der den Prozess mit einer fruchtbaren Mischung aus fördern und fordern vorantreibt. In dieser Saison laufe es „besser als wir vorher gedacht haben“, urteilt der Coach.

Torsten Jansen, Trainer des Handball Sport Verein Hamburg

Applaus: Trainer Torsten Jansen ist stolz auf seine Mannschaft.

Foto:

WITTERS

Die Hamburger steuern auf Aufstiegskurs, aber vom Aufstieg möchte keiner reden. „Ende März kann man auf die Tabelle schauen“, verweist Tissier auf die 21 noch ausstehenden Spiele.

HSV Hamburg muss vorsorglich für Bundesliga planen

Sein Verein kann das Thema Aufstieg nicht so lange ausblenden, im Gegenteil. Anfang März beginnt das Lizenzierungsverfahren, dann müssen die Vereine ihre Unterlagen einreichen.

Mit Beginn des neuen Jahres, so Frecke, werde sich der HSVH auch mit einem Bundesliga-Szenario beschäftigen. „Wir werden für die Zweite und die Erste Liga planen. Die Mannschaft zwingt uns ja dazu“, sagt er mit einem Zwinkern.

Sebastian Frecke ist als Geschäftsführer des Handball Sport Verein Hamburg

Sebastian Frecke leistet als Geschäftsführer des HSVH erfolgreiche Arbeit

Foto:

WITTERS

Ist der HSVH schon bereit für die Bundesliga?

„Rein strukturell könnten wir den Schritt schaffen“, sagt Frecke. „Sportlich müssten wir noch eine Schippe drauflegen und drei, vier Neuverpflichtungen vornehmen.“

Hamburg müsste für die Handball-Bundesliga aufrüsten

Auch wirtschaftlich müsste aufgerüstet werden mit neuen Sponsoren. Bestehende Partner müssten ihr Engagement ausbauen. Der aktuelle Höhenflug helfe dabei, so Frecke. „Wir haben uns sportlich eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet, nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

Das könnte Sie auch interessieren: Comeback-Märchen mit Kracher-Toren

Sie bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden beim HSVH. Die Spieler dürfen jetzt allerdings die Füße hochlegen. Bis zum Trainingsauftakt am 12. Januar ist frei. Höchste Zeit, dem Körper eine Pause zu gönnen und „mental mal abzuschalten“, betont Jansen. „Das haben sich alle verdient.“ Und wie!

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp