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  • Laura Ludwig (l.) und Margareta Kozuch wollen das Corona-Jahr nutzen, um die bestmögliche Basis für die Olympia-Saison 2021 zu schaffen.
  • Foto: WITTERS

Hamburgs Beach-Lieblinge: Laura Ludwig und Maggie Kozuch: Neue Lust nach Olympia-Frust

Ohne Corona wären sie jetzt nicht in Hamburg, sondern am anderen Ende der Welt und würden bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio um Punkte und Siege baggern. So aber schlagen Laura Ludwig (34) und Margareta Kozuch (33) am Wochenende in Düsseldorf auf, wo das zweite Qualifikations-Turnier zu den Deutschen Meisterschaften in Timmendorf steigt. Mit der EM gibt es sogar noch einen unverhofften internationalen Saisonhöhepunkt. 2020 ist zwar alles eine Nummer kleiner, die Hoffnung der Hamburgerinnen dafür umso größer, im nächsten Jahr so richtig durchzustarten.

.„Tokio ist ganz weit weg“, sagt Laura Ludwig im Gespräch mit der MOPO, und sie meint nicht die 9000 Kilometer Luftlinie, sondern die emotionale Distanz.

Die Absage und Verschiebung der Sommerspiele auf 2021 sei anfangs „ein Schlag ins Gesicht“ gewesen und habe sie in ein tiefes Loch gestürzt, „aber ich trauere dem nicht mehr nach“.

Laura Ludwig hat durch die Olympia-Verschiebung entschleunigt

Statt mit den Gedanken in die Ferne zu schweifen und zu hadern, hat die Olympiasiegerin von 2016 vor allem in den ersten Wochen nach Ausbruch der Corona-Pandemie viel Kraft aus der Nähe zur Familie und der gemeinsamen Zeit mit Lebenspartner Imornefe Bowes und Sohn Teo (2) geschöpft, „genossen und entschleunigt“ und scheint dabei auch wieder ihre Mitte gefunden zu haben.

„Ich kann entspannter und besser arbeiten“, bekennt Ludwig, der die Doppelbelastung als Leistungssportlerin und Mutter sowie der Wechsel der Teampartnerin von Kira Walkenhorst zu Kozuch in der vergangenen Saison mehr zugesetzt hatte als sie sich eingestehen wollte.

Laura Ludwig: „Ich fühle mich freier“

„Jetzt habe ich wieder mehr Spaß am Training. Ich bin anders ehrgeizig. Nicht mehr so verbissen, aber immer noch mit 120 Prozent bei der Sache. Ich mache mir weniger Druck und habe mehr Lust. Ich fühle mich freier auf dem Feld.“

Von einer Befreiung spricht auch „Maggie“ Kozuch und führt das auf den intensiven Prozess der vergangenen Monate zurück. „Wir gehen im Training tiefer, in Richtung Kern, körperlich und auch mental. Dazu hätten wir ohne Corona nie die Zeit gehabt. Diese Arbeit tut mir gut und hat mir eine gewisse Ruhe und Sicherheit gegeben.“

Margareta Kozuch: Zeit ohne Turniere gut genutzt

Basisarbeit. In jeder Hinsicht. Sie soll das Fundament bilden, um gemeinsam das volle Potenzial abrufen und vor allem konstant auf den Court bringen zu können. Diese Basis habe in der vergangenen Saison noch gefehlt, so Kozuch.

Es geht darum, im Sand eine möglichst perfekte Symbiose zu bilden. Das ist schwierig und langwierig. Es hat gedauert, bis sich Ludwig und Kozuch als Team gefunden und aufeinander eingestellt haben.

Corona-Pause war für Ludwig und Kozuch eine Chance

„Wir mussten uns neu kennenlernen“, beschreibt Ludwig die wohl größte Herausforderung im ersten gemeinsamen Jahr. Sie und Kozuch kennen und mögen sich zwar seit ihrer Jugend, aber das half ihnen sportlich zunächst nicht. Vielleicht war es anfangs sogar hinderlich. „Man kennt sich als Mensch, aber nicht im Hochleistungssport und im Ausnahmezustand auf dem Court, wenn man unter Strom steht und voller Adrenalin ist. Das ist ein längerer Prozess und braucht Zeit.“

Die Corona-Pause hat ihnen mehr Zeit eingeräumt, weshalb die Trainingseinheiten mit reichlich Detailarbeit auch von „vielen Gespräche“ flankiert wurden.

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Hamburg: Beachvolleyball-Turnier zu Hause

Training ist das eine, Wettkampf das andere. Die Wiederaufnahme des Spielbetriebes auf nationaler Ebene ist ein Segen. „Es ist extrem wichtig, dieses Jahr das Wettkampfgefühl zu haben und das Adrenalin zu spüren“, sagt Ludwig, die mit Kozuch beim ersten von zwei Turnieren in Düsseldorf vor einer Woche einen guten zweiten Platz belegt hatte. An diesem Wochenende steigt die zweite Auflage.

In zwei Wochen tritt das Duo beim Turnier in Hamburg an, bevor es zur DM nach Timmendorf geht (3. bis 6. September), die lange als Schlusspunkt galt. Vor zwei Wochen kam dann die Nachricht, dass die EM in Jurmala/Lettland (16. bis 20. September) trotz Corona stattfindet.

Beach-EM in Jurmala für Ludwig „der Saisonhöhepunkt“

„Die EM ist jetzt der Saisonhöhepunkt. Wir freuen uns drauf“, sagt Ludwig und Kozuch ergänzt: „Das sind wertvolle internationale Spiele als Standortbestimmung.“ Für Tokio. Das große Ziel.

Ludwig hofft, dass die Sommerspiele 2021 wie geplant stattfinden. „Wir alle müssen uns aber darauf einstellen, dass es nicht Olympische Spiele werden, wie man sie kennt.“ Dass die Wettbewerbe wegen Corona möglicherweise vor spärlich gefüllten oder gar leeren Rängen stattfinden könnten, sieht sie pragmatisch. „Natürlich ist es mit Publikum viel schöner, aber lieber Tokio ohne Zuschauer als gar keine Spiele.“

Laura Ludwig: Lieber Olympia ohne Zuschauer als gar keine Spiele

Aber wer weiß in diesen verrückten Zeiten schon, was in einem Jahr ist…

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