41 Tore! Hamburgs Handballer brennen Feuerwerk ab, Trainer findet es „nicht schlecht“
Verkehrschaos und lange Staus bei der Anfahrt zur Arena, aber innerhalb der Sporthalle in Alsterdorf lief es wie geschmiert. Es ging sogar richtig rund und war eigentlich schon zur Halbzeit gelaufen. Mit Vollgas-Handball überrollte der HSV Hamburg die Gäste vom TVB Stuttgart förmlich, feierte einen souveränen 41:28 (21:12)-Erfolg und begeisterte mit dem vierten Heimsieg in Serie und dem höchsten der Saison seine Fans. Nur eine technische Panne konnte den HSVH kurz stoppen.
Für Hamburgs Trainer Torsten Jansen, Freund des trockenen Humors und der Lakonie, waren der einseitige Spielverlauf und Endergebnis ein Siebenmeter ohne Torwart. „War nicht schlecht“, meinte der Coach und verzog wenige Minuten nach Spielende in den Katakomben der Halle zunächst keine Miene. Dann grinste er breit. Nochmal von vorn, jetzt aber richtig und seriös: „Hut ab! Das hätte ich nicht gedacht. Das war sehr stark. Vorne hat alles gepasst, hinten war es auch gut.“
HSV Hamburg fegt Stuttgart weg: „Hat alles funktioniert“
Die Fans – begeistert, obwohl die Partie gegen erschütternd harmlose Schwaben, die an diesem Abend mit allem geizten, was eine Bundesligamannschaft auf die Platte bringen muss, um konkurrenzfähig zu sein, nur in den ersten 15 Minuten noch so etwas wie Spannung versprüht hatte. Es hätten aber aus Hamburger Sicht gerne mehr sein können als die 2806 Zuschauenden.
Die auf Tabellenplatz zehn liegenden Gastgeber hatten gegen die fünf Ränge schlechter platzierten Stuttgarter von der ersten Minute an keinen Zweifel gelassen, wer der Herr im Hause ist und das Spiel gewinnen wird. Im Angriff trumpfte der HSVH mit hohem Tempo und hervorragender Abschlussquote auf, traf aus allen Lagen. In der Abwehr agierte das Team kompakt, zumeist hellwach und griffig. „Wir hatten eine Wahnsinnsquote vorne“, lobte Jansen. „Das war so ein Spiel, wo alles funktioniert.“
Torhüter Robin Haug in der ersten Halbzeit überragend
Dahinter, zwischen den Pfosten, zeigte Keeper Robin Haug vor allem in der ersten Halbzeit eine großartige Leistung und lieferte neun seiner insgesamt zehn Paraden. Der gefeierte Norweger schien besonders motiviert und beflügelt durch seine vor wenigen Tagen erfolgte XXL-Vertragsverlängerung bis 2030. Im zweiten Durchgang konnte er das Level nicht halten und machte eine Viertelstunde vor Schluss für Mohamed El-Tayar Platz. Zu diesem Zeitpunkt lag der HSVH mehr als komfortabel mit 34:22 vorn.
Das einzige, was den furiosen HSVH zwischenzeitlich stoppen konnte, war ein technisches Problem am Zeitnehmertisch (53.), dessen Lösung einige Minuten in Anspruch nahm. Die Gästemannschaft dürfte sehr dankbar für die Verschnaufpause gewesen sein. In der Schlussphase schickte Hamburgs Trainer mit den beiden Außen Alexander Hartwig und Levin Unbehaun sowie den Rückraumspielern Ben Levermann und Collin Kohlhof gleich vier Nachwuchskräfte aufs Parkett. Aus Hamburger Sicht ergab das Sinn, für den Gegner war es die Höchststrafe – genau wie das Durchbrechen der 40-Tore-Marke.
Torsten Jansen happy, Jürgen Schweikhardt gefrustet
Mehr Treffer hatte der HSVH in dieser Spielzeit nur beim ebenso überraschenden wie überragenden 42:32 gegen Meisterschaftskandidat Melsungen im März. Auch so ein Spiel, in dem einfach alles klappte. „Wir haben den Spaß bis in die letzte Minute getragen“, freute sich Jansen, dass seine Mannschaft nie nachgelassen oder einen Gang runtergeschaltet, sondern lediglich in der Abwehr nicht mehr ganz so konsequent zugepackt hatte.
Nichts zu meckern gab es für Jansen, der ankündigte: „Es gibt es keine Analyse zum Spiel.“ Der Blick geht nur nach vorn, die Videoanalyse gibt es zum nächsten Gegner. Schon am Montag müssen seine Mannen wieder ran, dann steht das Auswärtsspiel beim Tabellenzwölften Leipzig an.
Andersen und Sauter beste Torschützen des HSV Hamburg
Redebedarf gibt es dagegen bei den Stuttgartern. Trainer Jürgen Schweikhardt war total bedient und ratlos. „Lag es daran, dass der HSV so gut war, oder wir so schlecht? Beides“, bilanzierte der Coach nach einem „rabenschwarzen Tag“. Sein Team habe nach zehn Minuten „kein Bein mehr auf den Boden bekommen“, die hohe Niederlage sei ein „ordentlicher Wirkungstreffer.“ Jetzt muss er sein Team aufrichten. Am Sonntag steht der Süd-Gipfel gegen den ebenfalls noch um den Klassenerhalt kämpfenden HC Erlangen an. Ein heißes Duell.
Tore HSVH: Sauter (7), Andersen (7/2), Lassen (6), Tissier (5), Mortensen (5), Weller (5), Magaard (4), Hartwig (1), Unbehaun (1)
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