Yann Bisseck und Lautaro Martínez auf dem Spielfeld.

Yann Bisseck (l., hier mit Lautaro Martinez) ist ein wichtiger Teil der Mannschaft des Champions-League-Finalisten Inter Mailand. Foto: IMAGO / Buzzi

Champions-League-Finale statt Berlin-WG: Die unglaubliche Geschichte von Yann Bisseck

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Yann Bisseck wollte seine Karriere beenden und Medizin studieren, jetzt ist er Nationalspieler und steht im Champions-League-Finale.

So als Champions-League-Sieger, sagt Yann Bisseck und lacht, „kann man eigentlich auch aufhören mit dem Fußball“. Viel besser als mit Inter Mailand nach dem Finale am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) gegen Paris Saint-Germain den Henkelpott in den Nachthimmel zu stoßen, könne es „nicht mehr werden“, meint er. Ans Aufhören verschwendet Bisseck trotzdem keinen ernsthaften Gedanken – seine Karriere schien früh genug beendet, ehe sie so richtig begann.

Die vierte Leihe veränderte die Karriere von Bisseck

Noch 2021 wurde er bei Vitoria Guimarães in Portugal in die zweite Mannschaft herabgestuft, nach der „dritten erfolglosen Leihe“ weg von seinem Stammverein 1. FC Köln dachte Bisseck daran, seine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Der Plan: „Mit einem Kumpel nach Berlin ziehen. Medizin studieren. Eine WG aufmachen.“ Vier Jahre später ist er italienischer Meister, Nationalspieler und in München einziger deutscher Champions-League-Finalist.


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„Ich habe nie an meinem Talent gezweifelt“, sagt Bisseck, doch „dass es jetzt so steil nach oben geht“, hat er nicht erwartet. Die vierte Leihe nach Aarhus in Dänemark brachte 2021 die Wende, der ehemalige Kapitän der deutschen U21 empfahl sich für Inter und dort für Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Wenn ich daran denke, dass ich fast mit dem Fußballspielen aufgehört hätte, bin ich jetzt extrem froh darüber, wie alles gelaufen ist“, sagt er.

Spitzname „Dr. Bisseck“

Studiert hat der 24-Jährige, der mit 16 Jahren Abi machte, trotzdem – Volkswirtschaftslehre an der Uni Köln und aus der Ferne Media and Marketing Management. In Italien nennen sie ihn „Dr. Bisseck“, oder wegen seiner Kraft und Größe (1,96 m) sowie in Anlehnung an seinen Nachnamen „Il Bisteccone“, „das große Steak“. Für DFB-Abwehrchef Antonio Rüdiger ist Bisseck schlicht: „Ein Genie, ne?!“

Im März gab Yann Bisseck (r.) an der Seite von Jonathan Tah sein Debüt in der Nationalmannschaft. imago/Revierfoto
Jonathan Tah und Yann Bisseck klatschen ab
Im März gab Yann Bisseck (r.) an der Seite von Jonathan Tah sein Debüt in der Nationalmannschaft.

Auch Nagelsmann hält große Stücke auf ihn. „Ich finde, dass er sehr viel mitbringt“, sagt der Bundestrainer über den Verteidiger, den er im März gegen Italien debütieren ließ und nun fürs Final Four der Nations League nominiert hat: „Er ist ein Spieler mit einem guten, interessanten Karriereverlauf.“

Bisseck: „Ich habe noch ’ne Menge vor!“

Bissecks Wurzeln liegen in Kamerun, seit der U17 spielt er für den DFB, den Adler trug er „schon immer mit großem Stolz auf der Brust“. Forsche Töne sind seine Sache nicht. Der gläubige Bisseck, der eine Halskette mit einem großen, goldenen Kreuz trägt, tritt cool, locker und bescheiden auf. Nagelsmann bescheinigt ihm „eine gute Ausstrahlung, ein fröhliches Wesen und Lust auf Fußball“.

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In Italien hat er die hohe Abwehrschule gelernt. Und das Medizinstudium? Das habe er immer noch im Hinterkopf, sagt Bisseck, aber aktuell zähle vor allem der Fußball. „Ich habe noch ’ne Menge vor!“ Auch nach einem möglichen Champions-League-Sieg.(sid/abl)

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